Marktplatzangebote
15 Angebote ab € 1,00 €
  • Buch

Soziologische Texte zu lesen ist meist eine Mühsal. Dieses Lehrbuch, anschaulich geschrieben und illustriert, will die Lust bei Studierenden wecken, sich gründlich mit unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen.
Das erste didaktische Kompendium der Soziologie
Die Soziologie bietet in der Öffentlichkeit immer wieder ein verwirrendes Bild. Berüchtigt für ihre angeblich unverständliche Sprache, von inneren Auseinandersetzungen durchzogen und zu Selbstzweifeln geneigt, hat die Soziologie Schwierigkeiten, ihr Wissen zu vermitteln. Das Lehrbuch der Soziologie setzt dem ein Ende und bietet…mehr

Produktbeschreibung
Soziologische Texte zu lesen ist meist eine Mühsal. Dieses Lehrbuch, anschaulich geschrieben und illustriert, will die Lust bei Studierenden wecken, sich gründlich mit unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen.
Das erste didaktische Kompendium der Soziologie

Die Soziologie bietet in der Öffentlichkeit immer wieder ein verwirrendes Bild. Berüchtigt für ihre angeblich unverständliche Sprache, von inneren Auseinandersetzungen durchzogen und zu Selbstzweifeln geneigt, hat die Soziologie Schwierigkeiten, ihr Wissen zu vermitteln. Das Lehrbuch der Soziologie setzt dem ein Ende und bietet erstmals einen didaktisch aufbereiteten Überblick über den Wissensstand des Fachs.

Das Lehrbuch der Soziologie erhielt den René-König-Lehrbuchpreis 2002 der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

In Anlehnung an ein didaktisch besonders gelungenes amerikanisches Vorbild (Craig Calhoun u.a.: Sociology) hat sich das Lehrbuch der Soziologie zum Ziel gesetzt, einen leicht verständlichen Überblick über das Fach zu geben und gleichzeitig fundiert in den neuesten Wissensstand der Disziplin einzuführen. Herausgekommen ist ein Kollektiv-Werk, in dem führende deutsche FachvertreterInnen die großen Themengebiete und Gegenstandsbereiche der Soziologie darstellen.

Das Buch schließt eine Lücke auf dem deutschen Buchmarkt: Zwar gibt es vielerlei Einführungen in die Soziologie und Handbücher zu ihren Methoden, aber kein Lehrbuch, das ernsthaft den neuesten Kenntnisstand des Faches darstellt, soziologisches Wissen didaktisch präsentiert und theoretische sowie politische Einseitigkeiten vermeidet.

Das Lehrbuch der Soziologie soll ein Leitfaden des akademischen Unterrichts ebenso sein wie ein Kompendium soziologischen Wissens für Studenten, Praktiker und ein interessiertes Publikum. Es enthält zahlreiche Abbildungen, Schaubilder und Tabellen, jedes Kapitel schließt mit Kontrollfragen und einem Glossar. Neben der umfangreichen Bibiografie enthält das Buch eine Webliografie, die das Internet für Soziologen erschließt und drei Register.

Das Lehrbuch der Soziologie hat den Anspruch, ein ganzes Fach zu repräsentieren - ein Anspruch, mit dem sich die Hoffnung verbindet, dass die deutsche Soziologie stärker zentriert wird, als sie es gegenwärtig ist. Gleichzeitig ist allen Beteiligten bewußt, dass ein Lehrbuch als kollektive Stimme eines Faches immer "nur" work in progress darstellen kann - Verbesserungen und Aktualisierungen sind deshalb natürlich immer wieder aufs Neue notwendig.
Autorenporträt
Hans Joas (Jg. 1948) ist Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin und der University of Chigaco. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der soziologischen Theorie und Sozialphilosophie, der Soziologie Nordamerikas, der Soziologie des Krieges sowie der Religionssoziologie.
Rezensionen
"Das didaktisch hervorragende Lehrbuch der Soziologie schließt eine Lücke und könnte dazu beitragen, der soziologischen Aufklärung ein Stück des Terrains zurückzugewinnen, das sie auch aus eigenem Versagen in den gesellschaftsvergessenen Zeiten des postmodernen Neoliberalismus verloren hatte."

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9.10.2001

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Dickbrettbohrer mit hoher Toleranz
Wille zu Welt und Wissenschaft: Ein Geländegewinn für die Soziologie / Von Hauke Brunkhorst

Die Existenz von Lehrbüchern ist nach Thomas Kuhn das sicherste Zeichen, daß eine Wissenschaft den revolutionären Streit der Schulen um tragende Forschungsprogramme und Paradigmen begraben hat und auf den ruhigen Pfad normaler Wissenschaft eingeschwenkt ist. Lehrbücher geben die gesicherte, gegen Kritik immunisierte Lehre, die Dogmen des Faches wieder - bis zur nächsten Revolution. Die Soziologie, in der Kuhn weniger bewandert war, sprengt das Schema, denn sie produziert Lehr- und Handbücher am laufenden Band, und doch kommt in ihr der Streit der Paradigmen nicht zum Erliegen. Deshalb glaubte Kuhn, ihr den Wissenschaftsstatus absprechen zu müssen. Die soziologische Gleichzeitigkeit von Grundlagenstreit und Normalwissenschaft könnte aber auch der lebendige Beweis sein, daß es in der Wissenschaft nicht so dogmatisch und grundlagenvergessen zugeht, wie Kuhn geglaubt hatte.

Das von Hans Joas herausgegebene Lehrbuch der Soziologie ist ein gelungenes Exempel dafür, daß Kritik und Dogma nicht wie zwei Epochen auseinanderfallen müssen. Und es gibt, entgegen Kuhns Annahme, einen Kernbestand empirischen Wissens, der nicht am Paradigma klebt und mit ihm steht und fällt. An seiner Deutung entzünden sich die Kontroversen konkurrierender Theorien und Forschungsprogramme, die dann die Daten im jeweils eigenen Kontext neu interpretieren und arrangieren.

Joas hat die einzelnen Kapitel des ursprünglich in Amerika von Craig Calhoun edierten Lehrbuchs weitgehend von neuen, zumeist deutschen Autoren teils umarbeiten, teils neu schreiben lassen. Dabei ging es ihm vor allem darum, in den Band, der ursprünglich auf die amerikanische (und asiatische) Gesellschaft zugeschnitten war, das soziologische Wissen um deutsche und europäische Sozialverhältnisse einzuarbeiten. Das kam der globalen Perspektive des Faches ebenso zugute wie dem soziologischen Denken, das - mit Luhmann zu reden - die substantielle "Vernunft des Vernehmens" durch die kommunikative und funktionale "Vernunft des Vergleichs" ersetzen mußte, um sich als Wissenschaft zu konstituieren.

In der Soziologie ist es üblich, zwei grundlegende Paradigmen zu unterscheiden, ein handlungstheoretisches und ein funktionalistisches oder systemtheoretisches. Hinzu kommen verschiedene Synthesen und - gleichfalls heftig konkurrierende - Subsystembildungen. Um in dieser zerfurchten Theorienlandschaft den "neuesten" und "gesicherten" Stand des "ganzen Faches" zu "repräsentieren", hat Joas fünf theoretische Begriffe (Sozialstruktur, soziales Handeln, Kultur, Macht, funktionale Integration) ausgewählt und sie allen Autoren des Bandes vorgegeben, um zwischen ihnen ihre Sicht der "sozialen Dinge" (Durkheim) - der Kultur, der Sozialisation, der Klassenstruktur, des Geschlechts, der Wirtschaft, des Staats, der globalen Integration et cetera - in theoretischen und empirischen Sätzen auszuspannen. Unschwer ist zu erkennen, daß der Band in der Auswahl der Kategorien, ihrer Explikation durch den Herausgeber und im großen und ganzen auch in der Auswahl der Autoren - durchweg hervorragende Fachvertreter - einem handlungstheoretischen Paradigma folgt. Kritisch anzumerken bleibt, daß kein Kapitel über soziale Evolution zu finden ist.

Gleichzeitig zeigt die Auswahl der Grundbegriffe und der durchaus verschiedene Gebrauch, den die Autoren von ihnen machen, daß es eine für alle soziologischen Paradigmen, Forschungsprogramme und Schulen grundlegende gesellschaftliche Konstellation gibt, zu der sich alle verhalten müssen, wenn sie ihren Gegenstand nicht verfehlen wollen. Und das ist die aus der Perspektive jedes Paradigmas anders beschriebene Konstellation von "Basis und Überbau" (Marx), "Institution und Bewußtsein" (Durkheim), "Ideen und Interessen" (Weber), "Sozialstruktur und Semantik" (Luhmann), "System und Lebenswelt" (Habermas). Sie garantiert - objektiv - die Einheit des Faches, und sie läßt sich in Lehrbücher fassen, ohne daß der Streit der Paradigmen darüber begraben werden müßte.

In der Orientierung an dieser Konstellation, die latente Strukturen gegen manifeste Inhalte ausspielt, sieht die Soziologie als Fach eine aufklärerische Kraft, die über die Fachgrenzen hinaus in die gesellschaftliche Praxis hineinwirken kann. Die soziologische Aufklärung funktioniert simpel, und der Band ist voll von Beispielen. Null-Toleranz ist eine Parole, die, in den Vereinigten Staaten ausgegeben, von deutschen und europäischen Politikern und Richtern nachgesprochen wird; aber die Soziologie kann statistisch und mittels der methodisch verläßlichen theoretischen Durchdringung der offiziellen Statistiken beweisen, daß das falsch ist. Bei genauem Hinsehen erweist sich, daß das "Wunder" rückläufiger Kriminalstatistiken viel kleiner ist, als es in der Optik unserer Polizeiminister ausschaut.

Tiefsitzende kulturelle Differenzen, so will es ein konservativ gestimmter Zeitgeist, sollen das japanische Wirtschaftswunder, den ethnischen Bürgerkrieg im Balkan, den Terror islamischer Fundamentalisten erklären. Auch das hält der soziologischen Überprüfung nicht stand. Die vergleichende Organisationssoziologie zeigt, daß die Diskrepanzen zwischen der japanischen und etwa der amerikanischen Kultur kein Hindernis darstellen, auch in Amerika funktionale Äquivalente für das angeblich so autochthon japanische Erfolgsmodell Mitsubishi zu finden.

Eine Analyse der Sozial- und Verfassungsstruktur der balkanischen Tito-Republik zeigt, daß der fast über Nacht hervorgebrochene ethnische Fundamentalismus sich aus den handfesten Interessen einer unzureichend modernisierten Klientel-Gesellschaft erklärt. Sie brechen gewaltsam hervor, wenn die diktatorische Macht verschwindet, die sie gezähmt hatte, und keine wirksame Verfassung da ist, sie in gewaltarme Selbstorganisation umzuwandeln. Die kulturelle Deutung des Konflikts in ethnischen Terms war, wie Georg Elwert zeigt, genau das, was die Räuber, Geiselnehmer und Bürgerkriegsgewinnler brauchten, um ihre Machenschaften unter einem höheren Zweck zu verstecken. Ist es beim "Clash of Civilizations" (Huntington) nicht genauso? Die heutigen jungkonservativen und eurozentrischen Orientalisten sitzen in Teheran und in den Bergen Afghanistans.

Das didaktisch hervorragende Lehrbuch der Soziologie schließt eine Lücke und könnte dazu beitragen, der soziologischen Aufklärung ein Stück des Terrains zurückzugewinnen, das sie auch aus eigenem Versagen in den gesellschaftsvergessenen Zeiten des postmodernen Neoliberalismus verloren hatte. Ausgerechnet die großen theoretischen Synthesen der letzten Jahrzehnte, die den Begriff der Kommunikation ins Zentrum der Gesellschaftstheorie gerückt und die Theorie der sozialen Evolution energisch erneuert haben, haben als soziologische Aufklärung fast jede öffentliche Relevanz verloren. Habermas wird nur noch als idealistisch-normativer Diskursethiker, bestenfalls als Rechtsphilosoph rezipiert. Und Luhmann, von Anfang an einer höchst defensiven Variante "abgeklärter Aufklärung" verpflichtet, hat eine breite Anhängerschaft hervorgebracht, die sich mit vollständig desengagierter, ironischer Selbstbeobachtung dritter Ordnung befriedigt.

Ein noch so gelungenes Lehrbuch wird auch diese kleine Welt nicht ändern. Aber es könnte doch einiges zum "Bohren der dicken Bretter" (Max Weber) einer unverkürzten, soziologischen Aufklärung beitragen, die nicht vergessen hat, daß sich die Veränderung der Welt nicht in ihrer Interpretation erschöpft.

Hans Joas (Hrsg.): "Lehrbuch der Soziologie". Campus Verlag, Frankfurt am Main 2001. 640 S., 115 Abb., geb., 98,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Keine Wissenschaft, beginnt Hauke Brunkhorst seine recht emphatische Besprechung dieses Lehrbuchs, ist sich so uneins über ihre grundsätzliche Methode wie die Soziologie. Zwei Paradigmen stehen sich schwer versöhnlich gegenüber: "ein handlungstheoretisches und ein funktionalistisches oder systemtheoretisches". Hans Joas, der Herausgeber, der selbst eher dem handlungstheoretischen Paradigma zuzurechnen ist, hat das Dilemma, wie Brunkhorst meint, sehr souverän gelöst und von fünf theoretischen Begriffen her aufgezäumt (Sozialstruktur, soziales Handeln, Kultur, Macht, funktionale Integration - nur ein Kapitel zur "sozialen Evolution" vermisst der Rezensent). Deutlich wird durch diese Aufteilung, so jedenfalls Brunkhorst, dass es sehr wohl eine Einheit des Faches gibt, die sich entlang einer in allen Ansätzen unterschiedlich formulierten Differenz erweist: als Differenz von "Basis und Überbau" (bei Marx) oder "Ideen und Interessen" (bei Weber) oder "Sozialstruktur und Semantik" (bei Luhmann), immer geht es um den Unterschied von "latenten Strukturen und manifesten Inhalten". Diese Einheit aufzuweisen scheint für den Rezensenten die große Leistung des Bandes, er findet das Lehrbuch darüber hinaus auch "didaktisch hervorragend".

© Perlentaucher Medien GmbH