Wegen der Vielfalt von Parks und Gärten in Sachsen-Anhalt kann man hier in nur einem Bundesland eine Gartenkunst-Europareise unternehmen. Einst hatte in dieser Region die territoriale Zersplitterung für eine Reihe von kulturellen Zentralorten gesorgt, von denen vielfältige Impulse ausgingen. Diese präsentieren sich nicht nur mit markanten Gebäuden, sondern auch mit prächtigen Gärten, deren Entstehung bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht und mannigfaltige weltweite Beziehungen zu anderen Königshöfen, Residenzen oder Kulturkreisen offenbart. Die aufklärerische und beispielhafte Landesverschönerung des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau ist nur ein herausragendes Beispiel dieser rund fünfzig heute noch nacherlebbaren faszinierenden Gesamtkunstwerke. Die Gartenträume in Sachsen-Anhalt spiegeln eine Jahrhunderte überspannende Leidenschaft für Schönheit. Sie laden zu einer einzigartigen Reise ein, auf der Geschichte und kulturelle Entwicklungen sinnlich erlebbar sind. In fünf Kapiteln mitknapp fünfhundert stimmungsvollen Farbfotografien und erläuternden Texten bringt der opulente Band die Schätze der Gartenträume Sachsen-Anhalts erstmals in eine faszinierende Zusammenschau, die kulturhistorische Zusammenhänge verdeutlicht und eine geradezu überwältigende Vielfalt nicht nur dokumentiert, sondern ihre Faszination durch alle Jahreszeiten zum Klingen bringt. Die Bilder sprechen von der Faszination der Pflanzen, widmen sich besonderen Menschen und ihren Gärten, folgen dem Traum des Grünen in der Stadt, dokumentieren Gärten des Adels und das Gartenreich Dessau-Wörlitz.Das Buch ist mit dem Deutschen Gartenbuchpreis "Bester Bildband 2020" ausgezeichnet wurden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2020Tritt sacht auf meine Träume
Heute ein künstlich geschaffenes Bundesland, bestand Sachsen-Anhalt als historisches Territorium aus etlichen Fürsten- und Bistümern, deren Herrschaften einander an Glanz und Gloria zu übertreffen gedachten. Deshalb gibt es dort nicht eine schmucke Residenz, sondern viele; nicht einen Schlosspark, sondern eine Fülle von Gartenkunst. Viel davon lädt noch immer zum Bewundern und Lustwandeln ein. "Hier ist's jetzt unendlich schön", schrieb schon Goethe an Frau von Stein, nachdem er durch den Wörlitzer Park "geschlichen" war, und lobte den reformfreudigen Fürsten Franz, dem die ganze Welt eine Gartenlust war und die Götter erlaubt hatten, "einen Traum um sich herum zu schaffen". Nach Spiegelberg war Wörlitz der erste Landschaftspark im "natürlichen" englischen Stil, ein kontinentaler Trendsetter, in dessen Gefolge zahllose formale Anlagen untergepflügt wurden. In Hundisburg allerdings hat ein prächtiger Barockgarten überlebt. Ein schwelgerischer Bildband zeigt nun die vielfältige Hortikultur des Landes, vom Rosarium in Sangershausen bis zum Alpingarten auf dem Brocken, vom jahrhundertealten Botanischen Garten in Halle bis zum modernen Elbauenpark in Magdeburg. Dreimal zeigt er auch die steinerne Gestalt, die halb verwittert unter den Bäumen auf einer Insel im Wallwitzer See im Dessauer Georgium schläft. Die Gestalt ist der von den Göttern geschaffene Hermaphrodit. Die Insel ist unzugänglich. Niemand tritt auf seinen Traum.
letz.
"Leidenschaft für Schönheit - Gartenträume in Sachsen-Anhalt" herausgegeben von Christian Juranek, Fotos von Janos Stekovics. Verlag Janos Stekovics, Dößel 2019. 270 Seiten, zahlreiche Farbfotos. Gebunden, 35 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Heute ein künstlich geschaffenes Bundesland, bestand Sachsen-Anhalt als historisches Territorium aus etlichen Fürsten- und Bistümern, deren Herrschaften einander an Glanz und Gloria zu übertreffen gedachten. Deshalb gibt es dort nicht eine schmucke Residenz, sondern viele; nicht einen Schlosspark, sondern eine Fülle von Gartenkunst. Viel davon lädt noch immer zum Bewundern und Lustwandeln ein. "Hier ist's jetzt unendlich schön", schrieb schon Goethe an Frau von Stein, nachdem er durch den Wörlitzer Park "geschlichen" war, und lobte den reformfreudigen Fürsten Franz, dem die ganze Welt eine Gartenlust war und die Götter erlaubt hatten, "einen Traum um sich herum zu schaffen". Nach Spiegelberg war Wörlitz der erste Landschaftspark im "natürlichen" englischen Stil, ein kontinentaler Trendsetter, in dessen Gefolge zahllose formale Anlagen untergepflügt wurden. In Hundisburg allerdings hat ein prächtiger Barockgarten überlebt. Ein schwelgerischer Bildband zeigt nun die vielfältige Hortikultur des Landes, vom Rosarium in Sangershausen bis zum Alpingarten auf dem Brocken, vom jahrhundertealten Botanischen Garten in Halle bis zum modernen Elbauenpark in Magdeburg. Dreimal zeigt er auch die steinerne Gestalt, die halb verwittert unter den Bäumen auf einer Insel im Wallwitzer See im Dessauer Georgium schläft. Die Gestalt ist der von den Göttern geschaffene Hermaphrodit. Die Insel ist unzugänglich. Niemand tritt auf seinen Traum.
letz.
"Leidenschaft für Schönheit - Gartenträume in Sachsen-Anhalt" herausgegeben von Christian Juranek, Fotos von Janos Stekovics. Verlag Janos Stekovics, Dößel 2019. 270 Seiten, zahlreiche Farbfotos. Gebunden, 35 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main