....Anreiz, den wir gemeinhin und in der Breite wohl mit Recht als einen der stärksten Antriebe aktiven Handelns erfahren. Es bleibt aber in Zukunft eine bedrängende Frage, inwieweit materielle Besserstellungen - die Atmosphäre einer Wohlstandsgesellschaft - die Leistungsbereitschaft des einzelnen beeinflussen werden. Die nachrückende Intelligenz- und Führungsschicht ist dabei in gleicher Weise angesprochen wie die von den Einrichtungen unseres sozialen Sicherungssystems vor allem geschützte breite Schicht der Lohnempfanger. Ist das Konsumdenken unserer Tage zu einem neuen und erwunschten Stimulans eines allgemeinen Leistungsdrangs geworden? Oder wird hierdurch erst recht eine Einstellung gefordert, die in der Ausnutzung jeder Chance im Angebotsgefüge eines weit ausgebauten Systems sozialer Sicherung eine selbstverständliche Aufgabe für die Betätigung des persönlichen Eigennutzes sieht? Sind die moralischen Kräfte dieser Zeit noch stark genug, urn das Bewusstsein notwendiger Solidarität und damit der Rücksichtnahme auf das Ganze, die ein tragender Gedanke beim Aufbau unseres Systems sozialer Sicherung waren, noch lebendig und wirksam zu erhalten? Erfordert nicht eine zeitgemäße Politik der sozialen Sicherung, auch darauf zu achten, dass die Bürger durch eigene Leistung zur eigenen sozialen Sicherung und der ihrer nächsten Angehörigen beitragen? Sicher können auch künftig die Antworten auf solche Fragen nicht leicht und in vereinfachter Form gegeben werden. Aber mehr als bisher um ungültige Antworten zu ringen, wird ein dringendes Anliegen fur diejenigen sein mussen, die an der Gestaltung unserer sozialen Verhältnisse mitwirken.
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