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Die brutalen Morde von Duisburg im letzten Sommer haben es einmal mehr gezeigt: Die Mafia ist kein rein italienisches Problem. Einer der profiliertesten Kämpfer gegen die Mafia und einer der profundesten Kenner ihrer Entwicklung ist der langjährige Bürgermeister von Palermo. Als Zeuge eines großen Teils der erzählten Ereignisse hat er einen nahen und scharfen Blick auf die Vorgänge. Er berichtet von der Mafia in den frühen Jahren der italienischen Republik bis zur so genannten 'Plünderung Palermos' und der wachsenden Verflechtungen von Staat und Mafia in ganz Italien, vom Versuch, in der…mehr

Produktbeschreibung
Die brutalen Morde von Duisburg im letzten Sommer haben es einmal mehr gezeigt: Die Mafia ist kein rein italienisches Problem. Einer der profiliertesten Kämpfer gegen die Mafia und einer der profundesten Kenner ihrer Entwicklung ist der langjährige Bürgermeister von Palermo. Als Zeuge eines großen Teils der erzählten Ereignisse hat er einen nahen und scharfen Blick auf die Vorgänge. Er berichtet von der Mafia in den frühen Jahren der italienischen Republik bis zur so genannten 'Plünderung Palermos' und der wachsenden Verflechtungen von Staat und Mafia in ganz Italien, vom Versuch, in der Vatikanbank Fuß zu fassen, von den Aufsehen erregenden Mordfällen der 80er Jahre, von prominenten Mafiosi und dem Schicksal der 'Straflosen' in der Ära Berlusconi. Und von der Ausbreitung der modernen Krake Mafia, die ihre Geschäfte längst im Banken- und Immobiliengewerbe tätigt und deren Gesicht weiterhin von Gier, Gewalt und Aushöhlung des Rechts geprägt ist. Auf erschreckende Weise wird klar: Was in Sizilien passierte, geht nicht nur Italien an!
Autorenporträt
Leoluca Orlando, geboren 1947 in Palermo, studierte Jura in Palermo und Heidelberg. Eigene Anwaltspraxis, dann Professur an der heimischen Universität. Er war von 1985 bis Ende 2000 Bürgermeister von Palermo und wurde durch seinen erfolgreichen Kampf gegen die Mafia international bekannt. Er ist Mitglied des Europarats und Präsident der Stiftung 'The Sicilian Renaissance Institute'. Seine Autobiographie Ich sollte der nächste sein erschien 2002 mit großem Erfolg. Auf seiner Lesereise durch Deutschland begeisterte er über 30000 Zuhörer. Heute ist Orlando einer der schärfsten Widersacher Berlusconis, und noch immer steht er auf der Abschußliste der Mafia.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2008

Mafiotisch

Was Leoluca Orlando zur Mafia sagt, ist notgedrungen existentiell. Der ehemalige Bürgermeister von Palermo betrachtet sie aus dem Umklammertsein ("Ich sollte der nächste sein") eines Politikers und Intellektuellen, für den das Verständnis ihrer Entwicklung und Strategien die Voraussetzung dafür ist, der Mafia wirksam entgegenzutreten. Doch Orlando schreibt nicht über, er "erzählt die Mafia". Die Interviewform trägt kein ganzes Buch und strapaziert die Stringenz, zumal der Journalist Pippo Battaglia mit seinen Fragen eher Informationen abruft als Dialoge anstößt. Der historische Abriss bis zum Zweiten Weltkrieg fällt knapp aus; detailreicher wird die Darstellung, sobald Orlando erlebte Zeitgeschichte erörtert. Chronologisch und thematisch geordnet, laufen die zwölf Kapitel auf die scharfsinnige Kritik eines "zivilen, aber nicht zivilisierten Landes" hinaus: Was Orlando in Italien vermisst und wofür er eintritt, ist ein ethischer Grundkonsens, auf den sich die Gesellschaft jenseits der geltenden Gesetze und strafrechtlichen Urteile verständigt. Das Buch, das 2007 in Italien erschienen ist, für die deutsche Ausgabe zu aktualisieren, haben Autor und Verlag nicht für nötig erachtet: So bewegt sich der Text auf dem Stand, als Berlusconi noch nicht wieder Ministerpräsident, Salvatore "Totò" Cuffaro als Regionalpräsident von Sizilien noch nicht zurückgetreten und Salvatore Lo Piccolo, der Bernardo Provenzano als Boss der Bosse folgte, noch nicht festgenommen ist. Das ist weniger mafiotisch als ärgerlich. (Pippo Battaglia, Leoluca Orlando: "Leoluca Orlando erzählt die Mafia". Aus dem Italienischen von Udo Richter. Herder Verlag, Freiburg 2008. 320 S., geb., 19,95 [Euro].) aro.

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