Queen Mary, Andrea Doria, Berlin, Bremen, Britannia. Das waren sie, die großen, die legendären Ozeanriesen, die zwischen 1850 und 1930 die sieben Weltmeere beherrschten. Hört man ihre Namen, so denkt man an mondäne Schiffskabinen und unermesslichen Luxus, an fröhliche Charlestonpartys an Bord und den Glamour der Goldenen Zwanziger. All das fängt unser prachtvoller Bildband ein, und noch viel mehr. Die Träume der Auswanderer, die sich jenseits des Atlantiks ein besseres Leben erhofften. Die harte Arbeit der Crew, die alles daran setzte, den Passagieren aus der High Society das Leben an Bord so angenehm wie möglich zu machen - sie vergessen zu lassen, inmitten des Ozeans zu sein.
So wie die Schiffsreise selbst, so ist auch das Buch aufgebaut: Vom Einsteigen über die Überfahrt bis zur Ankunft im Hafen. Zahlreiche historische Fotos, die nicht nur Nostalgiker und Schiffsbegeisterte zum Schwelgen bringen, lassen die historische Reise lebendig werden. Staunend erfahren wir, dass an Deckder"schwimmenden Hotels"alles geboten war, was das Herz begehrte - glänzende Tanzbälle, Zirkusvorführungen, Tennisturniere und Luxusdiners. Doch auch über die Ozeanriesen selbst erfährt der Leser viel: Jedes Schiff ist einzigartig, jedes gebaut, um Legende zu werden. Alle liegen sie miteinander im Wettstreit, welches das Schönste ist, welches das Schnellste ist. Vor allem auf den Atlantikrouten zwischen Europa und New York. Dort, wo das Meer zu fürchten ist und wo nur Kolosse den tobenden Winterwinden, den haushohen Wellen und der unerträglichen Kälte trotzen können. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist das die Route der großen Gewinne, des Handelsverkehrs, die Route, die eilige Amerikaner - Finanz- und Industriemagnaten - wählen. Gleichzeitig ist das auch die Route, auf der die Postsäcke transportiert werden, ganze Laderäume voll. Die Postbeförderung bleibt immer die Aufgabe dieser"Packet Boats", wie die Engländer die Dampfer nennen, für diesen Einsatz waren sie ursprünglich gebaut worden.
In den Jahren von 1840 bis 1850 kümmern sich die westlichen Nationen gemeinsam um die"Postschifffahrt".
So wie die Schiffsreise selbst, so ist auch das Buch aufgebaut: Vom Einsteigen über die Überfahrt bis zur Ankunft im Hafen. Zahlreiche historische Fotos, die nicht nur Nostalgiker und Schiffsbegeisterte zum Schwelgen bringen, lassen die historische Reise lebendig werden. Staunend erfahren wir, dass an Deckder"schwimmenden Hotels"alles geboten war, was das Herz begehrte - glänzende Tanzbälle, Zirkusvorführungen, Tennisturniere und Luxusdiners. Doch auch über die Ozeanriesen selbst erfährt der Leser viel: Jedes Schiff ist einzigartig, jedes gebaut, um Legende zu werden. Alle liegen sie miteinander im Wettstreit, welches das Schönste ist, welches das Schnellste ist. Vor allem auf den Atlantikrouten zwischen Europa und New York. Dort, wo das Meer zu fürchten ist und wo nur Kolosse den tobenden Winterwinden, den haushohen Wellen und der unerträglichen Kälte trotzen können. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist das die Route der großen Gewinne, des Handelsverkehrs, die Route, die eilige Amerikaner - Finanz- und Industriemagnaten - wählen. Gleichzeitig ist das auch die Route, auf der die Postsäcke transportiert werden, ganze Laderäume voll. Die Postbeförderung bleibt immer die Aufgabe dieser"Packet Boats", wie die Engländer die Dampfer nennen, für diesen Einsatz waren sie ursprünglich gebaut worden.
In den Jahren von 1840 bis 1850 kümmern sich die westlichen Nationen gemeinsam um die"Postschifffahrt".
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2006Manche freilich müssen drunten wohnen
Ozeanreisenden mag es an vielem mangeln, zwei Dinge aber haben sie im Überfluss: Horizont und Zeit. Zeit, um zu trinken, zu flirten, sich die Haare in perfekt wogende Wellen zu legen. Schließlich war eine Ozeanreise eine elegante Angelegenheit - zumindest dann, wenn man in den oberen Stockwerken der bis zu achtstöckigen Passagierschiffe logierte. Catherine Donzels schöner Bildband „Legendäre Ozeanreisen. Die große Zeit der Passagierschiffe 1850 bis 1930” (Frederking & Thaler, 39,90 Euro) erzählt vor allem von den mondänen Reisenden, den Reichen und Schönen. Denjenigen, die die Nachmittage auf dem Tennisplatz und die Abende im opulent geschmückten Ballsaal verbrachten. Die ihre Koffer stolz mit Aufklebern vom Hotel Ritz in Barcelona und dem Carlton in Cannes schmückten. Reisen, das war damals ein Abenteuer - und zwar nicht nur für diejenigen, die die Schiffe bestiegen. Schon die Abfahrt war ein Erlebnis: Trauben von Menschen sammelten sich am Kai, die einen, um die riesigen Schiffe zu bestaunen, die anderen, um ihren Lieben nachzuwinken. Und dann die Ankunft: Als die France im Jahr 1962 im Hafen von New York anlegte, umkreisten sie Dutzende von Beibooten, die zur Begrüßung Wasserfontänen aufsteigen ließen.
In fünf Kapiteln beschreibt die Historikerin Donzels das Leben auf den Schiffen. Die Messen auf dem Roten Meer, die lustige Witwe, die alle Reisenden in ihren Bann schlug, die Horden von Schiffsjungen, die Kostümbälle und Sportwettkämpfe. Manchmal wünscht man sich dabei mehr zu erfahren von denen, die in den unteren Stockwerken der Passagierboote hausten, Bett an Bett. Denn auch auf See wurde die gesellschaftliche Ordnung strikt eingehalten: Oben teilten sich die Wenigen sehr viel Raum, unten drängten sich die Vielen auf wenigen Quadratmetern. Horizont und Zeit aber hatten sie alle im Überfluss.aiko
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Ozeanreisenden mag es an vielem mangeln, zwei Dinge aber haben sie im Überfluss: Horizont und Zeit. Zeit, um zu trinken, zu flirten, sich die Haare in perfekt wogende Wellen zu legen. Schließlich war eine Ozeanreise eine elegante Angelegenheit - zumindest dann, wenn man in den oberen Stockwerken der bis zu achtstöckigen Passagierschiffe logierte. Catherine Donzels schöner Bildband „Legendäre Ozeanreisen. Die große Zeit der Passagierschiffe 1850 bis 1930” (Frederking & Thaler, 39,90 Euro) erzählt vor allem von den mondänen Reisenden, den Reichen und Schönen. Denjenigen, die die Nachmittage auf dem Tennisplatz und die Abende im opulent geschmückten Ballsaal verbrachten. Die ihre Koffer stolz mit Aufklebern vom Hotel Ritz in Barcelona und dem Carlton in Cannes schmückten. Reisen, das war damals ein Abenteuer - und zwar nicht nur für diejenigen, die die Schiffe bestiegen. Schon die Abfahrt war ein Erlebnis: Trauben von Menschen sammelten sich am Kai, die einen, um die riesigen Schiffe zu bestaunen, die anderen, um ihren Lieben nachzuwinken. Und dann die Ankunft: Als die France im Jahr 1962 im Hafen von New York anlegte, umkreisten sie Dutzende von Beibooten, die zur Begrüßung Wasserfontänen aufsteigen ließen.
In fünf Kapiteln beschreibt die Historikerin Donzels das Leben auf den Schiffen. Die Messen auf dem Roten Meer, die lustige Witwe, die alle Reisenden in ihren Bann schlug, die Horden von Schiffsjungen, die Kostümbälle und Sportwettkämpfe. Manchmal wünscht man sich dabei mehr zu erfahren von denen, die in den unteren Stockwerken der Passagierboote hausten, Bett an Bett. Denn auch auf See wurde die gesellschaftliche Ordnung strikt eingehalten: Oben teilten sich die Wenigen sehr viel Raum, unten drängten sich die Vielen auf wenigen Quadratmetern. Horizont und Zeit aber hatten sie alle im Überfluss.aiko
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.04.2006Stilvoll unterwegs: Große Schiffsreisen
Eine gängige Klage über die Verheerungen des Tourismus lautet: Die große Zeit des Reisens war in dem Moment zu Ende, als die Ozeandampfer ihre Dienste über die Meere einstellten, man einfach ins Flugzeug stieg, um von einem Kontinent zum anderen zu gelangen. Dabei ging Grundsätzliches verloren: das Empfinden von Zeit. Vom Willen zum stilvollen Reisen erzählt dieser prachtvolle Band und auch davon, wie im Rückblick sogar die Fahrt auf einem Auswandererschiff zum sinnlichen Übergang in eine neue Welt wird. Die Stationen Einschiffen, Fahren, Aussteigen gliedern das Buch. Dazu hat die Autorin Bilder und Anekdoten in solch verschwenderischer Fülle ausgebreitet, daß man das Buch nur aus einem einzigen Grund aus der Hand legen möchte: um sofort eine Schiffspassage zu buchen, die nur eine Bedingung zu erfüllen hätte - sie müßte geradewegs in die Vergangenheit führen. - Unser Foto zeigt den Querschnitt durch einen italienischen Dampfer der dreißiger Jahre.
A.O.
"Legendäre Ozeanreisen" von Catherine Donzel. Frederking & Thaler Verlag, München 2006. 192 Seiten, 220 Fotos. Gebunden, 39,39 Euro. ISBN 3-89405-665-7.
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Eine gängige Klage über die Verheerungen des Tourismus lautet: Die große Zeit des Reisens war in dem Moment zu Ende, als die Ozeandampfer ihre Dienste über die Meere einstellten, man einfach ins Flugzeug stieg, um von einem Kontinent zum anderen zu gelangen. Dabei ging Grundsätzliches verloren: das Empfinden von Zeit. Vom Willen zum stilvollen Reisen erzählt dieser prachtvolle Band und auch davon, wie im Rückblick sogar die Fahrt auf einem Auswandererschiff zum sinnlichen Übergang in eine neue Welt wird. Die Stationen Einschiffen, Fahren, Aussteigen gliedern das Buch. Dazu hat die Autorin Bilder und Anekdoten in solch verschwenderischer Fülle ausgebreitet, daß man das Buch nur aus einem einzigen Grund aus der Hand legen möchte: um sofort eine Schiffspassage zu buchen, die nur eine Bedingung zu erfüllen hätte - sie müßte geradewegs in die Vergangenheit führen. - Unser Foto zeigt den Querschnitt durch einen italienischen Dampfer der dreißiger Jahre.
A.O.
"Legendäre Ozeanreisen" von Catherine Donzel. Frederking & Thaler Verlag, München 2006. 192 Seiten, 220 Fotos. Gebunden, 39,39 Euro. ISBN 3-89405-665-7.
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