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Der Roman "Dreckskerl" verschaffte Wojciech Kuczok den Ruf, der stilsicherste, musikalischste und leidenschaftlichste Schriftsteller der polnischen Gegenwartsliteratur zu sein. Sein neues Buch handelt von drei Menschen und ihrem Beschluß, das eigene Leben zu verändern. Adam, ein junger Arzt, flieht vor seinem dominanten Vater vom Dorf in die Stadt. In der Liebe zu einem jungen Mann, einem homophoben Kleinkriminellen, findet er sein Glück. Robert ist ein alternder Schriftsteller, den seine Schreibblockade, seine hysterische Ehefrau und seine Schwiegereltern in die Verzweiflung treiben. Eines…mehr

Produktbeschreibung
Der Roman "Dreckskerl" verschaffte Wojciech Kuczok den Ruf, der stilsicherste, musikalischste und leidenschaftlichste Schriftsteller der polnischen Gegenwartsliteratur zu sein. Sein neues Buch handelt von drei Menschen und ihrem Beschluß, das eigene Leben zu verändern.
Adam, ein junger Arzt, flieht vor seinem dominanten Vater vom Dorf in die Stadt. In der Liebe zu einem jungen Mann, einem homophoben Kleinkriminellen, findet er sein Glück. Robert ist ein alternder Schriftsteller, den seine Schreibblockade, seine hysterische Ehefrau und seine Schwiegereltern in die Verzweiflung treiben. Eines Tages erfährt er von etwas, das sein Leben verändert. Róza, eine erfolgreiche Schauspielerin und Werbeikone, lebt in unglücklicher Ehe. Doch sie beschließt, aktiv zu werden und ihrer Lethargie ein Ende zu setzen.
Mit psychologischer Präzision und sprühendem Witz gelingt Kuczok die schonungslose Analyse zwischenmenschlicher Beziehungen und nebenbei eine bitterböse Satire der zwischen Popkultur und erzkonservativen Positionen zerrissenen polnischen Gesellschaft.
Autorenporträt
Kuczok, Wojciech
Wojciech Kuczok, 1972 in Chorzów/Oberschlesien geboren, debütierte 1996 als Lyriker. Er arbeitete als Journalist, Filmkritiker und Drehbuchautor. Bekannt wurde er mit seinen Erzählungen und seinem Roman Dreckskerl, für den er 2004 den wichtigsten polnischen Literaturpreis, den NIKE, erhielt. Die Verfilmung des Textes nach einem Drehbuch des Autors gewann 2004 auf dem Filmfestival in Gdynia den Hauptpreis. Das Buch wurde in fünfzehn Sprachen übersetzt. Sein zweiter Roman, Sennosc (dt. Lethargie), und der gleichnamige polnische Film erschienen 2008. Kuczok war 2009/2010 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Er lebt in Chorzów.

Schmidgall, Renate
Renate Schmidgall, geboren am 26. März 1955 in Heilbronn, ist deutsche Übersetzerin polnischer Literatur und lebt in Darmstadt. Sie studierte Slawistik und Germanistik in Heidelberg und war anschließend als Bibliothekarin am Deutschen Polen-Institut beschäftigt. Von 1990 bis 1996 arbeitete sie dort als wissenschaftl

iche Mitarbeiterin. Seither ist sie als freie Übersetzerin tätig.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.11.2010

Irgendwie so unlüstern, so angenehm berührt
Der neue Roman des famosen Wojciech Kuczok variiert unser aller Existenzkampf gegen die Lethargie
In Zeiten, da Romane auffallend unmemorable Namen tragen wie „Dinge, die wir heute sagten“ oder „Was davor geschah“, freut man sich über einen so klaren, einfachen Titel wie „Lethargie“. Und man freut sich erst recht, wenn man hört, wer diesen Roman geschrieben hat, nämlich Wojciech Kuczok, einer der besten polnischen Schriftsteller seiner Generation. „Dreckskerl“, ebenfalls ein gut zu merkender Titel, hieß sein Debütroman aus dem Jahr 2003 (die deutsche Ausgabe erschien 2007), ein Feuerwerk von einem Buch, anti-heldisch, sarkastisch, burlesk, brutal, allem Katholischen abhold und mit absolut sicherem Stilgefühl geschrieben. Ein Coup, der einschlug wie eine Stinkbombe in die (in Kuczoks Augen) bigotte polnische Gesellschaft; auch hierzulande wurde „Dreckskerl“ begeistert aufgenommen.
Und nun der zweite Roman des mittlerweile 38-Jährigen, aus dem oberschlesischen Chorzów gebürtigen Kuczok. Bei einem Autor, dem man so viel zutraut, fällt es nicht leicht zuzugeben, dass man enttäuscht ist. Offenkundig krankt „Lethargie“ an einem Konstruktionsfehler: Der „Roman“ besteht aus drei Geschichten, die sich am Rande leicht berühren, im Grunde aber unabhängig voneinander gelesen werden müssen. Dafür mag es gute Gründe geben, doch welche das sind, erschließt sich nicht. Kaum hat man sich auf die eine Geschichte eingestellt, wird man wieder herausgerissen. Denn die Storys von Adam, Robert und Rosa – jede der drei Hauptfiguren leidet an einer Form von Trägheit, die sie schließlich überwindet – sind in abwechselnden Tranchen erzählt, nicht am Stück.
Hinzukommt, und das ist das schmerzlichste Zeichen, dass hier etwas nicht stimmt: Der Stil schwankt, bleibt disparat. Mal ist Kuczoks Sprachkunst ganz spürbar, vor allem in der Geschichte des Arztes Adam, der sich in einen kriminellen Jüngling aus der Unterklasse verliebt; mal dünnt die Sprache aus, besonders in der Geschichte Rosas, einer bildschönen (was auch immer das heißt) „berühmten Schauspielerin“, die, wenn sie nicht gerade halluzinogene Pilzgerichte am Herd zaubert, sich den Zumutungen des Ehelebens durch eine manifeste Schlafkrankheit entzieht.
Was in „Dreckskerl“ so überwältigend gelungen ist, der immerzu tänzelnde Ton, die boshafte, obszöne Heiterkeit, will sich diesmal nicht dauerhaft einstellen. Allerdings, das gilt es doch zu betonen, handelt es sich um eine Enttäuschung auf hohem Niveau. Mangelnde Komplexität kann man dem Buch nicht vorwerfen. Alle Gesellschaftsschichten sind vertreten, von den verlorenen Kids über den tapferen, unglücklichen Mittelstand, die frömmelnden Schwiegermütter und hysterisch-frigiden Hausfrauen, bis zu den abgefeimten Geschäftsleuten und selbstherrlichen Politikern – keiner ist vor dem Gift der Lethargie gefeit. Den Existenzkampf gegen das verpasste Leben aufzunehmen, lautet unausgesprochen das Credo.
Nicht ohne Ironie ist, dass Wojciech Kuczok in einer der drei Geschichten einen bekannten Schriftsteller ins Zentrum stellt, der nicht mehr schreibt, der sich im Nichtschreiben eingerichtet hat und vor der Schlange der Kritik erstarrt, von der er genau zu wissen meint, wie sie auf ein neues Buch reagieren würde. Robert, eingekeilt zwischen einer sich dem Beischlaf entziehenden Ehefrau und dem Observationsterror seines eitlen Schwiegervaters, fühlt sich anfangs nur im Verkehrsstau wohl; denn dort ist er allein. Doch hat sich längst ein verdächtiger Schmerz in ihm eingenistet, der sich alsbald als Krankheit zum Tode herausstellt. Adam, der verliebte junge Arzt, stellt Robert die Diagnose.
Dass aber ausgerechnet Rosa dem Todkranken über den Weg laufen muss, um durch ihre umwerfende Erscheinung die Lethargie zu durchbrechen, wirkt doch etwas aufgesetzt – wenngleich plausibel sein mag, dass Robert angesichts der nur mehr kurzen Lebensdauer die Intensität erhöhen will. Aber über Rosas innere Beweggründe erfahren wir viel zu wenig, als Figur bleibt sie blass. Ihren Ausstieg aus der matrimonialen Trägheit des Herzens nimmt man denn auch ohne Anteilnahme zur Kenntnis; vor dem betrügerischen, dummen, oberflächlichen, angeberischen „Herrn Ehemann“, wie es gefühlte hundertmal heißt, flieht Rosa prompt, als der todgeweihte Robert ihr gewissermaßen vor die Füße fällt.
Adams Geschichte hingegen greift, mehr als das: Sie ergreift. Hier stimmt auch der Ton – dem geschmeidigen, ungekünstelten Deutsch von Renate Schmidgall überlässt man sich mit größtem Vertrauen –, die Psychologie ist ausgereift, Spitznamen entfalten ihre entweder zärtliche oder gewalttätige Aura, und die Nebenfiguren wirken plastisch.
Erzählt wird das mutig errungene Coming out eines Jungen vom Lande, dessen Homosexualität sich früh zeigt, doch von den in Konvention und Tradition erstarrten Eltern geflissentlich übersehen wird. So kommt es zu der peinvollen Ausgangsszene, dass Adam als frischgebackener Doktor der Medizin aus der Stadt kommt, um seinen begierig wartenden Eltern das Ergebnis der bestandenen Prüfung mitzuteilen, der erste Akademiker der Familie! Man weiß gar nicht wohin mit dem Stolz, aber wohin mit dem einzigen Sohn, das wissen die Eltern schon: Ein Haus haben sie ihm gebaut auf ihrem Grundstück, da soll er einziehen und bitte sehr bald eine Rassefrau nach Hause bringen.
Das Unglück – oder Glück, je nachdem – nimmt seinen Lauf. Adam, längst verliebt in den „Süßen“, bezieht eine Wohnung im miesesten Viertel der Stadt, und wundersamerweise wird ihm jener Junge, ein Dieb, der sich am Bahnhof mit seinesgleichen herumtreibt, mit gebrochenen Knochen vom Schicksal als Patient zugespielt: „Der Süße ist sauer, denn dieses Doktorchen, in dem man auf einen Kilometer den Schwulen riecht, hat ihn irgendwie so unlüstern, so angenehm berührt, so, dass er gern auf dieser Liege sitzen bleiben würde, jetzt weiß er, warum Tattoo so gern zur Massage geht, vorher dachte er, das sei reine Angeberei; aber dieses Doktorchen hat ihn eher befummelt als massiert, der Süße ließ sich befummeln, und zu allem Überfluss fühlte er sich gut dabei, der Mann im Jungen kämpft, der Süße muss jetzt Zorn zeigen . . .“
Das eigentliche Wunder vollzieht sich nicht an Adam, der sich seiner Gefühle vollkommen bewusst ist, sondern an „dem Süßen“, Sohn einer Trinkerin, mit cooler Schale und sehnsüchtigem Herz. Es kommt, wie es kommen muss: Der nächste Verletzte ist Adam, brutal verprügelt von einem Kerl, der sich „Unmensch“ nennt; und jetzt ist es der Süße, der Adam pflegt, der seine Wunden leckt und sein Blut trinkt beim Kuss: Blasphemie vom Feinsten. Natürlich ist das ein Märchen: dass zwei so ungleiche Männer in ihrer Liebe zusammenwachsen, geprüft durch die archaische Homophobie, die ihnen nicht nur von Adams Eltern entgegenschlägt, sondern auch von den Kumpeln am Bahnhof und den Dorfweibern. Sehr schön, wie Adams erste, ungute Begegnung mit dem Jungen im Bus als Echo zurückkehrt, als die beiden – jetzt ein Paar – zu den Eltern hinaus fahren, um nun doch in das Haus einzuziehen; denn in der Stadt sind sie nicht mehr sicher.
Die Mutter, oh Versöhnung, oh du Fröhliche, bringt Brote hinüber, der Vater hat sich eingeschlossen „aus Protest“; die Mutter „meint aber, er habe schon angefangen, mit ihr zu sprechen, es sehe ganz danach aus, als sei es bald überstanden“. Na also. Adam hat’s geschafft. Wirklich schade, dass der famose Wojciech Kuczok sich nicht auf diesen einen Ausbruch aus der Lethargie beschränkt. Er gäbe genügend her für einen ganzen, für einen „echten“ Roman.
INA HARTWIG
WOJCIECH KUCZOK: Lethargie. Roman. Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010, 252 Seiten, 19,90 Euro.
Die Mutter bringt Brote der
Versöhnung hinüber, der Vater
hat sich aus Protest eingeschlossen
Schließlich fasst sich Adam ein Herz und fährt mit seinem „süßen Jungen“ im Bus zu den Eltern hinaus aufs Land. Foto: Tomas Adel/plainpicture
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2011

Des Lebens träge Wege
Lob der Lethargie: Wojciech Kuczoks zweiter Roman

Acedia, die Trägheit, ist wohl diejenige unter den Todsünden, die den Mitmenschen am wenigsten Schaden zufügt. Dafür zerrt sie umso mehr an demjenigen, der von ihr befallen ist. Je eigene Varianten der Lethargie sind es, an denen die Protagonisten der drei Episoden des gleichnamigen Romans von Wojciech Kuczok kranken, und doch ist den dreien eines gemeinsam: eine tief sitzende Melancholie. "Adam war müde", lautet der erste Satz des Romans, "Robert sah ungesund aus", beginnt die zweite Episode, und zu Anfang der dritten läuft ein Hund aufgeregt um Rosa herum, die wieder einmal umgefallen ist in einer Mischung aus Schlaf und Bewusstlosigkeit.

Eine sonderbare Form der Narkolepsie ist es, an der Rosa, die junge Schauspielerin, leidet und die sie in Momenten großer emotionaler Aufgewühltheit in Schlaf fallen lässt. Nach dem Erwachen ist der Anlass ihrer Absence aus ihrem Gedächtnis getilgt. Eine für Rosas halbseidenen Ehemann nachgerade unfassbar ideale Fügung: Kann er sie doch betrügen, so oft er will. Immer, wenn sie nahe daran ist, ihm auf die Schliche zu kommen, verliert sie vor lauter Schreck und Aufregung das Bewusstsein und nach dem Aufwachen - nichts. Der Erzähler, könnte man schwören, hebt an dieser Stelle mit gespielter Unschuld Augenbrauen und Hände: Was soll er dazu sagen, geschweige denn da machen?

Dieser Erzähler, der vorgeblich gutherzig um seine Figuren herumscharwenzelt und sie dabei jämmerlich in ihrer Untätigkeit schmoren lässt, er ist ein elender Schuft. Etwas Mitleidloseres und Spöttischeres, das gleichsam so charmant ist, hat man selten getroffen. Vordergründig mag dieser zweite Roman Kuczoks deshalb spielerischer erscheinen als sein Vorgänger "Dreckskerl", in dem der 1972 Geborene, der zu den wichtigsten Stimmen der jungen polnischen Literatur zählt, die Verwerfungen polnischer Geschichte in ein gewaltdurchsetztes Familienszenario verlegt. Aber gerade in der Episode um den homosexuellen jungen Arzt Adam, der seine Neigungen vor den eigenen Eltern und der Umwelt verstecken muss, wird nur allzu deutlich, dass auch die polnische Gesellschaft, die Kuczok in "Lethargie" beschreibt, von unterschwelliger Brutalität und Ressentiment bestimmt ist. Dass der Erzählton von falscher Leutseligkeit durchsetzt ist, macht die Hilflosigkeit der Figuren nur umso schmerzhafter. Und so ist denn das Ende dieses Romans nicht mehr als eine vom Erzähler in reichlich Ironie geschwenkte bittere Farce. Adam mag mit seinem Liebhaber in ein Häuschen auf dem Grundstück seiner Eltern ziehen, dass sich aber hier je familiäre Harmonie einstellen wird, muss bezweifelt werden.

Kaum besser steht es um Rosa. Als die es tatsächlich schafft (ohne in Schlaf zu fallen), ihren Mann zu verlassen und mit Robert, dem einstmals gefeierten Autor, ein neues Leben zu beginnen, ist das Ende des Glücks bereits in Sicht. Robert ist unheilbar krank, Krebs im Endstadium. Wenige Wochen sind es, teilt sein Arzt Adam mit, die ihm noch bleiben. Erst dieses Wissen um den nahen Tod ist der Auslöser dafür, dass Robert aus seiner Lethargie erwacht. Geschlagen mit einer impertinenten Ehefrau, der er genauso beständig auszuweichen versucht wie den aufdringlichen Schwiegereltern, sitzt er Tag für Tag in einem Souterrainbüro, das ihm der Schwiegervater gönnerhaft überlassen hat, und studiert die Beine derjenigen, die vor dem Fenster vorübergehen. Das Romanschreiben hingegen will ihm, seit seine Frau mit ihrem Regiment aus Disziplin und Ordnung in sein Leben getreten ist, nicht mehr gelingen. Robert hat sich der Trägheit mit einer Art trotzigen Leidenschaft verschrieben: Abends passgenau in den Feierabendstau zu geraten zählt zu seinen größten Vergnügungen, weil er der Welt und seiner Frau noch für eine Weile entgeht.

Dass er auch dem eigenen Leben auf diese Weise entgeht, ist die Idee, die in Kuczoks Roman steckt. Sie ist grausam, weil die Figuren, wenn es ihnen endlich gelingt, sich aus ihrer Trägheit herauszulösen, sogleich in die nächste stolpern. Kuczok erzählt von diesem Fatalismus, als sei er ein Naturgesetz, das der Erzähler durch seine ungerührte Souveränität umso unverrückbarer zementiert. Am Ende weiß man nicht mehr: Ist Trägheit tatsächlich eine Todsünde oder nicht viel eher der einzig mögliche Daseinsmodus?

WIEBKE POROMBKA

Wojciech Kuczok: "Lethargie".

Roman.

Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010. 253 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Als "polnische Zukunftsvision" und "wundersames Zeugnis erzählerischer Freiheit" lobt Rezensentin Katharina Döbler diesen offenbar wieder sehr cholerischen Roman von Wojciech Kuzok, den sie auch als versteckte Hommage an Witold Gombrowicz auffasst. Es gibt drei Handlungsstränge und drei Protagonisten, die am Ende sogar aufeinander treffen, erzählt Döbler: Eine vernachlässigte Ehefrau, ein romantischer Schwuler und ein wütender Rebell. Sie irren wie in "lebensfernem Dämmerzustand" durch eine ziemlich deprimierende polnische Gegenwart. Das Buch lebt für die Kritikerin vor allem von Kuczoks großer Erzählkunst. Mühelos wechsle der Autor von Zartheit zu Realismus, von Sprachspielen zu blanker Satire. Die Übersetzerin Renate Schmidgall scheint ihr Bestes getan zu haben, diese sprachliche Vielfalt ins Deutsche zu übertragen, aber ganz scheint es ihr nicht gelungen zu sein. Das liegt wohl vor allem an der "Drastik der polnischen Umgangssprache", so Döbler.

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