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Künstler, Wissenschaftler, Erfinder, Ingenieur - seine staunenswerte Vielseitigkeit macht Leonardo da Vinci noch heute zu einer legendären Figur. Was aber weiß man genau über dieses Universalgenie, das vor 500 Jahren lebte? Martin Kemp bietet in seiner faszinierenden Darstellung eine neue Sichtweise auf Leben und Werk des weltberühmten Künstlers und geht der wahren Bedeutung von Meisterwerken wie der "Mona Lisa" nach.
Martin Kemp, international renommierter Leonardo-Experte, geht im vorliegenden Buch dem großen Talent und dem Jahrhunderte überdauernden Erfolg des rätselhaften
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Produktbeschreibung
Künstler, Wissenschaftler, Erfinder, Ingenieur - seine staunenswerte Vielseitigkeit macht Leonardo da Vinci noch heute zu einer legendären Figur. Was aber weiß man genau über dieses Universalgenie, das vor 500 Jahren lebte? Martin Kemp bietet in seiner faszinierenden Darstellung eine neue Sichtweise auf Leben und Werk des weltberühmten Künstlers und geht der wahren Bedeutung von Meisterwerken wie der "Mona Lisa" nach.

Martin Kemp, international renommierter Leonardo-Experte, geht im vorliegenden Buch dem großen Talent und dem Jahrhunderte überdauernden Erfolg des rätselhaften Renaissance-Künstlers nach. Für ihn liegt der Schlüssel zum besseren Verständnis Leonardos in den Schriften, die der Künstler nach seinem Tod in Form von zahlreichen Heften sowie losen Manuskriptblättern hinterließ. Denn aus diesen Aufzeichnungen lässt sich ablesen, wie Leonardo seine innovativen Ideen und kreativen Visionen entwickelte. Über 20 000 Seiten mit Zeichnungen und Notizen belegen seine großartigen Entdeckungen und Erfindungen - vom Aufbau des menschlichen Auges bis hin zu den Entwürfen für Flugmaschinen. Das Buch bietet neue Einblicke in die vielseitigen Begabungen Leonardos. Gleichzeitig zeichnet es Leben und Werk des Künstlers in einer konzisen Darstellung nach, die mit zahlreichen Abbildungen illustriert ist.
Autorenporträt
Martin Kemp, geb. 1941, ist seit 1991 Professor für Kunstgeschichte am St. Andrew's College in Oxford.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.10.2005

Die Flugmaschine Mona Lisa
Martin Kemps einfühlsame Annäherung an Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci hat den Hubschrauber nicht erfunden. Das, was Leonardo-Verehrer in anachronistischer Projektion auf einer seiner Zeichnungen gerne für Rotorblätter halten, war ein kapriziöses Windrad, das dem Divertissement einer feiernden Hofgesellschaft diente. Dies ist nur eine unter vielen liebgewonnenen Legenden der Leonardo-Hagiographie, mit denen der Oxforder Kunsthistoriker Martin Kemp jetzt aufräumt. Denn für ihn sind die Verdienste dieses Meisters der visuellen Magie auf wissenschaftlichem und künstlerischem Gebiet auch dann schon hinreichend interessant, wenn er nicht auch noch der Großmeister einer ominösen Geheimbruderschaft oder der Erfinder des Kühlschranks war.

Kemps Leonardo-Buch, das in einer ersten Planungsphase für die Reihe "Very short introductions" bei Oxford University Press vorgesehen war, hat sich dann zu einem stattlichen und hübsch bebilderten Essay von rund dreihundert Seiten ausgewachsen. Der englische Text wurde jetzt von Nikolaus G. Schneider - bisweilen etwas holprig und nicht immer mit dem letzten sprachlichen Fingerspitzengefühl - ins Deutsche übertragen. So ist es beispielsweise allein sprachlich eine schwierige Frage, ob sich der Leser dem "enthusiastischen allgemeinen Publikum, dem dieses Buch gewidmet ist", zurechnen soll oder nicht. Auch die in gutgelaunt angelsächsischer Manier häufiger eingestreuten autobiographischen Einsprengsel des Autor-Ichs mögen wohl im Englischen etwas weniger peinlich gewirkt haben als der folgende Einblick in den Kempschen Familienroman auf deutsch: "Im wesentlichen wußte Leonardo alles, was man benötigt, um die Funktionsweise einer künstlichen Herzklappe jenes Typs zu verstehen, der das Leben meiner Mutter um viele Jahre verlängert hat."

Doch das sind die einzigen Monita gegenüber dieser brillanten und kennerschaftlichen Annäherung an das "Phänomen Leonardo". Ausgehend von der überzeugenden Grundannahme, daß künstlerisches, wissenschaftliches Handeln und sogenanntes Alltagshandeln strukturhomolog verlaufen, liefert Kemp weder eine Künstlerbiographie noch eine Werkmonographie im landläufigen Sinne. Nachdem er die eher kargen biographischen Fakten in einem ersten überblicksartigen Kapitel abgehandelt hat, wendet er sich - von diesem Ballast befreit - den wirklich interessanten strukturellen Fragen zu. "Wie funktionierte Leonardos Verstand?" ist die Eingangsfrage, der Kemp in mehreren thematischen Anläufen unter den Leitbegriffen "Sehen", "Die lebendige Erde" und "Körper und Maschine" analytisch auf die Spur zu kommen sucht. Hauptquelle seiner Spurensuche nach der Funktionsweise von Leonardos Intellekt ist das "handschriftliche geistige Vermächtnis" des Künstlers in seinen sogenannten Notizbüchern.

In faszinierenden Einzelanalysen von Zeichnungen und Notizen arbeitet Kemp überzeugend heraus, daß Leonardo die Simultaneität visueller Erkenntnis über die notwendige Sequentialität sprachlicher Annäherung stellte. Im Akt des Zeichnens versuchte er, sich in unstillbarer Neugier den Naturphänomenen anzunähern und ihre innere Gesetzlichkeit zu begreifen. Jeder Blick, jeder Strich auf dem Papier sei bei Leonardo ein analytischer Akt von einer Präzision, die mit Worten nicht zu erreichen sei. Er war ein genialer "Visualisierer" von Phänomenen, die er mit dem Maler- und dem Forscherauge zugleich betrachtete. Seine Zeichnungen sind für Kemp graphische Experimente eines Naturforschers, der in der Kunst eine zweite Natur hervorbringt. "Jeder Akt des Sehens und Zeichnens war für Leonardo ein Akt des Analysierens, und diese Analysen boten dem menschlichen Schöpfer eine Grundlage, um die Welt neu zu schaffen. So kreieren die Flugmaschine und die Mona Lisa die natürliche Welt entsprechend den der Natur eigenen Bedingungen neu und halten sich dabei streng an die natürlichen Ursachen und Wirkungen. Das eine ist ein künstlicher ,Vogel', das andere eine künstliche visuelle Nachschöpfung der leiblichen Gegenwart einer Person. In diesem Buch geht es im Grunde darum, warum die Mona Lisa und die Flugmaschine für Leonardo ein und dasselbe waren" - so die provokante Eingangsthese.

Bei all seinem künstlerisch-revolutionären Potential bleibt Kemps Leonardo ein Mensch der frühen Neuzeit, der nicht nur in häufig konfliktreiche Auftraggeberverhältnisse eingebunden war, sondern auch einem durch und durch analogischen Denkduktus verhaftet und somit kein verfrühter Newton oder Einstein sein konnte. Das Grundgesetz seiner Naturauffassung war die im geometrischen Sinne proportionale Wirkung jeder denkbaren Kraft, und diese Proportionslehre hielt er für analog auf alle Materialien übertragbar, seien es Luft, Wasser, Licht, Haare oder auch Faltenwürfe. Die in der Welt zu beobachtenden Phänomene waren für ihn Exempla dieser durchgängigen Naturgesetzlichkeit, die er in Einzelfallbetrachtungen immer wieder neu herauszupräparieren hoffte. Höchste intellektuelle Integrität und der Habitus eines skrupulösen Forschers, der sich durch eine einzige Falsifikation widerlegen lassen muß und will, legten ihm die innere Verpflichtung auf, jeden nur denkbaren Fall zu prüfen, um einen lückenlosen Beweis des Naturgesetzes zu liefern. Hieraus erklärt sich für Kemp die Faktur vieler seiner Zeichnungen, die sich ein und demselben Phänomen in immer neuen Perspektiven und Blickwinkeln anzunähern suchen. So wird Leonardo beispielsweise in seinen zeichnerischen Untersuchungen von Wasserverläufen in immer neuen Anläufen zu einem "Jackson Pollock der Kartographie".

Diese Obsession eines lückenlosen Protokolls der Phänomene liefert auch eine überzeugende Erklärung dafür, wieso Leonardo ein notorischer Zauderer beim Vollenden seiner Kunstwerke war - zu einem Zeitpunkt, als das "non finito" noch nicht zu einer eigenständigen ästhetischen Qualität erhoben war. Vasari hatte diesen Mechanismus bereits ansatzweise durchschaut, als er in seiner Leonardo-Vita schrieb: "Leonardo unternahm vielerlei zum Verständnis der Kunst, beendete aber nichts; es schien ihm, die Hand könne der Vollkommenheit, die er mit dem Gedanken erfaßte, nichts mehr hinzufügen, sintemal er sich in der Idee einige feine, wunderbare Schwierigkeiten zu schaffen pflegte, welche die geschicktesten Hände nicht auszuführen vermocht hätten." Doch Leonardo legte sich nicht selber in gesuchter Erschwerung die Meßlatte zu hoch - nach Kemp war es vielmehr die Einsicht in die ungeheure und damit kaum adäquat darstellbare phänomenale Komplexität des zu Malenden, die ihn immer wieder innehalten ließ.

Daß er darüber hinaus gut ein Viertel der rund zwanzig ihm heute zugeschriebenen Tafelbilder nie aus den Händen gab, könnte ein weiterer Hinweis auf die Funktion seiner Kunst als kreative Darstellung von Naturgesetzlichkeit und seiner Bilder als "Schautafeln" einer organizistischen Weltsicht sein. Sein letzter Dienstherr, der französische König Franz I., war vielleicht der Listigste unter all seinen Auftraggebern: Zwar kam Leonardo zu einem Zeitpunkt nach Amboise, als er altersbedingt schon kaum mehr malen oder zeichnen konnte. Doch nicht nur als lebende Kunstikone, sondern vor allem als Berater und Lieferant verwertbaren, da anwendbaren Herrschaftswissens war er hoch willkommen. War er doch ein Modularisierer avant la lettre, ein schöpferischer Künstler-Ingenieur, der durch Deduktion von verwertbaren Komponenten deren beliebige Neuzusammensetzung und Instrumentalisierung ermöglichte. Doch der Schachzug des französischen Königs war von noch größerer Raffinesse: Kein anderer Renaissancefürst hatte den Zugriff auf eine derart große Sammlung eigenhändiger Leonardos wie er, der den Künstler, der zugleich der Verwahrer seiner eigenen Kunstwerke war, gewissermaßen in Personalunion mit seinen Werken importierte.

Auch das berühmteste aller Leonardo-Gemälde hängt heute im Louvre und nicht in der Brera, weil der Künstler es höchstwahrscheinlich selbst mit nach Frankreich brachte. Daß sein Bild dereinst prominentes Opfer einer kulturindustriellen Vermarktung ungekannten Ausmaßes werden würde, hatte sich der Maler jedoch wohl kaum träumen lassen. Die kultische Verehrung dieses Porträts verwehrt in der derzeitigen massenzugänglichen Präsentation dem wirklich interessierten Betrachter gerade den Blick auf denjenigen Teil des Bildes, der in Kemps Deutung am ehesten den Schlüssel zum tiefergehenden Verständnis und zur Architektur von Leonardos Denkgebäude liefert: In der Naturdarstellung hinter der Lächelnden, die Kemp wohl zu Recht für eine fiktive Landschaft hält, porträtiert Leonardo in einem nachschöpferischen Akt das Wirken der Natur.

Er malt ein Weltenchaos, das die nicht stillstellbare Dynamik des Organismus "Erde" vor Augen führt und damit "Wahrheiten über die Untrennbarkeit unseres Lebens von dem der Welt" offenbart. Ein prophetisch-katastrophisches Szenario sei hier zu sehen: "Die Instabilität eines der Berge links des Kopfes, der einen extrem ausgeprägten Felsvorsprung aufweist und darunter stark eingeschnitten ist, deutet an, daß sich die Dinge zu einem unbekannten Zeitpunkt in der Zukunft radikal verändern werden." Jede Kraft, die freigesetzt wird, breitet sich unaufhaltsam in Raum und Zeit aus - so Leonardos Hypothese. Kemp weist darauf hin, daß diese Einsicht in das Walten der Natur bereits im Mailänder "Abendmahl" künstlerisch umgesetzt sei, wo sich die Kraft der Worte Christi wellenförmig unter den Anwesenden ausbreite und in jedem der Jünger eine seiner psychischen und charakterlichen Disposition entsprechende Resonanz finde, die sich in Gestik, Mimik und in den Draperien zeige.

In einem Makrokosmos, in dem potentiell alles mit allem verbunden ist und in dem jeder Mikrokosmos (allen voran der menschliche Körper) nach homologen Gesetzen funktioniert, drängt sich die Suche nach einem Weltgesetz, nach einem absoluten und lückenlosen Erklärungsmuster geradezu auf. War Leonardo also doch besessen von einem Weltplan à la Dan Brown? Ja, aber er suchte die ultimative Synthese weder in Yin und Yang noch im Heiligen Gral oder gar im Kind von Jesus und Maria Magdalena. In einer diplomatischen Umschreibung decouvriert Kemp in seinem letzten Kapitel, das sich mit Aspekten der Leonardo-Rezeption von den Anfängen bis zur Gegenwart beschäftigt, die Volksverdummung, die im "Da Vinci Code" schamlos betrieben wird: "Problematisch an Dan Browns Code ist nicht die Erfindung von ,Wahrheit', sondern daß er von Leuten, die Fiktion und Fakten nicht auseinanderhalten können, ernst genommen wird."

CHRISTINE TAUBER

Martin Kemp: "Leonardo". Aus dem Englischen von Nikolaus G. Schneider. C. H. Beck Verlag, München 2005. 312 S., Abb., geb., 26,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main KTX: Leonardo da Vinci sah den Mikrokosmos und den Makrokosmos durch ähnliche Gesetze miteinander verbunden. Doch war er deswegen von der Idee eines Weltplanes besessen, wie das der Schriftsteller Dan Brown in seinem Bestseller suggeriert?
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Alte englische Schule" heißt es bei Rezensent Willibald Sauerländer mit soviel Understatement wie Bewunderung für eine noch an der "Exakten Wissenschaft" orientierte kunsthistorische Tradition. Zum Thema Leonardo als Forscher kenne sich niemand so aus wie der Professor aus Oxford, Martin Kemp, der hier ein Standardwerk über das Verhältnis von Wissenschaft und Kunst geschrieben habe. Die Substanz von Kemps "Leonardo"-Buch sieht der Rezensent entsprechend in den drei Kapiteln über den "Forscher, Beobachter und Experimentierer". Besonders hier entgehe Kemp vollständig der grassierenden Unsitte, Leonardo zu "mystifizieren". Kemp schildere auf wohltuende Weise nicht die Träume Leonardos, "sondern seine Experimente". Auch sonst sei Kemps Buch eine "Art Antibiografie", wenn beispielsweise Leonardos Laufbahn in nur einem Kapitel abgehandelt werde. Doch bleibe, so der Rezensent, selbst ein Kemp nicht ganz frei vom unfeinen Metier der Legendenbildung, wenn er sich beispielsweise auf den "geschwätzigen Cellini" als Gewährsmann beziehe. Wahrscheinlich sei es ja ein "unlösbare Aufgabe", Leonardos Denken "allgemein verständlich" zu präsentieren, leitet der Rezensent behutsam einen weiteren Kritikpunkt ein. Kemps Prosa leide unter einer "gewissen Unverträglichkeit", wenn er "wahre Ungetüme von abstrakten Sätzen" auffahre, die durch eine "wenig sensible" deutsche Übersetzung noch monströser würden.

© Perlentaucher Medien GmbH
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