Tokio in den Neunzigern, manisch flirrende Weltstadt, und Natsumi steckt fest: Ehe, Mutterschaft, Haushalt, ein sediertes Mittelschichtsleben in ruhiger Randlage. Sicher, sie hat sich ihren Humor bewahrt, den Eigensinn, die Häme, die Begeisterung für Hitchcock-Filme, für die Fotografie. Und »aus innigster Überzeugung« bekocht sie Mann und Söhne, wäscht die Wäsche, geht einkaufen, redet angeregt mit Nachbarinnen.
Wenn sie nachts aber wachliegt und in die Dunkelheit starrt, hat sie neuerdings die Supermarktregale in der korrekten Abfolge vor Augen. Oder rezitiert fehlerfrei ihre seitenlangen To-do-Listen. Ist es nicht beunruhigend, wie sie von der Flut alltäglicher Kleinigkeiten mehr und mehr davongetragen wird? Wie in der Monotonie ihrer Tage zugleich alles und überhaupt gar nichts geschieht? Wie die Welt zusehends unschärfer wird?
Das alles erscheint ihr plötzlich völlig klar - nur eben das nicht: Wo er sie eigentlich hinführt, dieser ständige leichte Schwindel...
Leichter Schwindel ist ein »hypnotisierendes Wunder« (New York Times) und der Urtext neuen weiblichen Schreibens in Japan. Die Kultautorin Mieko Kanai hat das Porträt einer Unsichtbaren geschrieben, einer mitreißend launischen Frau, die sich mit den schwankenden Druckverhältnissen eines äußerlich nicht sonderlich bewegten Lebens zu arrangieren versucht.
Wenn sie nachts aber wachliegt und in die Dunkelheit starrt, hat sie neuerdings die Supermarktregale in der korrekten Abfolge vor Augen. Oder rezitiert fehlerfrei ihre seitenlangen To-do-Listen. Ist es nicht beunruhigend, wie sie von der Flut alltäglicher Kleinigkeiten mehr und mehr davongetragen wird? Wie in der Monotonie ihrer Tage zugleich alles und überhaupt gar nichts geschieht? Wie die Welt zusehends unschärfer wird?
Das alles erscheint ihr plötzlich völlig klar - nur eben das nicht: Wo er sie eigentlich hinführt, dieser ständige leichte Schwindel...
Leichter Schwindel ist ein »hypnotisierendes Wunder« (New York Times) und der Urtext neuen weiblichen Schreibens in Japan. Die Kultautorin Mieko Kanai hat das Porträt einer Unsichtbaren geschrieben, einer mitreißend launischen Frau, die sich mit den schwankenden Druckverhältnissen eines äußerlich nicht sonderlich bewegten Lebens zu arrangieren versucht.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Komplett hingerissen ist Rezensentin Irmela Hijiya-Kirschnereit von diesem Roman Mieko Kanais. Die Autorin, schon lange eine der wichtigsten Stimmen der japanischen Gegenwartsliteratur, beschäftigt sich hier mit dem Leben einer Hausfrau in Tokyo, knapp 40 Jahre ist sie alt und Mutter zweier Söhne. In langen, schwerelosen Sätzen bewegt sich der Text zwischen dem arg routinierten Alltag der Mittelklassefrau und ihrem reichen, als Bewusstseinsstrom ausgebreiteten Innenleben hin und her. Konkrete Details prägen den Text dabei ebenso wie diffuse Wahrnehmungsformen, beschreibt die Rezensentin, als Beispiel nennt sie eine Stelle, in der Kanai über Spülwasser schreibt. Der in den Grundzügen bereits Ende der 1960er Jahre entstandene und dann in den 1990ern weiter ausgearbeitete Roman verbinde außerdem geschickt verschiedene Zeitebenen. Einfach nur toll, wie dieses auch ziemlich lustige Buch, das keineswegs mit großen Botschaften hausieren geht, kleine Konflikte oder auch Zufallsgespräche in den Textfluss einbettet, jubelt die Rezensentin. Eine japanische Virginia Woolf für unsere Zeit ist Mieko Kanai, schließt die Japanologin Hijiya-Kirschnereit ihre uneingeschränkt positive Besprechung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Das ist unverwechselbar großartige Literatur.« Irmela Hijiya-Kirschnereit Neue Zürcher Zeitung 20250224