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Bewegung (moto) und Kraft (forza, impeto) sind die Leitbegriffe der Naturwissenschaft von Leonardo da Vinci (1452-1519). Sie fundieren nicht nur ein prozessorientiertes Naturbild, sondern bilden auch die Grundlage von Leonardos Kunst und Technik: als anschauliche und pragmatische Reproduktion der natürlichen Dynamik. Leonardos Ansatz eröffnet Übergänge zwischen den drei genannten kulturellen Sphären und ist damit gerade heute wieder von hoher Aktualität. Anläßlich seines 550. Geburtstags stellen fünfzehn international renommierte Leonardo-Experten erstmals die ganze Tragweite des dynamischen…mehr

Produktbeschreibung
Bewegung (moto) und Kraft (forza, impeto) sind die Leitbegriffe der Naturwissenschaft von Leonardo da Vinci (1452-1519). Sie fundieren nicht nur ein prozessorientiertes Naturbild, sondern bilden auch die Grundlage von Leonardos Kunst und Technik: als anschauliche und pragmatische Reproduktion der natürlichen Dynamik. Leonardos Ansatz eröffnet Übergänge zwischen den drei genannten kulturellen Sphären und ist damit gerade heute wieder von hoher Aktualität. Anläßlich seines 550. Geburtstags stellen fünfzehn international renommierte Leonardo-Experten erstmals die ganze Tragweite des dynamischen Paradigmas vor Augen: von der Physik zur Malerei, vom Handwerk zur Anatomie, von der Optik zur Biologie. Fruchtbare Spannungen in Leonardos Werk kommen dabei ebenso zur Sprache wie die Verbindungen zum wissenschaftlichen, künstlerischen und technischen Milieu Italiens um 1500.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.09.2003

Die bewegte Natur
Leonardo da Vinci als Meister der dritten Kultur
Natur, Kunst und Technik sind bei Leonardo da Vinci nicht voneinander zu trennen, sondern gehen in seinem Werk in den Jahren um 1500 eine Symbiose ein, die ebenso in der Kunstgeschichte wie in den Naturwissenschaften eine Epochenschwelle markiert. Die ältere Wissenschaftsgeschichte hat Leonardos Werk mehr oder minder in ein wissenschaftliches und in ein künstlerisches unterteilt. Doch scheint ein engerer Zusammenhang gegeben. Dieser Frage geht ein Sammelband nach, in dem sich Leonardo-Spezialisten, Philosophen und Wissenschaftshistoriker zu Aspekten des Werkes äußern, die nicht die Trennung, sondern vielmehr den Übergang der einzelnen kulturellen Sphären betonen.
Leonardos Kernproblem ist die Bewegung der sich verändernden und selbst im Übergang befindlichen Natur im Verhältnis zu ihrer künstlerischen Fixierung. Eindrücklich analysiert Fehrenbach Leonardos Konzeption der Bildzeit. In Absetzung von den Leonardo als Argumente des „Paragone” zugeschriebenen Äußerungen des Gegensatzes von sukzessiver und simultaner Wahrnehmung von Dichtung und Malerei, gelingt die Erhellung des Bewegungsphänomens am Beispiel der Gemälde. Diese beziehen ihre neuartige Lebendigkeit nicht aus einer sich sukzessive erschließenden, gar narrativ konzipierten Bildhandlung, sondern aus der Vielzahl von Bewegungsimpulsen, die aus dem Punkt hervorgehen: Leonardo integriert Simultaneität und Sukzessivität. Für die Werke nach 1500 prägt Fehrenbach das Paradox vom „perpetuierten Impetus” für das künstlerische Verfahren, das die Bildzeit bei Leonardo zur Chiffre einer fundamentalen Wende in der Wirkungsästhetik der frühneuzeitlichen Kunst werden lässt.
Martin Kemp, der noch junge Altmeister der interdisziplinären Verknüpfung von Kunst- und Wissenschaftsgeschichte, geht dem Bewegungsphänomen anhand von Leonardos Zeichnungen nach, wobei er gerade den naturwissenschaftlichen und technischen Illustrationen überraschende Aspekte in künstlerischer Perspektive abgewinnt. Leonardo gelingt es, graphische Äquivalente für die bewegte Natur zu entwickeln, die Kemp erstmals in einem Typenkatalog zusammenfasst. Ein gedankenreicher Sammelband, dessen vorbehaltlose Empfehlung angesichts der so oft postulierten, aber selten praktizierten „Übergängigkeit” der Disziplinen im heutigen Wissenschaftsbetrieb keiner Begründung bedarf.
MICHAEL THIMANN
FRANK FEHRENBACH (Hrsg.): Leonardo da Vinci. Natur im Übergang. Wilhelm Fink Verlag, München 2002. 419 Seiten, 48,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Michael Thimann spricht für diesen Sammelband über Leonardo da Vinci eine "vorbehaltlose Empfehlung" aus und ist insbesondere von den interdisziplinären Anstrengungen des Buches begeistert. Während man früher eine Trennung zwischen den künstlerischen und den naturwissenschaftlichen bzw. technischen Arbeiten da Vincis machte, tendiere dieser Band dazu, diese Trennung aufzuheben, so der Rezensent zustimmend. Er hebt insbesondere den Beitrag des Herausgebers über die "Konzeption der Bildzeit" als erhellend hervor. Auch der Aufsatz von Martin Kemp, den er als "jungen Altmeister der interdisziplinären Verknüpfung von Kunst- und Wissenschaftsgeschichte" rühmt, preist er für seinen Versuch, einen "Typenkatalog" der zeichnerischen Fixierung von Bewegung zu erstellen. Insgesamt ein "gedankenreicher Sammelband", schwärmt Thimann.

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