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'The comfort from the hard cold truth - the filth, the war, the poverty - was that life could be capable of small beauties.' New York, August 1974. A man is walking in the sky and the city stands still, captivated by this sight, awe and disbelief filling the streets. Philipe Petit is making his famous tightrope walk across the World Trade Centre and the lives of seven people will change forever: the Christ-like Corrigan, an Irish priest living in the Bronx with a conclave of hookers; a young woman artist in trouble with drugs and her marriage; a thirteen year old photographer obsessed with…mehr

Produktbeschreibung
'The comfort from the hard cold truth - the filth, the war, the poverty - was that life could be capable of small beauties.' New York, August 1974. A man is walking in the sky and the city stands still, captivated by this sight, awe and disbelief filling the streets. Philipe Petit is making his famous tightrope walk across the World Trade Centre and the lives of seven people will change forever: the Christ-like Corrigan, an Irish priest living in the Bronx with a conclave of hookers; a young woman artist in trouble with drugs and her marriage; a thirteen year old photographer obsessed with graffiti; a Park Avenue mother struggling to come to terms with the death of her son in Vietnam; her husband, a judge in a downtown court; Lillie the hooker; Gloria, her neighbour, whose life will collide with hers. Set against a time of sweeping political and social change, from the imminent resignation of Nixon to the beginnings of the Internet, the burgeoning minimalist art movement to the lingering sceptre of the oil crisis, a single audacious event will intricately bind these apparent strangers, transforming their lives forever. With prose that is at once immediate, lyrical and dazzling, Let The Great World Spin weaves together and celebrates the intimacies - 'small beauties' - of human life whilst vividly capturing the effervescent spirit of an age. Foreshadowing the sinister beginnings of the many luxuries we now take for granted, Colum McCann's Let The Great World Spin stands as a haunting evocation of human endeavour in the face of timeless cultural anxiety.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2009

Park Avenue und Straßenstrich
Colum McCanns Roman „Die große Welt” erzählt von einem Hochseilartisten und zugleich von den USA der letzten vierzig Jahre Von Hans-Peter Kunisch
Er ist was?
Er ist . . . gehüpft. Mein Gott!
Er ist runtergesprungen?
Nein!
Ist er abgestürzt? Nein, Mann.
Ist er tot? Nein.
Was denn dann?
Er ist gehüpft. Von einem Fuß auf den anderen! Er hat lauter schwarze Sachen an.
Man kann ihn gut sehen. Er ist immer noch da oben! Dieser Typ ist unglaublich! Scheiße, ich dachte, das wär's. Er ist gehüpft. O Mann.”
Jeder der dabei war, spricht noch nach fünfunddreißig Jahren davon, und inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die sich genauer mit der spektakulärsten Aktion des französischen Hochseilartisten Philippe Petit befasst haben, der am 7. August 1974 achtmal die etwa 60 Meter Distanz zwischen den Twin Towers überquerte, nur mit Balancierstange, ohne Sicherung, ohne Netz: 45 Minuten lang auf einem 2,5 cm dicken Drahtseil, in 417 Meter Höhe.
Ein schöner Essay zu Petit stammt von Paul Auster, der den heute sechzigjährigen Franzosen zum ersten Mal 1971 als zurückhaltenden Straßenkünstler auf dem Pariser Boulevard Montparnasse erlebte. Als gehe es ihm nicht um Erfolg bei den Zuschauern: „eher schien es, als erlaube er dem Publikum, an der Arbeit seiner Gedanken teilzunehmen”, ein in sich gekehrtes „Zwitterwesen aus Dämon und Clown”. Zu Beginn dieses Jahres war es James Marsh, der mit dem Dokumentarfilm „Man on Wire” einen Oscar gewann. Und jetzt gibt es einen Roman, in dessen Mittelpunkt ein Petit sehr ähnlicher Seiltänzer steht, der nicht mit Namen genannt wird. Aber das Projekt des 1963 in Dublin geborenen Colum McCann, der schon lange in New York lebt, ist auch sonst ein ganz eigenes.
In „Die große Welt”, das abgeschlossen war, als Marshs Film herauskam, ist Petits Tat etwas, auf das sich alle Figuren beziehen lassen, weil sie dabei waren oder unmittelbar davon gehört haben. Damit gibt McCann dem Roman ein schillerndes, hochsymbolisches, aber eigentümlich leichtes, bewegliches Zentrum. Gleichzeitig wird die Aktion zum Ausgangspunkt seines erzählerischen Nachdenkens über den 11. September 2001.
Auch der wird im Text mit keinem Wort erwähnt, ist aber durch den Schauplatz ständig präsent. Zwischen dem schönen, wagemutigen Tanz und der brutalen Zerstörung seiner Bedingung entsteht eine anhaltende Spannung. Nur das letzte Kapitel spielt „danach”, im Oktober 2006. Die ersten knapp 500 Seiten bleiben im August ’74. Doch das Raffinierte an diesem unansehnlichen Datum, einen Tag vor Nixons angekündigtem Rücktritt, ist, dass es McCann damit gelingt, einen Bogen vor und zurück zu schlagen, durch die ganze jüngere Geschichte der USA.
Ein wichtiger Erzählstrang des Buches ist das Treffen, das fünf Mütter von Vietnam-Toten in regelmäßigen Abständen in ihren Wohnungen zusammenführt. Gerade ist Claire dran, die an der Park Avenue lebt, was sie noch keiner der anderen Frauen gesagt hat, die alle aus einfacheren Verhältnissen stammen. Doch das Claire peinliche, luxuriöse Apartment im obersten Stock ist auf einmal nicht mehr wichtig. Marcia, eine der Besucherinnen, hat von der Straße aus den Seiltänzer gesehen. Alle rennen auf die Terrasse. Nur Claire hält das Ganze für „billig”. Sie weiß nicht recht, was sie stört. Bis ihr klar wird: Es ist die gelassene Verachtung des Todes durch diesen Verrückten. Als ob der Tod ihres Sohnes damit an Bedeutung verlöre.
Die zweite wichtige Geschichte spielt anderswo in New York. Es geht um einen Straßenstrich in der Bronx, in dessen Nähe sich an diesem Tag ein Verkehrsunfall ereignet. Getötet werden Jazzlyn, eine junge, schwarze Prostituierte, und Corrie, ein seltsamer irischer Heiliger, ein Siebziger-Jahre-Aussteiger, dessen Vater eines Tages verschwand, was ihm der Sohn nie verziehen hat. Doch von da an fühlt er sich zu Pennern hingezogen. Wohl weil er glaubt, dass sein Vater sich unter ihnen befindet. Als er nach New York kommt, wird er zum selbsternannten Seelsorger für Straßenhuren, ohne je etwas von ihnen zu verlangen.
Zuerst ist nicht klar, wie die beiden Stories zusammen gehören – eben abgesehen von diesem Seiltänzer, den alle anstarren und der, mit seinem genießerischem Wagemut, der ihn auf dem Seil spazieren lässt, auch der Grund gewesen sein könnte, warum ein Auto vom Weg abkam und den Unfall ausgelöst hat. Aber vermutlich waren es nur der Zufall und Drogen.
Allmählich wird klar, dass es McCann mit seiner Figurenverteilung um eine Art Querschnitt der New Yorker Bevölkerung geht. Wobei das „allmählich” wichtig ist. Durch die Eindringlichkeit, mit der McCann sich auf seine Figuren einlässt, erweckt er im Detail nie den Anschein, er erzähle von Ihnen, um etwas anderes zu behaupten. Mit den Müttern der Vietnam-Toten deckt er unterschiedliche bürgerliche Schichten ab, mit den Geschichten der Huren und ihres Retters die der Outcasts, doch nie entsteht Repräsentationsdruck. Die Geschichte Claires wird so nachvollziehbar wie jene Jazzlyns, die an diesem Tag stirbt, weil ihre Mutter, ebenfalls Hure, sich für sie hat einsperren lassen. Jazzlyn darf im Auto nach Hause fahren, da passiert es.
Weil es McCann um die ganz großen Geschichten und Gefühle, um die Lebenskunst des Akrobaten und die Zerstörungswut der Terroristen geht, um die Erinnerung an die Toten Vietnams und das Leben der Huren New Yorks, um die zwei nach dem Tod von Jazzlyn allein gebliebenen Kinder, bewegt er sich selber auf hohem Seil und schrammt immer mal wieder hart am Kitsch vorbei. Doch neben seinem Engagement, sich auf die Wahrheit jeder Figur einzulassen, das man McCann – „ich habe noch nie von mir erzählt, das interessiert mich nicht” – auch abnimmt, weil er tatsächlich noch kein autobiographisches Buch verfasst hat, sich noch immer als Mittler anderer Geschichten versteht, ist es sein beträchtliches dramaturgisches Geschick, das ihn vor der ganz großen Gefühlsduselei bewahrt.
Wichtig ist, dass sich zwar immer wieder Kreuzungen zwischen den Geschichten ergeben (manchmal sind es nur minimale Berührungspunkte), dass es McCann aber nicht selten dem Leser überlässt, diese Kreuzungspunkte auszubauen. So wirkt der Kunde, an den sich Tillie, Jazzlyns Mutter, am liebsten erinnert - ein älterer arabischer Herr, der sie eine Woche lang respektvoll behandelt, sie am Fenster stehen und Gedichte lesen lässt –, wie ein verschobenes Porträt von Richter Solomon Soderbergh, Claires jüdischem Mann.
Man wartet schon darauf, dass der Araber sich als Solomon herausstellt, man kann sich Solomon schon als Kunden vorstellen, doch dabei bleibt es. Auch dass der Araber, der Tillie am Ende der Woche den Band mit den Rumi-Gedichten schenkt, in seiner stilvollen Friedlichkeit ein Gegenbild zu den 9/11-Terroristen darstellen könnte, liegt auf der Hand, wird von McCann aber nicht forciert. Wie Petits Tat nie direkt dem terroristischen Akt gegenübergestellt wird. Wie dem Leser keine bestimmte Lesart der amerikanischen Geschichte aufgedrängt wird. Wie McCann nicht erwähnt, dass sein Schwiegervater am 11. 9. nur knapp einem der Türme entkam. „Die große Welt” lebt nicht nur von McCanns großem erzählerischen Atem. Mindestens so wichtig ist die Luft, die er seinen Lesern zwischen all seinen Themen lässt.
Colum McCann
Die große Welt
Roman. Deutsch von Dirk van Gunsteren. Rowohlt Verlag, Reinbek 2009.
536 Seiten, 19,90 Euro.
James Marsh
Man on Wire
Dokumentarfilm. DVD 9,95 Euro. Im Handel oder unter www.arsenalfilm.de
McCann schrammt gelegentlich hart am Kitsch vorbei, vor der Gefühlsduselei ist er aber sicher
Das spektakulärste Ereignis in der Geschichte der Hochseilartistik: Am 7. August 1974 überquerte der damals fünfundzwanzigjährige Philippe Petit achtmal innerhalb einer Stunde das Seil, das er und seine Helfer – ohne irgendwen zu fragen – zwischen den Türmen des New Yorker World Trade Center gespannt hatten. Foto: Jean-Louis Blondeau / Polaris
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2009

Die Einsamkeit des Himmelstänzers

Wenn einer sein Leben von der einen auf die andere Seite trägt: Colum McCann legt mit "Die große Welt" einen neuen New-York-Roman vor.

Von Tobias Döring

Die Tageszeitung gibt den Ton an. Beim Frühstücken in einem Diner findet sich ein Exemplar der "New York Times", von einem früheren Gast hinterlassen, etwas mit Eigelb bekleckert, aber immerhin noch lesbar. Lara beginnt darin zu blättern. Diverses ist vorgefallen in der Welt: Nixons Rücktritt angekündigt, Ford zur Nachfolge bereit, nichts Neues aus Vietnam, Spektakuläres aus Manhattan. So wird alles Mögliche gemeldet und berichtet, nach Ressorts sortiert, ansonsten aber unverbunden und nur dem Aktualitätsprinzip verpflichtet, ein Augenblicksporträt des Alltags eben. Und für alles, was sich außerdem noch ereignet hat und Aufmerksamkeit fordert, ohne richtig ins Gesamtbild reinzupassen, gibt es die Rubrik "Vermischtes".

Hier trifft zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört und lediglich durch Zufall halt am selben Tag in der großen Welt passiert ist. Oder sollte all dies doch am Ende irgendwie verbunden sein? Kann aus Gleichzeitigkeit so etwas wie Gemeinsamkeit und Schicksal folgen? Darauf macht Colum McCann, wenn er Lara, Ciaran, Jazzlyn, Corrigan, Tillie, Claire und einer Handvoll weiterer Figuren bei der Verwicklung ihrer Tagesläufe folgt, in seinem neuen Roman "Die große Welt" die Probe.

New York, 7. August 1974. Eigentlich ein ganz gewöhnlicher Sommermorgen in der Metropole. Überfüllte U-Bahn-Züge und Gedränge auf den Straßen, in Manhattan hetzen Pendler und Geschäftsleute zur Arbeit, in der Bronx haben die Straßenmädchen eben ihre Nachtschicht erst beendet, in der Park Avenue erwartet eine Mutter, deren Sohn sein junges Leben in Vietnam verloren hat, Beistand vom Besuch anderer Frauen, die gleichfalls um Soldatensöhne trauern.

Nur eines ist an diesem Morgen anders, doch nur wer seinen Kopf weit in den Nacken legt und in den Himmel blickt, bemerkt es. Zunächst sind es nur wenige, die überhaupt aus ihrem Alltag hochschauen, dann immer mehr, bis plötzlich alles stillsteht und den Atem anhält: "Es war eine Stille, die sich selbst hört, schrecklich und schön." Hoch oben zwischen den zwei neuen Zwillings-Türmen, die nach dem Bau noch leer stehen, die Skyline aber schon so steil wie tollkühn überragen, schwebt ein Mensch: Auf einem Drahtseil läuft er durch die Lüfte, tanzt, springt, legt sich zur Ruhe und steht ohne Mühe wieder auf - 110 Stockwerke über dem Boden. Der kurze Moment dieses Drahtseilaktes ist es, ein temporäres Monument für alles Himmelstürmende der Stadt, das sämtliche der Schicksalsfäden, die der Roman spinnen will, verknüpft.

Dabei hat dieses unglaubliche Kunststück, das übrigens auf die reale und schon vielfach gewürdigte Aktion des französischen Artisten Philippe Petit zurückgeht, mit den Lebensläufen der Figuren, die nachgezeichnet werden, nichts zu tun. Ebendarin liegt sein Reiz: Herausgehoben aus der Alltagswelt und ihrer Mühsal, genügt es ganz sich selbst und muss für keinerlei Sinngebung einstehen. So gibt der Himmelstanz den zufälligen Bezugspunkt für ein halbes Dutzend Stadtgeschichten, die zur gleichen Zeit am Boden kulminieren und ausführlich erzählt, sowie noch viele Dutzend weitere, die angedeutet oder flüchtig gestreift werden - ein ganzes Bündel an Erzählsträngen also, die sich an diesem Tag verknäulen oder teilweise verknoten und insgesamt wohl die Textur der großen Welt erweisen sollen.

Da sind die beiden Brüder, die aus Dublin eingewandert sind, ein Jesuitenpater, der sich mit glühendem Glaubenseifer als Retter aller Armen und Bedürftigen der Bronx betätigt, und sein ungleich weltlicherer Bruder, der sich auf andere Weise mit den Straßenhuren, die im Haus verkehren, einlässt; da ist das Künstlerpärchen, das sich lange in der Pose einer Retro-Avantgarde gefällt und nächtelang Exzesse in den Clubs feiert, dabei doch eigentlich vom ganz normalen Leben einer Kleinfamilie träumt; da ist die junge schwarze Großmutter, die seit mehr als zwanzig Jahren auf den Strich geht, angeblich ihre Zeit mit manchen Freiern gar genossen haben will, für ihre Enkelkinder aber unter allen Umständen ein besseres Leben erhofft; da ist der Strafrichter, der seine ganze Ambition auf die moralische Besserung des Landes richtet und erleben muss, wie dieses Land im Namen einer höheren Moral das Leben seines Sohnes im Krieg fordert; und dann ist da noch der Autounfall, der zwei Menschenleben kostet und das Weiterleben zweier Hinterbliebener in gänzlich neue Bahnen lenkt.

In zehn langen, weit in die Vergangenheit ausgreifenden Kapiteln lässt McCann all diese und viele weitere Figuren zu Wort kommen und fordert uns heraus, bei allem, was aus ihrem Leben detailreich vor uns ausgebreitet wird, nach den Links zu suchen, die sie irgendwann bestimmt mit einem der diversen anderen Stränge verbinden. Das Prinzip solcher Serien-Erzählungen ist so bekannt wie oft bewährt. In den wirklich virtuosen Beispielen wie "Short Cuts" von Raymond Carver sowie dem Regisseur Robert Altman entsteht daraus ein irrer Reigen schwindelnd kreisender Korrespondenzen, die mit ungeheurer Energie alles Kontingente unserer Welt in einen großen Strudel des Erzählens ziehen. Bei McCann jedoch bleibt alles überschaubar und gemächlich, als sei die ganze große Welt aus dem Modellbaukasten nachgebaut, mit vielen Einzelheiten routiniert geschmückt, aber letztlich leblos.

Die wirklich starken Szenen sind die drei Passagen, in denen der Roman den eigentlichen Hochseilakt schildert. Hier findet er zu einer rauschhaften und dennoch nüchternen Erlebnissprache zur Vorstellung des Unvorstellbaren, mit der McCann an seine größten Augenblicke im Roman "Der Tänzer" vor sechs Jahren bruchlos anknüpft: "Innerhalb von Sekunden war er Reinheit in Bewegung und konnte tun, was er wollte. Er war in seinem Körper und zugleich außerhalb von ihm und genoss, was es hieß, der Luft zugehörig zu sein: ohne Zukunft, ohne Vergangenheit, und das verlieh seinem Gang diese schlendernde Lässigkeit. Er trug sein Leben von der einen Seite zur anderen. Auf der Suche nach dem Moment, in dem er sich nicht einmal mehr seines Atems bewusst war."

Der Rest - und das sind immerhin fünfhundert Seiten - ist bestenfalls braves Erzählhandwerk. Es liegt gewiss nicht an der subtilen Übersetzerkunst von Dirk van Gunsteren, dass sämtliche Figuren sich irgendwie gleich anhören und dass die geballte Schicksalsmacht, die sie in jeder Episode irgendwann erwartungsgerecht überkommt, in einigen die Kitschgrenze erreicht. Dabei ist Colum McCann ganz auf Großes aus, verweist zu Anfang überdeutlich auf Joyce' "Ulysses" als Modell, nimmt sich das Trauma von Vietnam und gleich auch noch von 9/11 vor, will Trauer, Liebe, Glaube, Tod und Hoffnung und was das Leben sonst noch bietet, allesamt verbinden. Am Ende aber liest man seinen Roman wie die Tageszeitung, findet darin manches Wichtige und viel Vermischtes, liest sich an einigen zentralen Stellen fest, überfliegt weitere und überblättert andere. Und freut sich auf die nächste Ausgabe.

Colum McCann: "Die große Welt". Roman. Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren. Rowohlt Verlag, Reinbek 2009. 539 S., geb., 19,90 [Euro].

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