[...] Zu der Zeit hatte ich das bereits genannte dramatische Werk, das ich in einer Fußnote zu einem der früheren Kapitel erwähnt habe, gänzlich vollendet. Vier Jahre zuvor befand ich mich in Weimar bei der Fürstin Wittgenstein (der treuen Freundin von Liszt, einer Frau mit Herz und Verstand, die mich oft in meinen traurigsten Stunden unterstützt hat). Ich sprach über meine Bewunderung für Vergil und die Idee zu einer großen Oper nach shakespearescher Art, welche das zweite und vierte Buch der Aeneis zum Thema haben sollte. Ich fügte hinzu, dass ich nur zu gut wisse, wie viel Kummer mir ein solches Unternehmen zwangsläufig bereiten würde, genug, es niemals zu versuchen. "In der Tat", antwortete die Fürstin, "Ihre Leidenschaft für Shakespeare, in Verbindung mit der Liebe zur Antike, muss zu etwas Großartigem und Neuem führen. Sie müssen diese Oper schreiben, diese musikalische Dichtung, nennen und legen Sie sie an, wie es Ihnen gefällt. Sie müssen sie beginnen und fertigstellen." Als ich mich weiterhin weigerte, sagte mir die Fürstin: "Hören Sie, wenn Sie vor der Mühsal, die Ihnen dieses Werk bereiten kann und muss, zurückschrecken, wenn Sie so schwach sind, Angst davor zu haben und nicht alles für Dido und Kassandra zu tun, dann kommen Sie nie mehr zu mir, denn ich will Sie nicht mehr sehen." Das war mehr als genug, um mich zu überzeugen. Sobald ich wieder in Paris war, begann ich die Verse der musikalischen Dichtung "Les Troyens" zu schreiben. Dann widmete ich mich der Partitur, und nach dreieinhalb Jahren der Korrekturen, Änderungen und Ergänzungen usw. war alles fertiggestellt. [...]
Auszug aus den Memoiren von Hector Berlioz
Diese Ausgabe des Librettos stellt dem französischen Original eine deutsche Neuübersetzung gegenüber.
Auszug aus den Memoiren von Hector Berlioz
Diese Ausgabe des Librettos stellt dem französischen Original eine deutsche Neuübersetzung gegenüber.