Keine andere Region Spaniens ist, sogar bei den Spaniern selbst, so wenig bekannt wie das Baskenland. Die uralte Geschichte, die rätselhafte Sprache, kuriose Sitten und Gebräuche sowie ausgefallene Feste, Folklore und Architektur machen die drei baskischen Provinzen Viscaya, Guipúzcoa und Álava zum idealen Ziel für Erkundungen aller Art. Georges Hausemer bereist das "País Vasco" seit mehr als fünfzehn Jahren. Seine kenntnisreichen Touren führen vom avantgardistischen Guggenheim-Museum in Bilbao zu den jahrhundertealten Salzgärten in Salinas de Añana, von den Strandpromenaden des eleganten Seebads San Sebastián in die Weinberge der Rioja Alavesa. Dabei kommt es unter anderem zu Begegnungen mit traditionsbewussten Käse- und Schokoladeproduzenten, mit typisch baskischen Sportlern wie den Pelota-Spielern und mit Vertretern der neuen, inzwischen weltweit geschätzten baskischen Gastronomie. Gleichzeitig spürt der Autor dem Lebensgefühl eines stolzen, durch eine zunächst etwas spröde scheinende Herzlichkeit charakterisierten Menschenschlags nach, der sein kulturelles und politisches Erbe mit Verve und Engagement pflegt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.08.2010Doch wer spricht schon Euskara?
Das Guggenheim-Museum in Bilbao kennt jeder. Dass dessen Erbauer, Frank O. Gehry, ein weiteres architektonisches Kleinod in Form einer Bodega mit angeschlossenem Luxushotel in die weniger prominenten Weiten der südbaskischen Weinbau-Region Rioja Alavesa gepflanzt hat, wissen indes nicht einmal weitgereiste Spezialisten. Auch von der uralten Geschichte des Baskenlandes, seiner rätselhaften Sprache, den dort eifrig gepflegten und nicht selten höchst kuriosen Bräuchen ist außerhalb der drei baskischen Provinzen Viscaya, Guipúzcoa und Álava nur wenig bekannt. Nun widmet sich dieser spanischen Region und ihren Besonderheiten der luxemburgische Reiseschriftsteller Georges Hausemer in seinem Lesebuch "Baskenland". Seit vielen Jahren ist Hausemer regelmäßig im "País Vasco" unterwegs. "Euskara", die mit keinem anderen europäischen Idiom vergleichbare Sprache der Basken, hat er in dieser Zeit zwar nicht gelernt. Dafür weiß er manch erstaunliche Geschichte etwa über die Spieler der baskischen Ballsportart Pelota, über Baumstammhacker, Steineheber und Sportochsenzüchter zu erzählen. Dass sich neben Gesprächen mit einheimischen Käse- und Schokoladeproduzenten auch mancher Besuch bei Winzern und Gourmets im Buch wiederfindet, verrät bereits der Untertitel: "Die kochenden Kerle der Muschelbucht". Und mit den Skulpturen Chilidas wird auch die Kunst vorgestellt. Geradezu euphorisch klingt der Autor, wenn er von Donostia, seiner baskischen, nein, seiner gesamtspanischen Lieblingsstadt schlechthin spricht. Im Ausland ist das elegante Seebad an der Atlantikküste, wenn überhaupt, unter seinem kastilischen Namen San Sebastián ein Begriff. Und wenn es nach Hausemer ginge, könnte Donostia auch weiterhin ein Geheimtipp bleiben. So wie eigentlich das ganze, vom Massentourismus bislang verschonte Baskenland, das der Autor, wie er im Nachwort nicht ohne Koketterie gesteht, am liebsten gar niemandem weiterempfehlen, sondern weiterhin für sich ganz alleine behalten würde.
F.A.Z.
"Baskenland. Die kochenden Kerle von der Muschelbucht" von Georges Hausemer. Erschienen in der Reihe: "Lesereise". Picus Verlag, Wien 2010. 132 Seiten. Gebunden, 14,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Guggenheim-Museum in Bilbao kennt jeder. Dass dessen Erbauer, Frank O. Gehry, ein weiteres architektonisches Kleinod in Form einer Bodega mit angeschlossenem Luxushotel in die weniger prominenten Weiten der südbaskischen Weinbau-Region Rioja Alavesa gepflanzt hat, wissen indes nicht einmal weitgereiste Spezialisten. Auch von der uralten Geschichte des Baskenlandes, seiner rätselhaften Sprache, den dort eifrig gepflegten und nicht selten höchst kuriosen Bräuchen ist außerhalb der drei baskischen Provinzen Viscaya, Guipúzcoa und Álava nur wenig bekannt. Nun widmet sich dieser spanischen Region und ihren Besonderheiten der luxemburgische Reiseschriftsteller Georges Hausemer in seinem Lesebuch "Baskenland". Seit vielen Jahren ist Hausemer regelmäßig im "País Vasco" unterwegs. "Euskara", die mit keinem anderen europäischen Idiom vergleichbare Sprache der Basken, hat er in dieser Zeit zwar nicht gelernt. Dafür weiß er manch erstaunliche Geschichte etwa über die Spieler der baskischen Ballsportart Pelota, über Baumstammhacker, Steineheber und Sportochsenzüchter zu erzählen. Dass sich neben Gesprächen mit einheimischen Käse- und Schokoladeproduzenten auch mancher Besuch bei Winzern und Gourmets im Buch wiederfindet, verrät bereits der Untertitel: "Die kochenden Kerle der Muschelbucht". Und mit den Skulpturen Chilidas wird auch die Kunst vorgestellt. Geradezu euphorisch klingt der Autor, wenn er von Donostia, seiner baskischen, nein, seiner gesamtspanischen Lieblingsstadt schlechthin spricht. Im Ausland ist das elegante Seebad an der Atlantikküste, wenn überhaupt, unter seinem kastilischen Namen San Sebastián ein Begriff. Und wenn es nach Hausemer ginge, könnte Donostia auch weiterhin ein Geheimtipp bleiben. So wie eigentlich das ganze, vom Massentourismus bislang verschonte Baskenland, das der Autor, wie er im Nachwort nicht ohne Koketterie gesteht, am liebsten gar niemandem weiterempfehlen, sondern weiterhin für sich ganz alleine behalten würde.
F.A.Z.
"Baskenland. Die kochenden Kerle von der Muschelbucht" von Georges Hausemer. Erschienen in der Reihe: "Lesereise". Picus Verlag, Wien 2010. 132 Seiten. Gebunden, 14,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main