Zusammen mit Dichterinnen und Denkern geht es durch die Straßen Leipzigs: Mit Jaroslav Rudis besuchen wir den Leipziger Hauptbahnhof und mit Egon Erwin Kisch die Nationalbibliothek. Von Hans-Ulrich Treichel hören wir ein Loblied auf den Karl-Heine-Kanal, und mit Friedrich Schiller heben wir ein Glas Gose. Aber auch Rainer Maria Rilke und Ricarda Huch wissen allerlei zu erzählen. Ob flanierend oder vom heimischen Lesesessel aus - anhand von Romanauszügen, Erzählungen, Gedichten und weiteren literarischen Begegnungen werden wir Neues erleben und Altbekanntes mit anderen Augen sehen! Der besondere Städte-Begleiter für Flaneure und das perfekte Mitbringsel für alle, die voller Vorfreude auf eine anstehende Reise oder in Erinnerung an die eigene Lieblingsstadt darin blättern wollen! Gestaltet von der Hamburger Künstlerin Katinka Reinke.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.07.2020Zu schön, um fortzuziehen
Komisch am Titel ist nur, dass ausgerechnet der Reclam-Verlag "zum Verweilen" in Leipzig rät. Die Stadt gilt längst als eine der aufblühenden Städte Deutschlands, wobei das weniger ein Aufblühen ist als eine Rückkehr zu alter Blüte. Hübsch gestaltet ist das Bändchen, samt zwei Stadtplänen. Verschiedene Orte werden kurz vorgestellt, es folgen darauf bezogene literarische Texte. Goethes Szene in Auerbachs Keller etwa. Erich Loest ist mit seinem Roman "Nikolaikirche" dabei, dazu der Sachse Joachim Ringelnatz und viele mehr. Romanauszüge, Reportage, Kurzgeschichte, Gedichte, ein Theaterstück - alles da. Nun kommt Leipzig in der Literatur immer wieder vor, nach Bezügen muss nicht lange gesucht werden. Aber Leipzig selbst war über viele Jahrzehnte hinweg auch die deutsche Buchstadt schlechthin. Das Graphische Viertel, früher die Adresse vieler Verlage, gehört zu den Sehenswürdigkeiten, die das Büchlein erwähnt. So lässt sich sogar ein Rilke-Gedicht, "Frühling", unterbringen, das zwar in der Schweiz entstand, aber Katharina Kippenberg zugeeignet ist, damals legendäre Programmchefin des Insel Verlags in Leipzig. Herzstück des Graphischen Viertels ist das Reclam-Carrée. Dort entstand der Reclam-Verlag, dort erlebte er mit seiner Universalbibliothek große Zeiten, ein Museum erinnert daran. Aber von Leipzig will der Verlag nichts mehr wissen. Während der deutschen Teilung gab es Reclam zweimal, in West und Ost. Nach dem DDR-Ende blieb nur eine Dependance in Leipzig, die schließlich auch aufgelöst wurde. Also von wegen "Leipzig zum Verweilen". Trotzdem ist das Buch ein netter Begleiter für pflasterlahme Touristen, die in einem der vielen Kaffeehäuser der Stadt darin blättern mögen.
F.P.
"Leipzig zum Verweilen", herausgegeben von Marianne Eppelt. Reclam-Verlag, Ditzingen 2020. 112 Seiten, Karten. Broschiert, 10 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Komisch am Titel ist nur, dass ausgerechnet der Reclam-Verlag "zum Verweilen" in Leipzig rät. Die Stadt gilt längst als eine der aufblühenden Städte Deutschlands, wobei das weniger ein Aufblühen ist als eine Rückkehr zu alter Blüte. Hübsch gestaltet ist das Bändchen, samt zwei Stadtplänen. Verschiedene Orte werden kurz vorgestellt, es folgen darauf bezogene literarische Texte. Goethes Szene in Auerbachs Keller etwa. Erich Loest ist mit seinem Roman "Nikolaikirche" dabei, dazu der Sachse Joachim Ringelnatz und viele mehr. Romanauszüge, Reportage, Kurzgeschichte, Gedichte, ein Theaterstück - alles da. Nun kommt Leipzig in der Literatur immer wieder vor, nach Bezügen muss nicht lange gesucht werden. Aber Leipzig selbst war über viele Jahrzehnte hinweg auch die deutsche Buchstadt schlechthin. Das Graphische Viertel, früher die Adresse vieler Verlage, gehört zu den Sehenswürdigkeiten, die das Büchlein erwähnt. So lässt sich sogar ein Rilke-Gedicht, "Frühling", unterbringen, das zwar in der Schweiz entstand, aber Katharina Kippenberg zugeeignet ist, damals legendäre Programmchefin des Insel Verlags in Leipzig. Herzstück des Graphischen Viertels ist das Reclam-Carrée. Dort entstand der Reclam-Verlag, dort erlebte er mit seiner Universalbibliothek große Zeiten, ein Museum erinnert daran. Aber von Leipzig will der Verlag nichts mehr wissen. Während der deutschen Teilung gab es Reclam zweimal, in West und Ost. Nach dem DDR-Ende blieb nur eine Dependance in Leipzig, die schließlich auch aufgelöst wurde. Also von wegen "Leipzig zum Verweilen". Trotzdem ist das Buch ein netter Begleiter für pflasterlahme Touristen, die in einem der vielen Kaffeehäuser der Stadt darin blättern mögen.
F.P.
"Leipzig zum Verweilen", herausgegeben von Marianne Eppelt. Reclam-Verlag, Ditzingen 2020. 112 Seiten, Karten. Broschiert, 10 Euro.
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»Ein netter Begleiter für pflasterlahme Touristen, die in einem der vielen Kaffeehäuser der Stadt darin blättern mögen« Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.07.2020