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Von Jerusalem nach Gaza: Mit einer Flaschenpost fängt alles an ... Tal ist siebzehn, sie lebt im jüdischen Teil Jerusalems. Welten trennen sie von der palästinensischen Bevölkerung in der Stadt. Nach einem Selbstmordanschlag in ihrer Nachbarschaft beschließt Tal zu handeln: Sie möchte endlich wissen, wie die Palästinenser leben und fühlen. Also schreibt sie einen langen Brief und schickt ihn als Flaschenpost los. Tal hofft, dass ein palästinensisches Mädchen antwortet. Nach langem Warten bekommt sie endlich eine E-Mail - vom zwanzigjährigen "Gazaman", der im Gazastreifen lebt ... Die…mehr

Produktbeschreibung
Von Jerusalem nach Gaza: Mit einer Flaschenpost fängt alles an ... Tal ist siebzehn, sie lebt im jüdischen Teil Jerusalems. Welten trennen sie von der palästinensischen Bevölkerung in der Stadt. Nach einem Selbstmordanschlag in ihrer Nachbarschaft beschließt Tal zu handeln: Sie möchte endlich wissen, wie die Palästinenser leben und fühlen. Also schreibt sie einen langen Brief und schickt ihn als Flaschenpost los. Tal hofft, dass ein palästinensisches Mädchen antwortet. Nach langem Warten bekommt sie endlich eine E-Mail - vom zwanzigjährigen "Gazaman", der im Gazastreifen lebt ... Die Geschichte einer israelisch-palästinensischen Freundschaft - ein sensibles und differenziertes Plädoyer für Verständnis und Toleranz.
Autorenporträt
Valérie Zenatti, deren Familie aus Algerien stammt, wurde 1970 in Nizza geboren. Heute lebt sie als Schriftstellerin und Übersetzerin (u.a. von Aharon Appelfeld und Zeruya Shalev) in Paris. Ihre Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt, zwei wurden verfilmt. Für JACOB, JACOB wurde sie mit dem Prix Méditerranée und dem Prix du Livre Inter des gleichnamigen französischen Radiosenders ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.03.2006

Politischer Jugendroman
Gazaman
Eine schwierige Freundschaft
Nein, ermutigend sind die täglichen Nachrichten aus Israel, aus Palästina wirklich nicht. Auf der ganzen Welt gibt es wohl keinen Landstrich, in dem die winzigen Hoffnungen auf eine Zukunft, die weniger Gewalt und Hass verheißt als die Gegenwart, immer wieder so jäh zerstört werden wie hier. Selbst wer von ferne in den Medien die Entwicklung verfolgt, möchte irgendwann resigniert die TV-Fernbedienung wegwerfen oder die Zeitungen zusammenknüllen. Und junge Leute reagieren auf die immergleichen schrecklichen Nachrichten eher apathisch.
Einen etwas anderen Zugang zum komplexen Thema Nahost-Konflikt findet die junge französische Autorin Valérie Zenatti, die lange in Israel gelebt hat - was man am ganz selbstverständlich in ihr Jugendbuch einfließenden Detailwissen über Land und Lebensgefühl der Menschen merkt. Am etwas dämlichen deutschen Titel Leihst du mir deinen Blick? sollte man sich nicht stören, und auch nicht an der ziemlich konstruiert wirkenden Ausgangssituation der Geschichte, die man im Lauf der Handlung bald vergißt: Die 17-jährige Jüdin Tal, im Jahr 2003 scheinbar behütet in Jerusalem lebend, doch vom täglichen Terror durch Selbstmordattentate nachhaltig verstört, will ein Zeichen der Hoffnung setzen. Mittels einer Flaschenpost, die ihr Soldaten-Bruder am Gazastreifen ins Meer werfen soll, will sie eine palästinensische E-Mail-Freundin finden und die Mentalität der vermeintlichen Feinde besser kennen lernen. Doch es kommt anders als gedacht: Die Flaschenpost erreicht einen 20-jährigen Palästinenser, der sich hinter der Mail-Adresse „Gazaman” versteckt und über die naiven Träume des Mädchens mit ätzender Schärfe lustig macht.
Im zögernd beginnenden, bald intensiver werdenden Mail-Austausch und gedanklichen Schlagabtausch gewinnt der ungewöhnlich aufgebaute Roman schnell an Fahrt. Da die Mails immer wieder von Reflexionen der beiden Jugendlichen unterbrochen werden, fällt es leicht, sich in die so unterschiedlichen Protagonisten hineinzuversetzen und ihre jeweilige Entwicklung nachzuvollziehen. Denn natürlich kommen die beiden sich trotz aller Vorbehalte näher; sie erzählen einander von ihren Freunden, von ihren Familien und vom schwierigen Alltag, der stark von der politischen Situation geprägt ist - auf beiden Seiten. Tal ist von einem aus nächster Nähe beobachteten Anschlag traumatisiert, „Gazaman” leidet unter den schweren Einschränkungen seiner Bewegungs- und Handlungsfreiheit und der ständigen Beobachtung durch seine deprimierten und teilweise fanatisierten Landsleute.
Überrascht stellen beide fest, wie ähnlich sie auf historische Ereignisse wie die Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträgers Yitzhak Rabin 1995 reagiert haben. Und wie sehr sie sich - beide aus Familien mit hohem Bildungsanspruch stammend - letztlich ganz ähnliche Ziele setzen.
Es ist ein anrührendes Buch, das viele Gefühle, sehr authentisch wirkende Stimmungsbilder und nebenbei auch ein paar historische Daten transportiert - und insgesamt einen Sog entwickelt, dem man sich kaum entziehen kann. Wird „Gazaman” auch diesmal wieder antworten, wird er endlich seine Geheimnisse preisgeben? Muss eine so fragile Annäherung nicht in einer Katastrophe enden - oder im Gegenteil im utopischen Happy End einer Liebesgeschichte?
Einige dieser Fragen sind am Ende des Buches geklärt; nur die drängenden Fragen nach der Zukunft Israels und Palästinas, die kann leider auch ein Jugendbuch nicht beantworten.
ANTJE WEBER
VALÉRIE ZENATTI: Leihst du mir deinen Blick? Aus dem Französischen von Bernadette Ott. Dressler Verlag 2006. 190 Seiten, 12 Euro.
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