Mit ihrer Erzählung "Die Judenbuche" will Annette von Droste-Hülshoff den Leser zur Mitmenschlichkeit erziehen. Das ist die Kernthese der vorliegenden Analyse. Der Vorspruch verbietet ihm, ein vorschnelles Urteil über ein "arm verkümmert Sein" zu fällen. Dieses "arm verkümmert Sein", der Protagonist, wird von den Figuren im Text mitleidlos verdammt. Dem entgegen soll der Leser mitfühlendes Verständnis entwickeln. Mitleid gebührt jedem. Daher wird die so oft in den Vordergrund gestellte Frage, ob Friedrich Mergel der Mörder des Juden Aaron sei, belanglos. Annette von Droste-Hülshoff macht in ihrer Erzählung den Leser zum Mit-Autor. Dazu dienen zahlreiche Gestaltungsmittel. Das sind vor allem die subtile Ironie, die komplizierten Bildgeflechte, die polare Struktur, die kontrastreichen Verzahnungen, die gegensätzlichen Bewertungen. Sie verlangen vom Leser einen ständigen Wechsel der Perspektive. Er muss kritische Distanz zum Geschehen üben und auch zu sich selbst. Mit diesem Ansatz,dass die Appellstruktur den Text wesentlich bestimmt, lassen sich zahlreiche der Deutungsprobleme lösen, die in manchen der bisherigen Analysen offen geblieben sind.
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