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Band - enthält die Neuedition von Strauss' umwälzenden Studien zu Maimonides und dessen arabischen Vorläufern. Die Frühen Schriften präsentieren 29 Arbeiten aus der Zeit von 1921-1937, darunter zahlreiche in Erstpublikation.
Rezension:
Dass diese Ausgabe jetzt erscheint und einen der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts in seinen wichtigsten und vielen entlegenen Texten vorstellt, ist als herausgeberische Leistung hoch genug zu rühmen. Der Tagesspiegel
Eine ehrgeizige Werkausgabe (FAZ) deren erster Band editorische Maßstäbe gesetzt hat. (SZ)

Produktbeschreibung
Band - enthält die Neuedition von Strauss' umwälzenden Studien zu Maimonides und dessen arabischen Vorläufern. Die Frühen Schriften präsentieren 29 Arbeiten aus der Zeit von 1921-1937, darunter zahlreiche in Erstpublikation.

Rezension:
Dass diese Ausgabe jetzt erscheint und einen der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts in seinen wichtigsten und vielen entlegenen Texten vorstellt, ist als herausgeberische Leistung hoch genug zu rühmen. Der Tagesspiegel
Eine ehrgeizige Werkausgabe (FAZ) deren erster Band editorische Maßstäbe gesetzt hat. (SZ)
Autorenporträt
Leo Strauss, geb. 1899 in Kirchhain/ Hessen, gest. 1973 in Annapolis/Maryland. 1921 Promotion bei Cassirer in Hamburg, anschließend Studien bei Husserl und Heidegger in Freiburg. 1932-1934 Rockefeller Stipendiat in Paris und Cambridge. Hobbes-Forschungen in England. 1938 Übersiedlung in die USA. Lehre an der New School for Social Research in New York. 1949 Ruf als Professor für Politische Philosophie an die University of Chicago, die während der zwei Jahrzehnte seiner Lehr- und Forschungstätigkeit zum wichtigsten Ort der Neubelebung der Politischen Philosophie wird.

Heinrich Meier, geb. 1953; leitet die Carl Friedrich von Siemens Stiftung in München; seine Arbeiten zur Politischen Philosophie umfassen u. a. das 1988 bei J. B. Metzler erschienene Buch "Carl Schmitt, Leo Strauss und "Der Begriff des Politischen"", das inzwischen auch in französischer, japanischer und amerikanischer Übersetzung vorliegt, sowie seine 1994 ebenfalls bei J. B. Metzler veröffentlichte Kritik der Politischen Theologie "Die Lehre Carl Schmitts. Vier Kapitel zur Unterscheidung Politischer Theologie und Politischer Philosophie".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2001

Die Aufklärung hat nichts widerlegt
Gebrochener Bann: Die Sphinx Leo Strauss offenbart sich in ihren Briefen / Von Henning Ritter

Nachdem nun der dritte Band der "Gesammelten Schriften" von Leo Strauss erschienen ist, und nachdem die beiden vorhergehenden Bände zumindest von Rezensenten stark beachtet wurden, kann man nicht mehr von dem hierzulande unbekannten Philosophen sprechen, der, aus Deutschland emigriert, in den Vereinigten Staaten durch seine Lehre einen bemerkenswerten Einfluß ausübte. Tatsächlich begründete er in Chicago eine eigene Schule der "political science" und ein eigenwilliges Verfahren des Lesens alter Texte, welches auf dem Prinzip beruhte, daß in den Texten der philosophischen Tradition, besonders Platons, alle Antworten auf die Fragen zu finden sind, die die Philosophie in der Gegenwart mit Fug und Recht beschäftigen.

Trotz der Erfolge des "Straussianismus" bleibt die Tatsache unbestreitbar, daß weder die Themen von Leo Strauss noch seine Art der Lösung philosophischer Probleme in der gegenwärtigen philosophischen Szene irgendeine Resonanz gefunden hätten. Die Sphinx Leo Strauss ist im Raum dessen, was die akademische Philosophie beschäftigt, nach wie vor völlig isoliert. Das hängt eben mit den Erwartungen zusammen, die an die philosophische Tradition gerichtet werden. Während man sich mit ihr heute argumentationslogisch oder historisch - geistes- und kulturgeschichtlich - beschäftigt, hat Leo Strauss schon in seinen Anfängen ganz andere Erwartungen an die traditionelle Philosophie gehabt: Es galt aus der "Höhle des Historismus" herauszutreten, um "ursprünglich" zu philosophieren, das heißt freizulegen, wo beispielsweise die Auseinandersetzung zwischen Theologie und Aufklärung so unverschleiert, wie nur möglich, geführt wurden, um sie dann auch dort zur Entscheidung zu bringen. Der letzte Horizont solcher Fragen wurde für Leo Strauss immer mehr die griechische Philosophie und die Philosophie Platons.

Seit einigen Jahren bietet der Herausgeber der Gesammelten Schriften, Heinrich Meier, dafür die Formel an: "das theologisch-politische Problem". Ihm hat er vor Jahren eine bemerkenswerte Studie gewidmet, in der er Leo Strauss in Gestalt einer Rezension von Carl Schmitts "Begriff des Politischen" (1931) mit diesem in einen Dialog eintreten läßt, der, in der Lesart von Heinrich Meier, um das theologisch-politische Problem kreist. Die Rezension von Leo Strauss ist in den vorliegenden Band aufgenommen worden und kann jetzt im Zusammenhang mit gleichzeitigen anderen Studien von Strauss gelesen werden. Es ist dabei nicht zu verkennen, daß die Fragen von Religionskritik und Aufklärung im Mittelpunkt des Denkens von Strauss gestanden haben.

Zu behaupten, daß das "theologisch-politische Problem" nicht nur ein Schlüssel zur Fragestellung von Leo Strauss ist, sondern auch als beherrschender Antrieb seines Philosophierens zu Anfang der dreißiger Jahre angesehen werden muß, schließt die These ein, daß die durch die neuzeitliche Wissenschaft und Politik, zumal die moderne liberale Staatsauffassung seit Jahrhunderten vorbereitete und durchgesetzte Trennung von Theologie und Politik sich damals als gescheitert erwiesen habe. Es war in der Tat die Überzeugung von Leo Strauß, daß, im Gegenteil, Aufklärung und Wissenschaft nicht nur ihren theologischen Gegner nicht überwunden, sondern ihn lediglich sich selbst überlassen hätten, um sich statt dessen einem Projekt der Ordnung der menschlichen Dinge zuzuwenden, das zur Lösung aller Spannungen zwischen Religion und Vernunft auf dem Weg der Verwirklichung der neuen Ordnung des menschlichen Zusammenlebens durch Technik und wissenschaftliche Rationalität führen sollte. Die wachsenden Zweifel daran, ob dieses Projekt der Moderne überhaupt gelingen könne, brachten Leo Strauss dazu, bei der angeblich überwundenen Tradition Rat zu holen.

Es leuchtet unmittelbar ein, daß eine Auseinandersetzung mit Thomas Hobbes, dem Begründer der neuzeitlichen politischen Wissenschaft, eine Probe auf die Stichhaltigkeit dieser Kritik am Aufbruch der Neuzeit, seinen Antrieben und Folgen, sein konnte. Das Manuskript über "Hobbes' politische Wissenschaft in ihrer Genesis", das Leo Strauss 1935 noch auf deutsch abgeschlossen hat, das er aber nicht mehr in Deutschland publizieren konnte und das auf englisch ein Standardwerk wurde, wird im dritten Band der Gesammelten Schriften zum ersten Mal in der Originalfassung publiziert (erweitert um die Änderungen der englischen Ausgabe). Ergänzend kommen Entwürfe und Aufsätze hinzu, die die ursprünglich viel weiter ausgreifenden Hobbes-Studien von Leo Strauss zum ersten Mal überhaupt im Zusammenhang dokumentieren.

Das Buch über "Hobbes' politische Wissenschaft" ist von allen Büchern von Leo Strauss sicherlich dasjenige - seine akademische Wirkungsgeschichte bezeugt es -, das am wenigsten dazu nötigt, nach der "Intention von Leo Strauss" zu fragen. Es kann mit Gewinn als eine Studie über die Genese der politischen Wissenschaft von Hobbes, über seine anthropologischen Ansichten und sein Verhältnis zur Antike und insbesondere zu Aristoteles gelesen werden. Und doch wird auch dem unbefangenen, auf Leo Strauss nicht eingestellten Leser auffallen, daß dieser offenbar eine Beweisabsicht besonderer Art verfolgt. Er will nämlich zeigen, daß es nicht, wie es die gängige Auffassung will, das Methodenideal der neuen Naturwissenschaften ist, das Hobbes zu seiner neuen Wissenschaft der Politik treibt, sondern daß er seine Philosophie unabhängig davon entwirft, in der Auseinandersetzung mit den Alten und mit der überlieferten und offenbarten Religion. Dem letzteren Thema hat Leo Strauss gleichzeitig ein eigenes, hier zum ersten Mal publiziertes Manuskript gewidmet: "Die Religionskritik des Hobbes. Ein Beitrag zum Verständnis der Aufklärung" (1933/34).

Was Leo Strauss unzugänglich macht und eine lebendige Aneignung seines Werkes erschwert, ist keineswegs, daß er schwer verständlich schriebe. Im Gegenteil, man wird kaum je im Verständnis durch Tiefsinn und Vieldeutigkeit gestört. Wer sich auf die Arbeiten von Leo Strauss einläßt, folgt Satz für Satz, Abschnitt für Abschnitt einem eindrucksvoll energischen Gedankengang. Die Schwierigkeit liegt anderswo. Sie beginnt, wenn man sich fragt, nicht was er beweist, sondern worauf er hinauswill. Seine Texte sind so dicht gefügt und operieren so nah an Texten der philosophischen Tradition, die er meisterhaft bis in jede Faser des Arguments durchdringt, daß der Lesende durchaus einer gewissen Klaustrophobie erliegen kann und nach einem Ausgang aus dieser Höhle philosophischer Gelehrsamkeit sucht. Nun bietet der vorliegende Band in seiner zweiten Hälfte eine einzigartige Gelegenheit, das dichte Gewebe der Texte von Leo Strauss zu lockern. Die Briefwechsel mit dem damals in Marburg lehrenden Philosophen Gerhard Krüger, mit Karl Löwith vor und während der Emigration, mit dem Mathematiker Jacob Klein, dem lebenslang engsten Freund von Leo Strauss, der mit ihm den Weg in die Vereinigten Staaten finden wird, und schließlich mit Gershom Scholem. Jeder dieser Briefwechsel beginnt an der Schwelle der dreißiger Jahre und wird bis in die sechziger und siebziger Jahre fortgeführt. Die größte Dichte der Korrespondenz ist in den meisten Fällen in den dreißiger Jahren zu verzeichnen, als Leo Strauss seine philosophische Intention im Gespräch vor allem mit Gerhard Krüger und Karl Löwith gleichsam probt.

Der philosophisch ertragreichste Briefwechsel ist zweifellos der mit Gerhard Krüger, dessen Arbeiten über Descartes und Kant Leo Strauss besonders schätzte. Berücksichtigt man, wie sehr das Denken von Leo Strauss von der jüdischen Philosophie (besonders des Mittelalters) und seinem Judentum bestimmt war, so ist der Gedankenaustausch mit Gerhard Krüger, der nicht weniger nachdrücklich seine christliche Prägung zu erkennen gibt, ein bemerkenswertes Zeugnis für den vielfach mißlingenden jüdisch-christlichen "Dialog". Das Thema ist freilich die Philosophie. Die zu Anfang der Jahre ausgetauschten Briefe sind durch den gegenseitigen Respekt und durch die intellektuelle Spannung, die von den politischen Ereignissen nur noch gesteigert wurde, ein Dokument von besonderem Rang. Während Krügers Briefe ein wenig darunter leiden, daß er ein akademisch vielbeschäftigter Mann ist, hat Leo Strauss in die briefliche Darstellung seiner Einsichten und Pläne alles hineingelegt, was ihm zu Gebote stand. Er wollte den akademischen Lehrer, dessen Arbeiten für ihn vorbildlich waren, überzeugen und für eine Betrachtung der Zeit und der Geschichte gewinnen, die diesem in ihrer expressiven Intensität doch fremd bleiben mußte.

Was er in mehreren Anläufen als "Kern seiner Überlegungen" mitteilt, ist in jeder Variante fesselnd. Das beginnt mit seiner Frage: "Wie war es möglich, daß die Aufklärung gesiegt hat?" Und er kommt zu der Antwort, daß sie nur auf Nebenschauplätzen gesiegt habe, über die Scholastik, aber nicht über die Welt der Bibel; daß sie hinsichtlich des Wunders nur eine für Wunder unerreichbare Position geschaffen habe, während sie gegen den Wunderglauben machtlos geblieben sei; daß sie ihren Sieg nicht einer wissenschaftlichen Widerlegung der offenbarungs-religiösen Behauptungen verdanke, sondern schlicht dem Willen, ein hedonistisches Leben zu verwirklichen, und nichts sonst. Alle großen Tatbestände der Tradition seien durch die Aufklärung allenfalls umgangen und übergangen worden, aber nicht überwunden.

Die Polemik gegen die Grundlosigkeit des Selbstverständnisses der modernen Zivilisation ist unüberhörbar: "Der soziale Friede wird Ziel, weil es nunmehr nicht mehr primär um Beseitigung des furchtbaren Wahns, sondern um die Beseitigung des Wahns, des wahnhaften Glücks, im Interesse der Herstellung des wirklichen Glücks geht." Offene Worte, in denen der liberalen Gesellschaft die Treue aufgekündigt wird. Wenige Zeilen weiter ist zu lesen: "Mir war nur Eines klar: daß ich nicht an Gott glauben kann." Von ähnlicher Deutlichkeit ist vieles. Die eminent schwierige und hervorragende Edition von Heinrich und Wiebke Meier erschließt ein völlig unbekanntes Kapitel der jüngeren Philosophiegeschichte und ein faszinierendes Zeitdokument. Vielleicht wird der biographische Seitenweg, der sich durch die Briefwechsel von Leo Strauss öffnet, den hermetischen Bann auf seinen Schriften lösen.

Leo Strauss: "Gesammelte Schriften". Band 3: Hobbes' politische Wissenschaft und zugehörige Schriften - Briefe. Hrsg. von Heinrich und Wiebke Meier. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart, Weimar 2001. XXXVIII, 799 S., geb., 99,80 DM, Subskr.-Pr. bei Bezug des Gesamtwerks 89,80 DM.

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"Dass diese Ausgabe jetzt erscheint und einen der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts in seinen wichtigsten und vielen entlegenen Texten vorstellt, ist als herausgeberische Leistung hoch genug zu rühmen." - Der Tagesspiegel

"Eine ehrgeizige Werkausgabe" - FAZ deren erster Band "editorische Maßstäbe" - gesetzt hat." - SZ