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Traffic signs, sandwich boards and posters: Friedlander's portrait of words in the worldFor more than five decades, Lee Friedlander has repeatedly been drawn to the signs that inscribe the American landscape, from hand-lettered ads to storefront windows to massive billboards. Incorporating these markings with precision and sly humor, Friedlander's photographs record a kind of found poetry of desire and commerce. Focusing on one of the artist's key motifs, Lee Friedlander: Signs presents a cacophony of wheat-paste posters, Coca-Cola ads, prices for milk, road signs, stop signs, neon lights,…mehr

Produktbeschreibung
Traffic signs, sandwich boards and posters: Friedlander's portrait of words in the worldFor more than five decades, Lee Friedlander has repeatedly been drawn to the signs that inscribe the American landscape, from hand-lettered ads to storefront windows to massive billboards. Incorporating these markings with precision and sly humor, Friedlander's photographs record a kind of found poetry of desire and commerce. Focusing on one of the artist's key motifs, Lee Friedlander: Signs presents a cacophony of wheat-paste posters, Coca-Cola ads, prices for milk, road signs, stop signs, neon lights, movie marquees and graffiti. The book collects 144 photographs made in New York and other places across the US, and features self-portraits, street photographs and work from series including The American Monument and America by Car, among others. Illegible or plainspoken, crude or whimsical, Friedlander's signs are an unselfconscious portrait of modern life. Lee Friedlander (born 1934) began photographing in 1948. Among his many monographs are Sticks and Stones, Self-Portrait, Letters from the People, Cherry Blossom Time in Japan and At Work, among others. His work was included in the influential 1967 exhibition New Documents at the Museum of Modern Art, New York, curated by John Szarkowski. Among the most important living photographers, Friedlander is in the collections of museums around the world.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.08.2019

Märchen für Erwachsene

Sechzig Jahre lang hat Lee Friedlander bei seinen Reisen Botschaften am Straßenrand fotografiert: Aufrufe zum Kauf und Verweise auf ein besseres Leben. Nun gibt es sie in einem Buch.

Von Freddy Langer

Kein Vorwort, kein Nachwort, kein erläuternder Essay. Nahezu textlos kommt Lee Friedlanders jüngster Bildband daher. Nur ein Dialog steht vorneweg, gerade einmal vier Zeilen lang, entnommen dem Roman "Ein gerader Rauch" von Denis Johnson. Darin erklärt eine Person einer anderen, weshalb sie das Fotografieren aufgegeben habe: Die Kamera verwandele die Welt in ein Museum, sagt sie, anstatt in das, was sie in Wirklichkeit sei - nämlich ein verrückter Zirkus. Lee Friedlander jedoch widerspricht mit seinen knapp hundertfünfzig Schwarzweißaufnahmen, die allesamt belegen, wie sehr der Fotoapparat sich dafür eignet, das Affentheater des Lebens hervorzuheben und zu gestalten. Mehr noch aber begreift man beim Blättern allmählich, dass die Bilder der Text sind, den man zuvor vergebens suchte. Keine Aufnahme ohne Symbole, Zeichen und Wörter. Am Anfang wirbt die Leuchtreklame "Photos" für die Dienste eines Porträtstudios. "Dead End" steht auf dem letzten Bild an einem Zaun, dahinter reckt die gewaltige Skulptur eines Brontosaurus ihren winzigen Kopf in den Himmel, dazu drei Stoppschilder in Reihe, damit es auch jeder begreift: Weiter geht es nicht.

"Signs" ist ein Lesebuch, und am besten liest man es laut. Denn die Schilder schreien ja auch: "Dancing", "Cigarettes", "And", "Pizza", ergänzen sich vier Fotografien aus Dallas und New York, Chippewa Falls and New Haven zur Geschichte eines Ausflugs ins städtische Vergnügen. Das ist Lyrik ganz im experimentellen Schreibstil der avantgardistischen Poesie. Später lockt die Werbetafel eines zweitklassigen Kinos mit "Märchen für Erwachsene" sowie "Lügen", und prompt beginnt im Kopf ein Film abzulaufen, für den sich später im Buch durch explizite Verweise noch etliche Regieanweisungen finden, wobei im Werbegefecht benachbarter Unternehmen "Ekstase" und "Spaghetti" nur einen Schritt weit auseinanderliegen. Wenn ein Bild mehr sagt als tausend Worte, dann hört ein Bild mit Wörtern gar nicht mehr zu erzählen auf.

Bilder aus knapp sechzig Jahren hat Lee Friedlander für dieses Buch aus seinem Archiv zusammengetragen. Es führt kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten. Berücksichtigt die verschiedensten Lebensansichten, die sich bei Demonstrationen in den politischen und religiösen Losungen auf Bannern widerspiegeln, aber auch in dem befremdlichen Gebot auf einem Parkplatz, den Vater zu ehren - "an diesem Wochenende". Und es führt durch alle Epochen zwischen Pop-Art und Postmoderne, wobei die Botschaft der Zeichen stets auf dasselbe hinausläuft: Kauf mich, nimm mich, folge mir. Als Befehle verstehen sich diese Schilder, nicht als Anregungen. Und in der Masse addieren sie sich zu einem Bombardement, vor dem es kaum ein Entrinnen gibt. Selbst in der Einöde des Nationalparks Death Valley findet Lee Friedlander ein Schild, mit dem eigens auf die Schönheit dieses Fleckchens Welt hingewiesen wird, damit bloß niemand sie übersieht: Es zeigt einen Fotoapparat mit der Angabe "Œ Meile". Aber so weit ist Friedlander nicht mehr gefahren. Oder er zeigt es zumindest nicht. Und man müsste sich nicht wundern, wenn er allein durch das Schild die Lust an der Landschaft verloren hätte.

Am Ende kehrt sich die Wirkung fast aller Schilder auf seltsame Weise ins Gegenteil ihrer ursprünglichen Absicht um. Ein Hauch von Melancholie liegt deshalb über den meisten von Lee Friedlanders Bildern. "Alles zum halben Preis", wirbt 1968 in Washington ein Möbelladen für den Ausverkauf seines Sortiments und hat daneben eine Fotografie des vermutlich gerade ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King gehängt. Einmal allerdings ist sich ein Schild auch einfach selbst genug und verkündet mit einer gewissen Eitelkeit nur dies: "This is it!"

"Signs" von Lee Friedlander. 116 Seiten, etwa 150 Fotografien. Gebunden, 75 Dollar. Erschienen in der Buchreihe der Fraenkel Gallery, San Francisco, die bis zum 16. August auch eine Auswahl der Fotos zeigt. Information unter: www.fraenkelgallery.com.

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