Johann Jakob Wirz: Lehren der himmlischen Weisheit (Sophia)
Eine der eigenartigsten Gestalten der Basler Geistesgeschichte war der Seidenweber Johann Jakob Wirz (1778-1858). Durch seine Briefe und seine „Zeugnisse und Eröffnungen des Geistes“ reichte sein Einfluss einst bis nach Bessarabien, die
von ihm gegründeten christlichen „Nazarenergemeinden“ umfassten einst mehrere Tausend Mitglieder.…mehrJohann Jakob Wirz: Lehren der himmlischen Weisheit (Sophia)
Eine der eigenartigsten Gestalten der Basler Geistesgeschichte war der Seidenweber Johann Jakob Wirz (1778-1858). Durch seine Briefe und seine „Zeugnisse und Eröffnungen des Geistes“ reichte sein Einfluss einst bis nach Bessarabien, die von ihm gegründeten christlichen „Nazarenergemeinden“ umfassten einst mehrere Tausend Mitglieder. Der schweizer Kirchenhistoriker Ernst Staehelin, Herausgeber der 7-bändigen Textsammlung „Die Verkündigung des Reiches Gottes in der Kirche Jesu Christi“, würdigte Wirz im Jahre 1966 im Basler Stadtbuch.
Große Bedeutung in seinem inneren Erweckungs- und Entwicklungsgang hatte Gerhard Tersteegens Büchlein „Geistliches Blumengärtlein inniger Seelen“, außerdem das Schrifttum von Johannes Tauler, Johann Georg Gichtel, Johann Michael Hahn, Friedrich Christoph Oetinger und Johann Heinrich Jung-Stilling. Noch größeren Einfluss auf seinen Werdegang aber hatten seine visionären Christuserlebnisse und inneren geistlichen Einsprachen und Prophetien, die in seinen Briefen und in seiner Autobiographie breiten Raum einnehmen. Prägend für ihn war die himmlische Realitätserfahrung der „Wolke der Zeugen“, der „oberen Mutterkirche“ und der „himmlischen Weisheit“. Trotz seines schlechten Gesundheitszustandes reiste er, oft zu Fuß, bis ins hohe Alter weite und beschwerliche Strecken, um Glaubensgeschwister zu besuchen und auf dem Weg der Nachfolge Jesu Christi zu begleiten.
Der heutige Leser möge mehrere Dinge bedenken: Alle Geistesgaben unterliegen einem geistlichen Reifeprozess vom „Kindlein“ zum „Mannesalter in Christus“. Außerdem schwingen bei geistlich begabten Kindern Gottes leider immer auch Einseitigkeiten, Vorurteile und falsche Theologien mit, Wirz bildet da keine Ausnahme. Geistliche Kundgaben sind seelsorgerliche „Jetztworte“ Gottes, d.h. eine Art von Impulsen zur Ermutigung, Korrektur und Leitung für den einzelnen Menschen oder eine Glaubensgemeinschaft. Der heutige Leser muss zudem bedenken, dass er immer „Sekundärleser“ ist und die ursprünglichen Worte – vor vielen Jahrzehnten und in anderen Lebensumständen – von einem anderen Christen als „Segen von Gott“ empfangen wurden. Daher sagen sie nicht jedem Menschen und zu jeder Zeit etwas, denn sie wurden in einer bestimmten Lage oder Anfechtung empfangen, die kein heutiger Zweitleser je exakt so miterleben kann. Geistliches muss geistlich beurteilt werden und sich am einzelnen Gewissen bezeugen, und ganz selten findet man in der Kirchengeschichte einigermaßen von Menschengeist und von seelisch-irdischen Einfällen gereinigte Texte. Das gilt auch für das visionär-prophetische Schrifttum von Johann Jakob Wirz, das sich am Gesamtmaßstab der Gottesoffenbarung der Heiligen Schrift messen und prüfen lassen muss.
Die vorliegende Anthologie versammelt unter vier Kapitelüberschriften (1. Ordnung des Geistes, 2. Behebung von Irrtümern, 3. Stufen des Weges und 4. Zeit der Ernte) ausgewählte Texte aus dem Schrifttum von Wirz. Eine 20-seitige Einführung von Konrad Dietzfelbinger führt in die Textauswahl ein.