In der Literatur über Bildwerke von psychisch gestörten Menschen ( Leidensbilder ) herrscht bis heute eine medizinisch-diagnostizierende Betrachtungsweise vor. In der Psychoanalyse wird zudem in der Nachfolge S. Freuds das Gestalten dieser Persönlichkeiten noch immer mit Werken herausragender Künstler (Leonardo da Vinci) verglichen. Demgegenüber werden die psychopathischen Werke in dieser Untersuchung konsequent als besonderer Teil einer nichtprofessionellen Bildnerei verstanden. Zu diesem Zweck wird im Schlußteil versucht, auf der Grundlage der vorangegangenen Analysen eine vorläufige Ästhetik der nicht-professionellen Bildnerei zu formulieren. Im Zentrum der Untersuchung stehen aber umfassende Interpretationen der Leidensbilder und die theoretischen Schritte, die solche Interpretationen begründen. Dabei werden bildhafte Äußerungen leidender Menschen von der Kinderzeichnung über die Jugendbildnerei bis zum Gestalten von Erwachsenen in die Analysen einbezogen.