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Olli und Ulla finden am Fluss richtig schön viel Lehm. Damit bauen die beiden Freunde auf der Wiese einen wunderbaren Lehmriesen. Womit Olli und Ulla nicht gerechnet haben: Über Nacht erwacht der Riese zum Leben und macht sich auf den Weg in die Stadt. Eigentlich ist der Lehmriese ganz freundlich! Er findet aber seinen Platz unter den Menschen nicht und stiftet versehentlich ein ziemliches Chaos. Einzig Ulla und Olli können ihm eine sinnvolle Aufgabe geben.
An der Seite des Lehmriesen geht es für den Leser auf die höchst vergnügliche Odyssee durch eine lustvoll verschrobene Welt, die
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Produktbeschreibung
Olli und Ulla finden am Fluss richtig schön viel Lehm. Damit bauen die beiden Freunde auf der Wiese einen wunderbaren Lehmriesen. Womit Olli und Ulla nicht gerechnet haben: Über Nacht erwacht der Riese zum Leben und macht sich auf den Weg in die Stadt. Eigentlich ist der Lehmriese ganz freundlich! Er findet aber seinen Platz unter den Menschen nicht und stiftet versehentlich ein ziemliches Chaos. Einzig Ulla und Olli können ihm eine sinnvolle Aufgabe geben.

An der Seite des Lehmriesen geht es für den Leser auf die höchst vergnügliche Odyssee durch eine lustvoll verschrobene Welt, die unserer Wirklichkeit doch ganz nah ist. Die für Anke Kuhl so typischen quicklebendigen Figuren und ihr fließender, nervöser Strich kommen im Comic ganz neu zur Entfaltung.

Gefördert von der Stiftung Kulturwerk der VG BILD-KUNST, Bonn
Autorenporträt
Anke Kuhl, geboren 1970 in Frankfurt am Main, hat zahlreiche Kinderbu¿cher illustriert und geschrieben. Seit 1999 ist sie Teil der Frankfurter Ateliergemeinschaft "Labor". Anke Kuhl wurde mit dem Troisdorfer Bilderbuchstipendium, dem Eulenspiegel-Bilderbuchpreis sowie 2011 mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Rezensent Matthias Heine beobachtet sich staunend dabei, wie er den Reprodukt Verlag für dessen neue Kindercomic-Sparte lobt. Anke Kuhls "Lehmriese lebt!" ist ein tolles Exemplar dieser neuerdings seltener gewordenen Art, lobt der Rezensent. Kuhl, die schon öfter fremde Kinderbücher illustriert hatte, erzählt in ihrem ersten eigenen Comic die Geschichte eine Golems, der in eine winzig kleine, abgedrehte Stadt gerät, wo manche Menschen Einhorn-Hörner und alle Eistüten Augen haben, aber trotzdem Spießer den ungewöhnlichen Fremden argwöhnisch beäugen, fasst Heine zusammen. Am Ende fügt er sich natürlich prima ein - und was die Spießer dazu sagen, will sowieso keiner wissen, so der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.03.2015

Hier geht es nicht ins, sondern ums Auge
Ihr neuer Comic zeigt es: Niemand zeichnet so kluge Kinderbücher wie Anke Kuhl

Womit es beginnt? Mit den Augen, sagt Anke Kuhl und nimmt zum Beweis die oberste Mappe von einem Stapel, der aus Dutzenden von Mappen besteht und nur deswegen nicht längst unter seiner eigenen Last zur Seite gekippt ist, weil er von einem anderen Stapel aus Mappen gestützt wird, der seinerseits - aber das führt jetzt zu weit. Aus dieser Mappe jedenfalls zieht Anke Kuhl scheinbar wahllos ein Blatt Papier. Es ist das oberste, zeigt einen lehmfarbigen Golem links und, in seiner Blickrichtung, drei Augenpaare rechts, die aus je zwei Kreisen mit winzigen Pupillen-Punkten und Augenbrauen-Strichen bestehen. Was an ihnen nicht gestimmt hat? "Weiß ich jetzt auch nicht mehr", sagt Anke Kuhl und muss beim Blick auf das zumindest in diesem Moment völlig identisch aussehende Strich-Punkt-Gewimmel selbst lachen. Hinterher lacht es sich ja immer leicht.

In dem Augenblick, in dem die Figuren entstanden sind, mag das noch anders gewesen sein, auch wenn die vierundvierzigjährige Illustratorin, die vor Jahren in Frankfurt die Ateliergemeinschaft "Labor" mitbegründet hat, die eigene Pingeligkeit bei den Augen mittlerweile sehr gut kennt. Sie weiß, dass sich erst der Blick richtig anfühlen muss, damit sie zu den Augen ein Gesicht und zu diesem Gesicht einen Körper zeichnen kann. Vielleicht geraten die Augen ihrer Figuren auch deswegen oft so groß, denn wie beim Golem, ihrer jüngsten Schöpfung, nehmen sie nicht selten ein gutes Viertel der Gesichter ein.

Beim Golem, dessen Geschichte sie in ihrem jüngsten Kinderbuch "Lehmriese lebt!" (Reprodukt Verlag) erzählt, wirken sie sogar noch größer, weil sein Kopf im Verhältnis zu seinem Körper so klein ist - ein echter Riese eben, wie er Anke Kuhl zuerst in dem expressionistischen Stummfilm "Der Golem, wie er in die Welt kam" begegnet ist. Wie macht man nun aber aus diesem Klassiker über den Golem, welcher der Legende nach Unheil vom jüdischen Volk abwenden sollte, einen Comic für Kinder? Kuhls Antwort: Man macht die Kinder selbst zu Baumeistern und damit zu Herren über das seltsame Geschöpf.

Wie es für einige ihrer Bücher charakteristisch ist, merkt man dabei auch der Umsetzung dieses mythisch beladenen Stoffes an, dass sie gar nicht erst versucht hat, Herkunft, Bedeutung und Rezeption der Golem-Legende kindgerecht aufzubereiten, ihrer Geschichte also irgendeine Form von frühkindlicher Pädagogik angedeihen zu lassen. Sie hält sich vielmehr an die erzählerischen Fakten, die sie hier und da gleichwohl verfremdet: Bei Anke Kuhl ist der Golem also eine Art sommerlicher Schneemann - geschaffen von zwei Kindern, die nicht ahnen können, welche Geister sie rufen, als sie am Ufer eines Flusses anfangen, einen Riesen aus Lehm zu bauen. Denn schon in der Nacht beginnt dieser Riese sich zu bewegen, und als am folgenden Morgen die neben seinem Kopf wachsende Blume einen Regentropfen auffängt und an seiner Stirn herabperlen lässt - was eine konzentrierte, aber unaufdringliche Bildersequenz über den religiösen Hintergrund der Legende ergibt -, schlägt der Golem die Augen auf. In Wald, Stadt und im Supermarkt richtet er dann allerlei Unheil an, bis er schließlich als das erkannt wird, was er ist, und man folglich auch weiß, auf wen er hört: nur auf diejenigen, die ihn erschaffen haben.

Abgesehen davon also, dass es erst die Akzentuierung und die Perspektive von Kuhl sind, die aus der Legende vom Golem eine Geschichte für Kinder machen - was in ähnlicher Weise schon in ihren anderen Büchern, etwa jenen über das Essen und die Familie, aufgefallen war -, lässt sich gerade an dem bilderreichen neuen Buch gut nachvollziehen, was das Besondere ihrer Arbeit ist. Anke Kuhl bezeichnet ihren ersten Comic selbst als ein "Luxusprojekt", und zwar vor allem, weil in ihm die Zeit eine andere Rolle spielt als sonst. Damit ist zum einen die Entstehungszeit gemeint: Kuhl hat sechs Monate an ihrem Lehmriesen gearbeitet, was sie sich nur leisten konnte, weil ihre wieder und wieder aufgelegten älteren Bücher mittlerweile einen gewissen Gewinn abwerfen. Aber zum anderen auch die erzählte Zeit: In einem Comic von neunzig Seiten führen die Figuren ein viel größeres Eigenleben als in normalen Bilderbüchern. Und das bedeutet natürlich sowohl mehr Arbeit als auch mehr Spielraum für die Illustratorin.

Die Arbeit folgt bei Kuhl einem bestimmten Muster: Zunächst zeichnet sie ihre Bilder mit einem Bleistift, dann paust sie die Umrisse mit Feder und Tusche ab und malt sie mit Buntstiften aus - erst danach werden die Bilder gescannt, die Hintergründe koloriert und die Buntstiftfarben dann am Computer intensiviert. Was auf diese Weise erhalten bleibt, ist das Ungeglättete, Unperfekte, das Kuhls Bilder vor allem dort auszeichnet, wo sie mit ihren Buntstiften gearbeitet hat. Denn immer wieder zeichnet sie hier absichtlich gegen den Strich, übt mal mehr, mal weniger Druck aus und imitiert auf diese Weise etwas, was man bei Kindern wohl als Kritzelei bezeichnen würde - wozu die Zeichnerin Kinder übrigens in den gemeinsam mit ihren Atelierkollegen herausgegebenen "Kinder, Künstler, Kritzelbüchern" ausdrücklich einlädt. Bei ihr jedoch dient es dazu, sowohl Bewegungen als auch Emotionen der Figuren zu akzentuieren. Das verleiht ihren Bildern eine schöne Heiterkeit. Und es ist, wenn man so will, ein zeichnerischer Hinweis auf jene spielerisch verstandenen Abweichungen, um die Anke Kuhls Bücher auch thematisch häufig kreisen.

Die Geschichte von dem Riesen Golem, der zum Untertan seiner kindlichen Schöpfer wird, ist dafür nur ein Beispiel. Schon in "Alles lecker", das sie 2010 mit Alexandra Maxeiner, ihrer Atelierkollegin, schrieb und das mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, ging es um Formen des Essens, die mit der Norm einer sich beim Abendbrot versammelnden Familie nicht viel gemein hatten - also etwa um Essstäbchen, Fertiggerichte oder Insekten auf dem Teller. Ebenso war es in dem zwei Jahre später erschienenen Buch "Alles Familie", in dem es eben auch um Patchworkfamilien, Scheidungen, Adoptionen und gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern ging. Was übrigens manchen ausländischen Verlagen, welche die Lizenzen erworben hatten, doch zu viel Abweichung war: In Südkorea wollte der Verlag ursprünglich die Sequenzen mit homosexuellen Paaren und ihren Kindern weglassen, was die Autorinnen allerdings ablehnten. Auch in Russland hatte man solche Bedenken, und dort ist das Buch letztlich auch nicht erschienen.

Hierzulande aber ist es genau diese mit dem kindlichen Blick assoziierte Unvoreingenommenheit, welche die Bücher von Anke Kuhl wiederum auch für Erwachsene zu immer wieder bereichernden Überraschungen macht. Man staunt dann oft, dass solche Perspektiven erst jetzt und immer noch so selten eingenommen werden. Aber man versteht auch besser, warum die Augen ihrer Figuren dieser Zeichnerin so wahnsinnig wichtig sind.

LENA BOPP

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.06.2015

Über Nacht zum Leben erwacht
Die Illustratorin Anke Kuhl erzählt die Geschichte des Golems in ihrem Comic neu
Riesig ist er und verfügt über erhebliche Körperkräfte. Einen ausgewachsenen Baum reißt er einfach mal so aus dem Boden. Sicher auf den Beinen ist er aber nicht. Schon das Aufstehen bereitet ihm Schwierigkeiten. Die Knie drückt er durch; die Arme rudern; sein Gehen ist eher ein Stolpern. Mit seinem wuchtigen, plumpen Körper wirkt er wie eine überdimensionierte Ausgabe der Hefe-Weckmänner, die Mütter früher gern zu Nikolaus backten.
Das Material, aus dem er besteht, ist Lehm. Olli und Ulla haben ihn am Fluss geformt, und über Nacht ist er zum Leben erwacht. Er macht sich auf in die nahegelegene Stadt und stiftet dort ziemliches Chaos. Ein Friseur stellt ihn als Hilfe ein; wenn er einer Kundin die Haare wäscht, lösen sich prompt seine Hände auf. Im Supermarkt tobt er wütend herum und wirft eine Frau in hohem Bogen in die Fischtruhe. Schließlich sitzt er – wie einst King Kong auf dem Empire State Building – auf dem Dach des Rathauses. Polizei und Feuerwehr rücken an. Zum Glück wissen die beiden Kinder, was zu tun ist; sonst hätte es ein schlimmes Ende genommen.
  Lehmriese lebt! ist eine burleske Gestalt, eine hier von Grusel und Gewalt befreite Variation der Golem-Sage, die ursprünglich der jüdischen Mystik entstammt. Das zentrale Motiv des Geschehens bildet hier die Ungeschicklichkeit des künstlichen Geschöpfes. Tapsig, naiv und unerfahren, wie er ist, bleibt der Lehmriese einerseits ein Fremder in der für ihn völlig rätselhaften Welt der Erwachsenen; andererseits ist er der große, gutmütige Freund und Beschützer, wie jedes Kind ihn sich heimlich herbeiwünscht.
Anke Kuhl hat schon zahlreiche Bilderbücher illustriert, darunter einige nach Versen von James Krüss. Lehmriese lebt! ist wohl auch eine Hommage an dessen Klassiker aus den Fünfzigern und Sechzigern. Die Zeit ist in diesem Comic ein wenig stehen geblieben. Spiele im Freien sind angesagt, keine Nintendos, und in der überschaubaren, von einer Mauer umzogenen Stadt gibt es Kopfsteinpflaster und wenig Autos. Wunderbar und poetisch ist die Belebung des Golems durch die vereinten Kräfte von Sonne und Erde, Wind und Wasser – da weitet die kleine, anheimelnde Welt sich für einen Moment plötzlich ins Kosmische. (ab 6 Jahre)
CHRISTOPH HAAS
Anke Kuhl: Lehmriese lebt! Reprodukt Verlag 2015. 96 Seiten, 18 Euro.
Illustrationen aus Anke Kuhl:
Lehmriese lebt!
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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