Das einzige Gemälde Leonardo da Vincis in Deutschland hängt in der Alten Pinakothek München: Die Madonna mit der Nelke, um 1475 entstanden, Öl auf Holz und 62 x 47,5 cm groß, ist ein Frühwerk Leonardos, der zu dieser Zeit, obwohl bereits selbständiger Meister, noch in der Werkstatt seines Lehrers Andrea del Verrocchio arbeitete. Im Spannungsfeld zwischen Verrocchio, dem Einfluß der flämischen Malerei in Florenz und eigenen Bilderfindungen fand Leonardo zu ganz neuen künstlerischen Lösungen - die kunstvoll geflochtenen Haare der Maria etwa, der prächtige Wirbel des gelben Stoffs im Vordergrund und vor allem die dunstige Berglandschaft im Hintergrund weisen voraus auf spätere Meisterwerke wie die Mona Lisa oder die Hl. Anna Selbdritt. Wie anregend diese Neuerungen für andere junge Maler im Atelier Verrocchios waren, belegen Gemälde von Pietro Perugino oder Lorenzo di Credi. Sie dienen als Vergleichsbeispiele bei einer Studioausstellung, die die Alte Pinakothek im Rahmen des"International Leonardo Project"(14. September - 4. Dezember 2006) ihrer größten Kostbarkeit widmet. Ein zweiter Teil der Ausstellung stellt die Ergebnisse einer mit den neuesten technologischen Methoden durchgeführten Untersuchung der Münchner Madonna vor. Nicht nur in künstlerischer, auch in maltechnischer Hinsicht - so das Fazit - war Leonardo wegweisend für nachfolgende Künstlergenerationen.