Shenzhen, Pjöngjang, Burma, Jerusalem und nun Québec... Guy Delisle nimmt uns mit auf eine Reise in seine Jugend. In seiner kanadischen Heimat arbeitete er als Student drei Sommer lang in einer Papierfabrik: Zwölf-Stunden-Schichten in einem heißen, lauten Gebäude voller obskurer Maschinen. Zwischen den gigantischen Papierwalzen konnte schnell ein Finger oder eine Hand verschwinden, und wenn man kurz nicht aufpasste, war das Papier für eine gesamte Auflage der NEW YORK TIMES vernichtet... Dass Guy Delisles Vater als technischer Zeichner in den Büros über dem Maschinenpark arbeitete, brachte dem Ferienjobber bei den "lebenslänglichen" Arbeitern nicht gerade Sympathien ein. Mit gewohnt humorvoller Genauigkeit zeichnet Guy Delisle ein scharfes Porträt einer rauen (Männer-)Arbeitswelt, in der ein zügelloser Sexismus herrscht, und hinterfragt die Beziehung zu seinem Vater, die vor allem von einem bestimmt ist: Sprachlosigkeit.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Ralph Trommer scheint ein bisschen ins Träumen zu geraten mit Guy Delisles neuestem Comic. Der Autor verarbeitet hier seine Jugend in Quebec, das Verhältnis zu seinem Vater und seine fordernde Arbeit in einer Papierfabrik. Die Dezentheit der Dokumentation eines Arbeitsalltags in den 1980ern stimmt Trommer ein bisschen nostalgisch, obwohl es sich um eine schwere, laute Arbeit handelt und der Autor den Comic akribisch und weitgehend in nüchternem Schwarzweiß fast wie ein Lehrvideo gestaltet hat. Über das Wechseln mächtiger Papierrollen weiß Trommer nach der Lektüre mehr, aber auch über das Leben eines Teenagers in Quebec in den Achtzigern.
© Perlentaucher Medien GmbH
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