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Am 8. Mai 1985 hielt Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges eine der wichtigsten Reden der bundesrepublikanischen Geschichte, die bis heute nachwirkt und unsere Erinnerung an Nationalsozialismus und Krieg nachhaltig prägt. Von Weizsäcker war nicht nur ein politischer Vordenker, sondern wurde spätestens mit seinen Reden - auch jener zu 40 Jahre Grundgesetz 1989 und zur deutschen Einheit 1990 - zu einer führenden moralischen Größe. Diese drei wegweisenden Reden sind in diesem Band versammelt. Richard von Weizsäckers klare Positionierungen sind von…mehr

Produktbeschreibung
Am 8. Mai 1985 hielt Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges eine der wichtigsten Reden der bundesrepublikanischen Geschichte, die bis heute nachwirkt und unsere Erinnerung an Nationalsozialismus und Krieg nachhaltig prägt. Von Weizsäcker war nicht nur ein politischer Vordenker, sondern wurde spätestens mit seinen Reden - auch jener zu 40 Jahre Grundgesetz 1989 und zur deutschen Einheit 1990 - zu einer führenden moralischen Größe. Diese drei wegweisenden Reden sind in diesem Band versammelt. Richard von Weizsäckers klare Positionierungen sind von erstaunlicher Aktualität und bieten Orientierung in den aufgeregten aktuellen Debatten. Mit einer historischen Einordnung des Zeithistorikers Edgar Wolfrum.
Autorenporträt
Weizsäcker, Richard vonRichard Freiherr von Weizsäcker wurde am 15. April 1920 in Stuttgart geboren. Nach dem Abitur studierte er in Oxford und Grenoble und leistete dann von 1938 bis 1945 Militärdienst. Nach Kriegsende studierte er Rechtswissenschaft und Geschichte und promovierte anschließend zum Dr. jur. Noch als Student assistierte er 1948 dem Rechtsanwalt, der von Weizsäckers Vater bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen verteidigte. 1954 trat er der CDU bei. Ab 1966 war er Mitglied des Bundesvorstands der CDU. 1969 wurde er in den Bundestag gewählt, dem er bis 1981 angehörte.1978 ging von Weizsäcker nach Berlin und blieb dort Oppositionsführer, bis er 1981 zum Regierenden Bürgermeister gewählt wurde.Schon 1974 hatte er gegen Walter Scheel für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert. 1984 stellte er sich erneut zur Wahl und wurde mit einer überwältigenden Stimmenmehrheit gewählt.Die bekannteste Rede seiner Amtszeit hielt er am 40. Jahrestag des Kriegsendes im Deutschen

Bundestag. Darin wies er darauf hin, dass der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung war, thematisierte das Leid der Betroffenen, die Verantwortung nachfolgender Generationen und die Rolle der aus den Erfahrungen des Dritten Reichs entstandenen Bundesrepublik Deutschland.1989 wurde von Weizsäcker mit einem noch besseren Ergebnis für eine zweite Amtszeit gewählt. Nach dem Fall der Mauer mahnte er zur "Behutsamkeit beim Zusammenwachsen von DDR und Bundesrepublik Deutschland" und setzte sich für Berlin als Hauptstadt des vereinigten Deutschlands ein.Seit seinem Ausscheiden aus dem Amt bestätigte von Weizsäcker seinen Ruf als "politischer" Bundespräsident, indem er eine Reihe von Vorsitzen in verschiedenen Gremien innehatte, Vorlesungen hielt und weiterhin Stellung zu den aktuellen politischen Debatten nahm. Er starb am 31. Januar 2015 in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.04.2020

Befreiung
und Zuwendung
Drei wegweisende Reden
von Richard von Weizsäcker
Ein Satz für die Ewigkeit: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Nicht ganz so bekannt, aber fast ebenso prägnant: „Unsere Verfassung ist kein Werk der Siegermächte, sondern deutsch.“ Und fast schon prophetisch: „Sich zu vereinen, heißt teilen lernen.“ Es lohnt sich, grundlegende Reden zur Bundesrepublik immer wieder mal zu lesen, besonders die von Richard von Weizsäcker. Gerade in diesen Zeiten. Der Herder-Verlag hat nun drei der bekanntesten Reden des einstigen Bundespräsidenten herausgegeben, flankiert von einem Vorwort von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und einer historischen Einordnung des Zeithistorikers Edgar Wolfrum. Es geht um die legendäre Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985, eine Festansprache zum 40. Jahrestag des Grundgesetzes am 24. Mai 1989 und die Rede beim Staatsakt zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990.
Auf jeweils wenige Seiten entfaltet sich die Zeit und Sichtweise der späten 1980er- Jahre. Richard von Weizsäcker (1920-2015) verstand es in seinen beiden Amtszeiten stets differenziert und nachdenklich zu formulieren – aber für alle verständlich, wie es Schäuble zusammenfasst. Die Rede zum Kriegsende von 1985 hat, das kann man ohne Übertreibung sagen, den Blick der Deutschen auf das NS-Regime, seine verbrecherische Politik und die Folgen entscheidend verändert – weg vom Gefühl der Niederlage, hin zur Erkenntnis, befreit worden zu sein. „An die Stelle der Unfreiheit haben wir die demokratische Freiheit gesetzt“. Und ebenso wichtig und immer noch gültig: „Wir lernen aus unserer eigenen Geschichte, wozu der Mensch fähig ist. Deshalb dürfen wir uns nicht einbilden, wir seien nun als Menschen anders und besser geworden. Es gibt keine endgültig errungene moralische Vollkommenheit – für niemanden und kein Land!“
Alle drei Reden sind natürlich im jeweiligen Zeitkontext zu verstehen, einiges klingt heute ein wenig altväterlich und Begriffe wie den der deutschen Nation würde man wohl auch so nicht mehr verwenden. Andererseits kann das Lesen dieser Reden auch den Blick schärfen für das, was bereits vor mehr als 30 Jahren als Problem erkannt wurde und auch heute noch eins ist, weil weder Politik noch Gesellschaft sich ernsthaft damit auseinandergesetzt haben. Zentral sind hier „Bewahrung der Schöpfung“, die von Weizsäcker als „größte Aufgabe“ der vereinigten Deutschen ansah, und der Begriff der „Zuwendung“. Er war überzeugt, dass der Mensch sich dem anderen erst wirklich zuwendet, wenn er mit ihm teilt. „Wirklich vereint werden wir erst sein, wenn wir zu dieser Zuwendung bereit sind“. Daran hapert es 30 Jahre später immer noch.
ROBERT PROBST
Richard von Weizsäcker:
Lernen Sie, miteinander
zu leben, nicht
gegeneinander. Reden zur Demokratie. Vorwort von Wolfgang Schäuble.
Herder-Verlag, Freiburg, 2020. 122 Seiten, 14 Euro. E-Book: 10,99 Euro.
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