Einer der häufigsten Fehler in der Suchtkrankenhilfe besteht darin, daß Suchtkranken Leidensdruck genommen wird. Dies geschieht in erster Linie durch Angehörige. Doch auch Suchtkrankenhelfer sind davor nicht gefeit. Zunehmender Leidensdruck ist in der Regel unverzichtbar, damit die Betroffenen mit der Sucht brechen können. Wollen Angehörige und Helfer in gutgemeinter Absicht den Suchtkranken Leidensdruck ersparen, verlängern sie dadurch deren Kranheitsverlauf nur ungewollt: Warum sollen die Suchtkranken mit dem Trinken aufhören, wenn sie nicht daran leiden? Dieses Buch fußt auf praktischen Erfahrungen der Suchtkrankenhilfe und beschreibt die Wirkungsweise des Leidensdrucks. Zum Glück sind Suchtkranke, die einen starren Widerstand gegen eine Behandlung aufbauen, eher die Ausnahme. Das Anwachsen des Leidensdrucks wird als Therapeutikum verstanden, das mithilft, Suchtabhängige dazu zu bewegen, das Trinken endlich aufzugeben.