Ich bin ein Intro - und das ist gut so
Sylvia Löhken ist ein echter Intro und sie schreibt entsprechend: für Differenziertheit, gegen pauschale Urteile. Sie klärt auf, was Extrovertiertheit tatsächlich bedeutet und warum Introvertiertheit keine Schwäche ist, sondern eine durchaus wertvolle
Gesprächsstrategie.
Ohne den Spieß umzudrehen und zum Extro-Bashing überzugehen, tut Löhken das, was…mehrIch bin ein Intro - und das ist gut so
Sylvia Löhken ist ein echter Intro und sie schreibt entsprechend: für Differenziertheit, gegen pauschale Urteile. Sie klärt auf, was Extrovertiertheit tatsächlich bedeutet und warum Introvertiertheit keine Schwäche ist, sondern eine durchaus wertvolle Gesprächsstrategie.
Ohne den Spieß umzudrehen und zum Extro-Bashing überzugehen, tut Löhken das, was man von einer seriösen Fachfrau erwartet: Sie schaut genau hin, bevor sie zu Analysen und Schlussfolgerungen kommt - indem sie beispielsweise unterscheidet zwischen introvertierten Menschen und denen, die schüchtern sind.
So kommt ihr Buch kurzweilig statt oberlehrerhaft daher, intelligent und nicht besserwisserisch. Die Botschaft zwischen den Zeilen ist heute so wichtig wie zu allen Zeiten und verdient ein großes Publikum: Handle deinem eigenen Wesen entsprechend - und akzeptiere auch den anderen so wie er ist. Erst dann ist gesundes Wachstum möglich. Oder mit ihren Worten: 'Erst wenn ich mich selbst kenne und mit mir selbst gut umgehen kann, kann ich auch mit anderen erfolgreich umgehen ... Bleiben Sie sich lieber selber treu!'
Ganz nebenbei wird das Ego des Intovertierten gestärkt, indem er in eine Reihe mit äußerst erfolgreichen leisen Menschen gestellt wird: mit Obama, Gandhi, Eastwood und nicht zuletzt Angela Merkel.
Schließlich gelingt Sylvia Löhken etwas, woran andere scheitern: Sie schafft es, sowohl männliche als auch weibliche Lesende anzusprechen, ohne dabei verkrampft zu wirken - für sie offensichtlich eine Herzensangelegenheit, für mich ein charmantes Detail und ein Beleg für Taktgefühl.
Ein wichtiges Buch zu einem wichtigen Thema.
==========================================
NACHTRAG.
Ich habe in den letzten Tagen ein paar weitere Kapitel genossen, zum oberflächlichen Verschlingen eignen sie sich einfach nicht. Der erste Eindruck hat sich bestätigt: Dieses Buch könnte sich als Vademecum etablieren für jeden, der sich beruflich mit dem Thema Kommunikation beschäftigt. Denn hier werden zentrale Themenbereiche wie z. B. das Verhandeln dergestalt beleuchtet, dass man unwillkürlich seine eigenen Strategien zu hinterfragen beginnt, extro hin und intro her.
Kurz: Das Buch bietet ein Füllhorn aus Anregungen und Offenbarungen, anregend und leichtverdaulich. Aufgrund der zahlreichen und systematischen "Verlinkungen", die die Autorin vorgenommen hat, ließe sich das Buch auch querlesen ' was jedoch daran scheitert, dass man es nur ungern aus der Hand legt.
Unvermeidlich (oder zumindest unwahrscheinlich) bleibt bei einer ausgiebigen und sorgfältigen Lektüre eines solchen Werkes, dass einem manche sprachliche Eigenheit ins Auge fällt und sich ein gewisser Verbesserungsspielraum für die nächste Auflage andeutet. Zunächst einmal teilt die Autorin eine Leidenschaft mit mir, die für Satzzeichen. Gerne verwendet sie Ausrufezeichen, Gedankenstriche und Auslassungspunkte - und an mancher Stelle hätte ich mir gewünscht, sie hätte es nicht getan, um den Satzfluss nicht zu 'versalzen'. Weiterhin hätte es mir gefallen, wenn sie uns rechtshirnigen Lesern ein wenig entgegengekommen wäre und die eine oder andere Illustration, Abbildung oder ein schönes Bild spendiert hätte. So haben die Seiten überwiegend den spröden Charme einer Buchstabenwüste, die nach etwas Auflockerung lechzt; die vereinzelten Tabellen bieten dies nur mäßig.
Die Gesamtbewertung kann dies nicht trüben: Es handelt sich hier um einen in die Breite und Tiefe gehenden Ratgeber, der nicht nur sein Geld wert ist, sondern der mit seiner wertigen Ausstattung nachhaltig Freude macht und sich einen dauernden Platz in meinem Bücherregal errungen hat.