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Comme bien des femmes de sa génération, Fanny voyait des protecteurs dans ses amants. Ludovic était derrière elle dans l'avion et Fanny fut envahie d'un désir si vif qu'elle se tourna vers lui, et se détourna aussitôt, sans l'avoir même touché du bout des doigts. Cet empêchement serait un des souvenirs les plus sensuels de sa vie amoureuse ...

Produktbeschreibung
Comme bien des femmes de sa génération, Fanny voyait des protecteurs dans ses amants. Ludovic était derrière elle dans l'avion et Fanny fut envahie d'un désir si vif qu'elle se tourna vers lui, et se détourna aussitôt, sans l'avoir même touché du bout des doigts. Cet empêchement serait un des souvenirs les plus sensuels de sa vie amoureuse ...
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2019

Sie nennen es eine Atombombe
Ein bisher unveröffentlichter Roman von Françoise Sagan ist die Buchsensation in Frankreich. Aber wie sensationell ist er wirklich?

Vor einigen Wochen berichteten wir über ein mysteriöses Buch, über das sich die Pariser Verlagswelt kurz vor den Sommerferien den Kopf zerbrach. Es war eines, über das man nichts Konkretes wusste, weder den Namen des Autors noch den des Verlags, von dem man aber immer wieder hörte, es würde den französischen Buchmarkt in gigantischer Auflage (zweihundertfünfzigtausend!) fluten. Damals klang die ganze Sache eher wie ein Scherz. Wie ein Gerücht, das man sich in der Branche zuflüstert, ein Marketing-Gag, hinter dem sich wenig bis gar nichts verbirgt. Und wahrscheinlich dachte in diesem September auch kaum noch einer an das sogenannte "livre mystère", bis die verlegerische "Atombombe", von der die Zeitung "Le Monde" im Juli als erste geschrieben hatte, vor zehn Tagen tatsächlich abgeworfen wurde. Da hörte man um kurz vor acht Uhr morgens die zarte Stimme von Denis Westhoff, dem Sohn der Schriftstellerin Françoise Sagan, im Radiosender France Inter verkünden: Ja, dieses mysteriöse Buch existiere wirklich, es sei ein unveröffentlichter Roman seiner Mutter.

Ein "neuer" Sagan also, oder besser gesagt: ein unfertiger, in weiten Teilen lückenhafter Roman, mehr ein Entwurf, ein Haufen loser, ungeordneter Blätter, den seine Mutter irgendwann in den achtziger, neunziger Jahren angefangen haben muss und den nun er, der Sohn, korrigiert und mehr oder weniger fertiggeschrieben hat. Alles in allem sei dieses Werk, so sagte er im Radio und in diversen Interviews, die natürlich sofort folgten, "heftig saganesk".

Seit Donnerstag liegt der im Verlag Plon erschienene Roman in großen Stapeln in den französischen Buchhandlungen aus (übrigens mit einer Auflage von "nur" siebzigtausend Stück) und ist leider schon von außen enttäuschend unelegant, irgendwie "unsaganesk": Weiß mit schwarzem Titel und rotem Autorennamen, mehr wie ein dröges Politikerbuch als wie eine Tür zu Sagans prickelnder Welt. Das wäre natürlich vollkommen egal, wäre dieses Buch im Inneren nicht viel enttäuschender. Die Geschichte, das Setting, die Personen, klingen erst einmal, das ist wahr und schön, sehr nach Françoise Sagan: Wir befinden uns in der französischen Provinz, bei Tours, auf dem herrschaftlichen Sitz der Familie Cresson. Die Cressons sind, wie sich das bei Françoise gehört, Mitglieder der Bourgeoisie. Sie haben weder Geschmack noch Herz, dafür aber viel Geld und - zumindest die meisten von ihnen - ein ganz hübsches Aussehen.

Ludovic, der Sohn des Hauses, ein ehemaliger Playboy, wird seit einem verheerenden Autounfall, der ihm hätte das Leben kosten sollen, es zur Überraschung (Enttäuschung?) aller aber nicht tat, von niemandem mehr ernst genommen. Nach zwei Jahren in verschiedenen Kliniken, in denen ihn seine lieblose Familie unter medikamentösen Höchstdosen vor sich hin vegetieren ließ, ist er wieder zu Hause und wird von seinem Vater, Henri, seiner Stiefmutter, Sandra, seinem Stiefonkel, Philippe, und vor allem seiner Ehefrau, der schönen, kühlen Marie-Laure, wie ein Minderbemittelter behandelt. Marie-Laure verweigert ihm ihr Bett, ihre Liebe und plant schon die Scheidung, als plötzlich ihre Mutter Fanny auftaucht und die Karten neu mischt: Ludovic verliebt sich in seine Schwiegermutter, diese sich offenbar auch in ihn, sie beginnen eine Affäre (unter dem Klavier), während Henri, also der Vater, ebenfalls ein Auge auf Fanny wirft und schon seine Hochzeit mit ihr plant (wohlgemerkt, ohne sie zu diesem Projekt zu konsultieren).

Das mag wirr klingen. Und es ist auch wirr. Es liest sich nicht wie andere unfertige, postum erschienene Romane, der von F. Scott Fitzgerald oder Albert Camus, als stimmiges Werk, in dem einfach nur das Ende fehlt, sondern wie ein schlecht vernähtes Patchwork, in dem nichts wirklich zusammenpasst. Man findet zwar viele Elemente von Sagan wieder, die schönen Anwesen, die Bälle, die Boshaftigkeit und Kälte der Gesellschaft, die Einsamkeit der Figuren, die Liebe, die sich um Konventionen und Verbote nicht schert. Ihre Leidenschaft fürs Spiel kommt vor, ihre Freude am schnellen Autofahren, selbst der Unfall von Ludovic klingt wie ein Echo auf ihren eigenen Unfall, der sie als junge Frau fast das Leben gekostet hätte. Es könnte also in der Tat "heftig saganesk" sein, nur ist es das nicht. Dafür sind die Sätze zu plump und die Personen zu grob gezeichnet.

Die Anziehung zwischen Ludovic und Fanny, diese Schallwellen zwischen den Körpern, die Sagan normalerweise so fein beschreibt, wirkt hier fast lächerlich. Es fehlen die Leichtigkeit und der Witz, die Schärfe des Tons, die präzisen Beobachtungen, die Schönheit der Tristesse, all diese Dinge, die man selbst in den weniger guten Romanen von Françoise Sagan (davon gibt es einige, sie schrieb sehr schnell und viel) wiederfindet. Manchmal, ganz selten, scheint etwas davon durch. Wie eine Stimme aus der Ferne, als habe man sie unter einer dicken, muffigen Decke versteckt. Und man fragt sich beim Lesen immer wieder: War das so? Ist das jetzt Sagan oder eben doch Westhoff? Ist dieser miefige Nachgeschmack der Überarbeitung des Sohns zu verdanken, oder war dieser Entwurf einfach von Anfang an schlecht, weshalb er auch so lange in der Schublade vergraben blieb? Und überhaupt: Warum hat Denis Westhoff diesen Text, diese Textfetzen, die man hier vermutet, überhaupt vervollständigen wollen? Warum hat er sie nicht in ihrer Rohfassung herausgebracht?

Als Françoise Sagan vor ziemlich genau fünfzehn Jahren starb, hinterließ sie ihrem Sohn nicht nur viele Bücher und einen wahrscheinlich etwas erdrückenden Sohn-seiner-Mutter-Schatten, sondern vor allem auch einen Schuldenberg von über einer Million Euro beim Finanzamt. Um dieses Loch zu stopfen, hat Westhoff in den vergangenen Jahren hart daran gearbeitet, das Werk seiner Mutter zu promoten, ihre Romane, Theaterstücke, Pressetexte neu herauszubringen und den Lesern klarzumachen, dass Sagan viel mehr geschrieben hat als nur ihr Debüt, das alles überschattende "Bonjour Tristesse".

Ist das Image nun, da die Schulden beglichen sind, egal? Wie auch immer dieser Marketing-Coup zu lesen ist: "Les quatre coins du coeur", der unter dem Titel "Die dunklen Winkel des Herzens" Ende November in der deutschen Übersetzung im Ullstein-Verlag erscheinen wird, kann man sich getrost sparen. Es steht mehr Sagan drauf, als drin ist. Stattdessen liest man vielleicht lieber noch mal all die anderen großartigen, abgeschlossenen Romane, aus denen die Autorin so klar und frisch spricht: "Lieben Sie Brahms?", "Ein gewisses Lächeln" oder "Blaue Flecken an der Seele".

ANNABELLE HIRSCH

Françoise Sagan: "Les quatre coins du coeur". Plon, 224 Seiten, 19 Euro

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