Bauen mit Holz setzt besondere Material- und Verarbeitungskenntnisse voraus, ohne die sich kostspielige Folgeschäden kaum vermeiden lassen. Zur Nichtbeachtung der materialspezifischen Besonderheiten gesellen sich oftmals mangelhafte Planung und Ausführung. Das Resultat sind bauphysikalische Probleme hinsichtlich des Wärme-, Feuchte- und Schallschutzes, der Lufthygiene und der Schimmelbildung, sowie konstruktive Mängel beim Holzschutz und der Ausführungsqualität. Dieses Buch vermittelt die Grundlagen für einen schadenfreien Holzbau. Es zeigt typische Mängel und Schäden an Holz-Wohnbauten auf, erläutert ihre Ursachen und gibt Hinweise zu ihrer Vermeidung. Anhand konkreter Schadensfälle, aber auch besonders gelungener Ausführungen werden Lösungsvorschläge für jede Phase der Planung und Ausführung vorgestellt und durch Hinweise auf mögliche Alternativen bei Konstruktion und Materialwahl ergänzt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.05.2000Nachlässige Arbeit kann im Holzbau teuer werden
Schäden verhindern durch fachgerechte Verarbeitung und richtige Materialauswahl
Der Holzbau erlebt derzeit in Deutschland einen ungeahnten Boom. Rund 16 Prozent aller neuen Wohnhäuser in Deutschland werden in Holzrahmen- oder Holzfertigbauweise errichtet, etwa 25 000 im Jahr. Holzhäuser entwickelten sich in den vergangenen Jahren zu technischen Gesamtkonstruktionen, die hohe Anforderungen an die ausführenden Unternehmen stellen. Für einen Handwerker reicht es nicht mehr, sein eigenes Gewerk zu verstehen. Er muss auch viel wissen über die aller anderen am Bau Beteiligten und deren Zusammenspiel. Ohne übergreifende Kenntnisse können Fehler am Bauwerk entstehen, die später nur mit großem Aufwand zu beheben sind.
Bauschäden gibt es gleichermaßen beim Massivhausbau wie beim Holzbau. Für den Bereich Holzbau ließ die Deutsche Gesellschaft für Holzforschung (DGfH) in München solche Schäden wissenschaftlich untersuchen. "Lernen aus Schäden" heißt der Kurztitel des Forschungsberichts, den Professor François Colling von der Fachhochschule Augsburg im vorigen Jahr im Auftrag der DGfH erarbeitete. Er zählt zahlreiche Beispiele für Mängel und Schäden an Holzhäusern auf, die zu vermeiden gewesen wären. In einem Fall lag ein tragender Balken (Unterzug) nur 1,5 Zentimeter auf seiner Unterstützung auf. Beim Schrumpfen des Balkens - weil Holz arbeitet, ist damit immer zu rechnen - hätte er seinen Halt verloren, worauf zumindest Teile des Hauses eingestürzt wären. Der Schaden wäre mit einem zusätzlichen Stützbalken oder einer veränderten Wandkonstruktion zu vermeiden gewesen.
Eine Schwachstelle im Holzbau ist das Führen von Leitungen durch die Wände. Um mit Kabeln oder Rohren auf die andere Wandseite zu gelangen, trennen Elektriker und Installateure häufig Dichtungsfolien auf, die zuvor sorgfältig verlegt wurden. Ihr Zaubermittel heißt Bauschaum, damit schließen sie die Löcher wieder. Bauschaum ist aber wenig elastisch und kann den Bewegungen der umgebenden Bauteile kaum folgen. Darüber hinaus quillt er stark auf und wird deshalb oft nach dem Aushärten passend geschnitten. Der Hartschaum ist dann aber nicht mehr dicht. Solche selbst gebastelten Lösungen entsprechen nicht dem heutigen Stand der Technik. Die Industrie bietet spezielle Dichtungen für Leitungsdurchführungen im Holzbau an.
Überhaupt ist die Dichtheit der so genannten Gebäudehülle eine der wichtigsten Forderungen im Holzhausbau, gleichzeitig auch der Problembereich, bei dem die meisten Fehler auftreten. Gelangt nämlich warme Raumluft durch Fugen in das Innere des Wandgefüges und trifft dort auf kältere Bauteile, setzt sich in der Wand Kondenswasser ab. Dies führt zu Schimmelbildung und kann die Wand von innen heraus zerstören. In einem Fall hatte sich unter einem Fenster eine kaum sichtbare Fuge zwischen Fensterrahmen und Wandverkleidung gebildet. Sie reichte aus, um das gesamte Isoliermaterial in diesem Bereich der Wand verfaulen zu lassen. Auf einem Holzbauseminar wurde im vergangenen Jahr von einem ähnlichen Fall berichtet. Dort kostete die Behebung des Schadens rund 80 000 Mark. Das Bauunternehmen hatte die Fuge zwischen Fenster und Wand mit Silikon gedichtet. Silikon dehnt sich maximal um 25 Prozent aus. Die Fuge war jedoch kleiner als ein Millimeter. Da reichte der Spielraum nicht einmal für 0,25 Millimeter. Das Arbeiten der Holzteile gegeneinander betrug rund ein Millimeter. Zwangsläufig musste die Fuge sich öffnen. Geholfen hätte entweder eine größere Fuge für eine breitere Silikon-Aufnahme oder noch besser eine saubere Anschlussdichtung mit Dichtungsfolie.
Da Holzhäuser nur als ganzes, in sich geschlossenes System die notwendigen Anforderungen erfüllen, ist eine nachträgliche Instandsetzung oft wesentlich aufwändiger als beim Massivbau. Bei Steinhäusern reicht es zumeist aus, die betreffende Schadenstelle zu reparieren. Bei Holzhäusern müssen dagegen unter Umständen komplette Baubereiche überarbeitet werden, um das Zusammenspiel aller Bauteile zu gewährleisten.
Insgesamt 1036 Schäden wertete Colling für seinen Bericht aus. 78 Prozent waren an Wohnhäusern in Holzbauweise festgestellt worden, die übrigen an anderen Bauwerken aus Holz. Bei den Holzhäusern traten mit fast 32 Prozent die meisten Schäden am Dach auf, gefolgt von rund 22 Prozent an Außen- und Innenwänden und der Fassade. Mängel oder Schäden an den Decken wurden in 12,4 Prozent der untersuchten Fälle festgestellt. 267-mal gab es optische Mängel, die mancher Bauherr zwar als Nachteil empfindet, die aber nicht als Schaden zu bezeichnen sind. In 249 Fällen (24 Prozent) wurden Feuchteschäden festgestellt. Hierzu zählen Pilzbefall, Fäulnis, Tauwasserbildung und Wassereintritt. Bei 231 Fällen, immerhin 22 Prozent, war sogar die Sicherheit des jeweiligen Gebäudes beeinträchtigt. Das reichte von durchgebogenen Deckenbalken über schief stehende Wände und unzureichende Verbindungen und Verankerungen bis hin zu unterschiedlichen Höhen von Treppenstufen, zu niedrigen Geländern und zu gering ausgesteiften Wänden.
Mit Recht gilt der Holzbau als preisgünstige Bauweise. Manche Forderungen wie Energiesparen lassen sich in Holzbauweise einfacher erfüllen als mit anderen Methoden. Dennoch hat auch hier Qualität ihren Preis. Wer an der falschen Stelle spart, zahlt spätere Folgen unter Umständen mit einem Vielfachen der eingesparten Summe.
Bauherren, die ein Holzhaus bauen möchten, können das Risiko eines fehlerhaft gebauten Hauses weitgehend durch die Wahl des Bauunternehmens ausschalten. Viele Zimmerei-Betriebe sind Mitglied bei "ZimmerMeisterHaus", einem Verbund selbständiger Unternehmer des Zimmerer- und Holzbaugewerbes. Sie arbeiten nach den Kriterien eines einheitlichen Qualitätssicherungssystems, das sowohl in den Betrieben als auch auf den Baustellen von Prüfern der TÜV-Qualitäts-Management GmbH aus München überwacht wird. Rund 1000 Holzhäuser errichteten die Betriebe des "ZimmerMeisterHaus" im vergangenen Jahr. Auch andere Gütegemeinschaften wie die "Qualitätsgemeinschaft Holzbau und Ausbau" sowie Fertighausverbände garantieren eine einwandfreie Ausführung von Holzhäusern.
Der ausführliche Bericht von Professor Colling erschien im April als Buch und kostet 148 Mark (Lernen aus Schäden im Holzbau, DGfH Innovations- und Service GmbH, München).
HELMUT WACHTER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schäden verhindern durch fachgerechte Verarbeitung und richtige Materialauswahl
Der Holzbau erlebt derzeit in Deutschland einen ungeahnten Boom. Rund 16 Prozent aller neuen Wohnhäuser in Deutschland werden in Holzrahmen- oder Holzfertigbauweise errichtet, etwa 25 000 im Jahr. Holzhäuser entwickelten sich in den vergangenen Jahren zu technischen Gesamtkonstruktionen, die hohe Anforderungen an die ausführenden Unternehmen stellen. Für einen Handwerker reicht es nicht mehr, sein eigenes Gewerk zu verstehen. Er muss auch viel wissen über die aller anderen am Bau Beteiligten und deren Zusammenspiel. Ohne übergreifende Kenntnisse können Fehler am Bauwerk entstehen, die später nur mit großem Aufwand zu beheben sind.
Bauschäden gibt es gleichermaßen beim Massivhausbau wie beim Holzbau. Für den Bereich Holzbau ließ die Deutsche Gesellschaft für Holzforschung (DGfH) in München solche Schäden wissenschaftlich untersuchen. "Lernen aus Schäden" heißt der Kurztitel des Forschungsberichts, den Professor François Colling von der Fachhochschule Augsburg im vorigen Jahr im Auftrag der DGfH erarbeitete. Er zählt zahlreiche Beispiele für Mängel und Schäden an Holzhäusern auf, die zu vermeiden gewesen wären. In einem Fall lag ein tragender Balken (Unterzug) nur 1,5 Zentimeter auf seiner Unterstützung auf. Beim Schrumpfen des Balkens - weil Holz arbeitet, ist damit immer zu rechnen - hätte er seinen Halt verloren, worauf zumindest Teile des Hauses eingestürzt wären. Der Schaden wäre mit einem zusätzlichen Stützbalken oder einer veränderten Wandkonstruktion zu vermeiden gewesen.
Eine Schwachstelle im Holzbau ist das Führen von Leitungen durch die Wände. Um mit Kabeln oder Rohren auf die andere Wandseite zu gelangen, trennen Elektriker und Installateure häufig Dichtungsfolien auf, die zuvor sorgfältig verlegt wurden. Ihr Zaubermittel heißt Bauschaum, damit schließen sie die Löcher wieder. Bauschaum ist aber wenig elastisch und kann den Bewegungen der umgebenden Bauteile kaum folgen. Darüber hinaus quillt er stark auf und wird deshalb oft nach dem Aushärten passend geschnitten. Der Hartschaum ist dann aber nicht mehr dicht. Solche selbst gebastelten Lösungen entsprechen nicht dem heutigen Stand der Technik. Die Industrie bietet spezielle Dichtungen für Leitungsdurchführungen im Holzbau an.
Überhaupt ist die Dichtheit der so genannten Gebäudehülle eine der wichtigsten Forderungen im Holzhausbau, gleichzeitig auch der Problembereich, bei dem die meisten Fehler auftreten. Gelangt nämlich warme Raumluft durch Fugen in das Innere des Wandgefüges und trifft dort auf kältere Bauteile, setzt sich in der Wand Kondenswasser ab. Dies führt zu Schimmelbildung und kann die Wand von innen heraus zerstören. In einem Fall hatte sich unter einem Fenster eine kaum sichtbare Fuge zwischen Fensterrahmen und Wandverkleidung gebildet. Sie reichte aus, um das gesamte Isoliermaterial in diesem Bereich der Wand verfaulen zu lassen. Auf einem Holzbauseminar wurde im vergangenen Jahr von einem ähnlichen Fall berichtet. Dort kostete die Behebung des Schadens rund 80 000 Mark. Das Bauunternehmen hatte die Fuge zwischen Fenster und Wand mit Silikon gedichtet. Silikon dehnt sich maximal um 25 Prozent aus. Die Fuge war jedoch kleiner als ein Millimeter. Da reichte der Spielraum nicht einmal für 0,25 Millimeter. Das Arbeiten der Holzteile gegeneinander betrug rund ein Millimeter. Zwangsläufig musste die Fuge sich öffnen. Geholfen hätte entweder eine größere Fuge für eine breitere Silikon-Aufnahme oder noch besser eine saubere Anschlussdichtung mit Dichtungsfolie.
Da Holzhäuser nur als ganzes, in sich geschlossenes System die notwendigen Anforderungen erfüllen, ist eine nachträgliche Instandsetzung oft wesentlich aufwändiger als beim Massivbau. Bei Steinhäusern reicht es zumeist aus, die betreffende Schadenstelle zu reparieren. Bei Holzhäusern müssen dagegen unter Umständen komplette Baubereiche überarbeitet werden, um das Zusammenspiel aller Bauteile zu gewährleisten.
Insgesamt 1036 Schäden wertete Colling für seinen Bericht aus. 78 Prozent waren an Wohnhäusern in Holzbauweise festgestellt worden, die übrigen an anderen Bauwerken aus Holz. Bei den Holzhäusern traten mit fast 32 Prozent die meisten Schäden am Dach auf, gefolgt von rund 22 Prozent an Außen- und Innenwänden und der Fassade. Mängel oder Schäden an den Decken wurden in 12,4 Prozent der untersuchten Fälle festgestellt. 267-mal gab es optische Mängel, die mancher Bauherr zwar als Nachteil empfindet, die aber nicht als Schaden zu bezeichnen sind. In 249 Fällen (24 Prozent) wurden Feuchteschäden festgestellt. Hierzu zählen Pilzbefall, Fäulnis, Tauwasserbildung und Wassereintritt. Bei 231 Fällen, immerhin 22 Prozent, war sogar die Sicherheit des jeweiligen Gebäudes beeinträchtigt. Das reichte von durchgebogenen Deckenbalken über schief stehende Wände und unzureichende Verbindungen und Verankerungen bis hin zu unterschiedlichen Höhen von Treppenstufen, zu niedrigen Geländern und zu gering ausgesteiften Wänden.
Mit Recht gilt der Holzbau als preisgünstige Bauweise. Manche Forderungen wie Energiesparen lassen sich in Holzbauweise einfacher erfüllen als mit anderen Methoden. Dennoch hat auch hier Qualität ihren Preis. Wer an der falschen Stelle spart, zahlt spätere Folgen unter Umständen mit einem Vielfachen der eingesparten Summe.
Bauherren, die ein Holzhaus bauen möchten, können das Risiko eines fehlerhaft gebauten Hauses weitgehend durch die Wahl des Bauunternehmens ausschalten. Viele Zimmerei-Betriebe sind Mitglied bei "ZimmerMeisterHaus", einem Verbund selbständiger Unternehmer des Zimmerer- und Holzbaugewerbes. Sie arbeiten nach den Kriterien eines einheitlichen Qualitätssicherungssystems, das sowohl in den Betrieben als auch auf den Baustellen von Prüfern der TÜV-Qualitäts-Management GmbH aus München überwacht wird. Rund 1000 Holzhäuser errichteten die Betriebe des "ZimmerMeisterHaus" im vergangenen Jahr. Auch andere Gütegemeinschaften wie die "Qualitätsgemeinschaft Holzbau und Ausbau" sowie Fertighausverbände garantieren eine einwandfreie Ausführung von Holzhäusern.
Der ausführliche Bericht von Professor Colling erschien im April als Buch und kostet 148 Mark (Lernen aus Schäden im Holzbau, DGfH Innovations- und Service GmbH, München).
HELMUT WACHTER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"...Jedem Sachverständigen, der sich mit dem Holzhausbau ... befassen muss, ist dieses Buch dringend zu empfehlen. Darüber hinaus auch allen Planern und Holzbauern." (Hans Schmidt, öbuv. Sachverständiger für Holz als Baustoff in: Der Sachverständige, Heft 6/2000)