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Nicht erst seit "lebenslanges Lernen" zum Schlagwort geworden ist, steht fest: Effizientes Lernen ist heute unabdingbar für den Erfolg in Ausbildung und Beruf. Doch lassen sich die Grenzen der Begabung durch Üben und Trainieren überwinden? Und behalten Menschen, die als Kinder überdurchschnittlich intelligent waren, ihren Vorsprung auch im Erwachsenenalter?
Begabung ist wichtig, aber nicht selten kann ein Weniger an Begabung durch ein Mehr an Lernen wettgemacht werden, so die zentrale These der Kognitionspsychologen Aljoscha Neubauer und Elsbeth Stern. In ihrem Buch erläutern sie die
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Produktbeschreibung
Nicht erst seit "lebenslanges Lernen" zum Schlagwort geworden ist, steht fest: Effizientes Lernen ist heute unabdingbar für den Erfolg in Ausbildung und Beruf. Doch lassen sich die Grenzen der Begabung durch Üben und Trainieren überwinden? Und behalten Menschen, die als Kinder überdurchschnittlich intelligent waren, ihren Vorsprung auch im Erwachsenenalter?

Begabung ist wichtig, aber nicht selten kann ein Weniger an Begabung durch ein Mehr an Lernen wettgemacht werden, so die zentrale These der Kognitionspsychologen Aljoscha Neubauer und Elsbeth Stern. In ihrem Buch erläutern sie die genetischen und neurobiologischen Grundlagen für Begabung und Lernen. Sie gehen der Frage nach, welche Rolle den Umweltbedingungen dabei zukommt und welche Lernangebote man in welchem Alter machen sollte. Aus diesen Erkenntnissen leiten die Autoren wichtige Forderungen für die Unterrichtsgestaltung ab.

- Ein kompetenter Überblick über die wesentlichen Erkenntnisse der Intelligenz- und Lernforschung

- Mit Ratgeberteil zu den Themen Hochbegabung und Schule sowie den häufigsten Fragen zur Intelligenz- und Lernforschung

- Ein informatives Buch für Eltern, Lehrer, Erzieher und Psychologen
Autorenporträt
Aljoscha Neubauer, geboren 1960, ist Professor für Psychologie an der Universität Graz. Er ist Leiter des Arbeitsbereiches Differentielle Psychologie und beschäftigt sich mit interindividuellen Unterschieden in kognitiven, sozialen und kreativen Begabungen und ihren neurophysiologischen Grundlagen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.04.2007

Inspiration und Transpiration
Aljoscha Neubauer und Elsbeth Stern über „Lernen und Intelligenz”
Intelligenztests haben für viele Menschen etwas Bedrohliches. Denn stärker als bei Schul- und Arbeitszeugnissen, an deren unvorteilhaften Urteilen im Zweifel der Lehrer oder der innere Schweinehund Schuld ist, haftet den Testergebnissen etwas Schicksalhaftes an. Intelligent, so glauben immer noch viele, ist man oder ist man eben nicht. Dieser Fatalismus hat freilich die Gegenthese provoziert, dass die Tests nur wiedergäben, was jemand gelernt habe. Und jede Diskussion über Intelligenz führt irgendwann zu dem Punkt, in dem alle zumindest darin übereinstimmen, dass Tests nicht alles messen, was wichtig ist. Ja, man kann schlau sein und doch ein unanständiger Mensch. In die Dauer-Debatte über Intelligenz schalten sich nun zwei Autoren ein, die auf dem Gebiet so kompetent sind und dabei so verständlich schreiben, dass ihr Buch lesen sollte, wer den simplen Botschaften der Ratgeberliteratur misstraut.
Aljoscha Neubauer und Elsbeth Stern erklären die wichtigsten Begriffe, Messverfahren und Kontroversen der Intelligenz-Forschung. Sie betonen, dass Intelligenz zwar in größerem Umfang – zu rund 50 Prozent, schätzen Wissenschaftler – genetisch bedingt, also angeboren ist, dass sie aber keineswegs statisch und unabänderlich besteht. Nur wer genügend gefördert wird und lernt, kann sein Potential ausschöpfen: „In einer Gesellschaft, in der es keine Schule, keine Schrift und keine Mathematik gibt, kann sich keine Intelligenz entwickeln.” Und durch hohe Motivation, Fleiß und Interesse können Menschen über sich hinauswachsen. Die Grenzen, die die Gene setzen, seien „nicht extrem eng gesteckt”.
Der Grazer Psychologe Neubauer ist Experte für die neurophysiologischen Grundlagen von Begabungen. Elsbeth Stern arbeitete lange Zeit am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, mittlerweile lehrt sie an der ETH in Zürich. In ihrem Buch liefern sie zwar keine umstürzend neuen Erkenntnisse – dass Intelligenz im Zusammenspiel von genetischer Anlage und Umwelt entsteht, könnte sich herumgesprochen haben. Es gelingt ihnen aber, populäre Vereinfachungen sachlich zu hinterfragen oder zu widerlegen, zum Beispiel bei der Frage, wie sich Männer und Frauen unterscheiden. Sie verschweigen nicht, dass Studien Unterschiede in den verbalen und mathematischen Fähigkeiten finden. Aber woran dies liegt (Gene? Sozialisation? verschiedene Leistungserwartungen?), lässt sich nicht eindeutig sagen. Und bei aller Leidenschaft, mit der darüber diskutiert werde, solle man bitteschön nicht übersehen, wie gering die messbaren Leistungsunterschiede und wie groß die Überlappungen sind.
Vom Nutzen der Routinen
Aus den Analysen lassen sich politische und pädagogische Schlüsse ziehen. So warnen Neubauer und Stern Eltern davor, ihre Babys mit „Stimulationsspielzeug” zu belästigen. Im besten Falle handle es sich um Geldverschwendung, im schlimmsten Falle würden natürliche Lernprozesse behindert. Für die pauschale Parole „Je früher, umso besser” gebe es keine Belege. Es sei schädlich, einem Kind, das gerade einer Fliege nachschaut, bunte Formen aufzudrängen und es bei seinen Entdeckungen zu stören.
Die Autoren mahnen aber auch, das schlichte Üben nicht zu vernachlässigen. Pädagogen, die fortschrittlich sein wollen, neigen ja bisweilen dazu, das Auswendiglernen von Namen, Zahlen, Daten als stumpfsinnigen Akt zu verachten. Und natürlich sollte es das Ziel der Schule sein, selbständiges Denken und Lernen zu fördern, den Diskurs, den gedanklichen Transfer, den kreativen Austausch. Aber man darf hier keinen künstlichen Widerspruch aufbauen. „Automatisiertes Wissen ist die Voraussetzung für Verstehensprozesse”, schreiben die Autoren. Wissen ist der Schlüssel zum Können. Ein Personalchef sei daher nicht schlecht beraten, wenn er einen sehr erfahrenen, aber etwas weniger intelligenten Mitarbeiter einem Schlaumeier vorzieht, der noch grün hinter den Ohren ist. Experte werde man durch Übung, durch Routinen und durch Anstrengung, ganz gemäß Edisons Bonmot, Genialität sei ein Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration.
Neubauer und Stern greifen auch den bildungspolitischen Streit über das mehrgliedrige Schulsystem auf. Sie geben zu bedenken, dass sich Menschen in ihrer Intelligenz eher ähneln als unterscheiden; Unterschiede folgen einer Normalverteilung. Weil es nur sehr wenige stark über- und stark unterdurchschnittlich Intelligente gibt, halten die Autoren die derzeit praktizierte Aufteilung der Schüler für problematisch: „Denn wo sollte man bei einer kontinuierlich verteilten Variablen wie der Intelligenz die Grenze für die Zuweisung zu den unterschiedlichen Schultypen ziehen?” Die Wissenschaftler halten aber auch nichts davon, über unterschiedliche Begabungen einfach hinwegzugehen. Besondere Förderangebote dürfen Hochbegabten nicht aus ideologischen Gründen verweigert werden.
Wer nicht hochbegabt ist, findet in dem Buch ausreichend Trost. Fehlendes Vorwissen kann nicht durch überdurchschnittliche Intelligenz kompensiert werden. Der umgekehrte Fall aber ist möglich. Auch wenn man dafür ein wenig schwitzen muss. TANJEV SCHULTZ
ALJOSCHA NEUBAUER, ELSBETH STERN: Lernen macht intelligent. Warum Begabung gefördert werden muss. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007. 287 Seiten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein Trost für die weniger hellen Köpfe sei diese Studie, verspricht Rezensent Tanjev Schultz. Zugleich werde hier "kompetent" mit einer Reihe von gängigen Thesen zum Thema Intelligenz aufgeräumt, beispielsweise in Hinsicht auf den Unterschied der Geschlechter, der eher marginal gegenüber den Ähnlichkeiten sei. Aljoscha Neubauer und Elsbeth Stern würden zwar keine neuen Erkenntnisse präsentieren, aber ihr Überblick über den Stand der Forschung führe doch zu neuen Handlungsmaximen für die Erziehung. Insbesondere bei der allgemeinen Hysterie um die frühkindliche Entwicklung, so der Rezensent, wären die Autoren keineswegs Befürworter eines "je früher desto besser". Vielmehr könnten natürliche Lernprozesse sogar gestört werden, wenn Kinder nicht mehr den Raum für ihr eigenes Entdecken der Welt hätten und mit Stimulationsspielzeug drangsaliert würden. Und dann sei da noch das alte Thema, hebt der Rezensent den Zeigefinger, des Auswendiglernens, das die Autoren allen Pädagogen nachdrücklich ans Herz legen würden. Denn Wissen käme nun mal von Lernen, aber vor allem fördere vermeintlich dummes Lernen erwiesenermaßen die Intelligenz.

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