22,80 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 2-4 Wochen
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Es ist die unwahrscheinliche und doch wahre Geschichte eines Richters, dessen Auftrag es war, die Korruption in den Konzentrationslagern zu bekämpfen. Karrieresüchtig und blind für die Barbarei in den Lagern bewies Dr. Kurt Schmelz schließlich in einem verbrecherischen Regime Mord mit Mord und verkörpert so die unvorstellbare Perversion einer Zeit in Deutschland.18 Monate untersucht der SS-Ermittlungsrichter und Polizeibeamte Dr. Schmelz 1943/44 die Verhältnisse im KZ Buchenwald. Ausgerüstet mit einem personengebundenen Geleitbrief hat er freie Einsicht in alle Bereiche des Lagers. Noch im…mehr

Produktbeschreibung
Es ist die unwahrscheinliche und doch wahre Geschichte eines Richters, dessen Auftrag es war, die Korruption in den Konzentrationslagern zu bekämpfen. Karrieresüchtig und blind für die Barbarei in den Lagern bewies Dr. Kurt Schmelz schließlich in einem verbrecherischen Regime Mord mit Mord und verkörpert so die unvorstellbare Perversion einer Zeit in Deutschland.18 Monate untersucht der SS-Ermittlungsrichter und Polizeibeamte Dr. Schmelz 1943/44 die Verhältnisse im KZ Buchenwald. Ausgerüstet mit einem personengebundenen Geleitbrief hat er freie Einsicht in alle Bereiche des Lagers. Noch im Winter 1944 wird der Kommandant des Konzentrationslagers, Karl Koch, in einem Geheimprozess wegen Wehrkraftzersetzung, Unterschlagung und Mord zum Tode verurteilt. Dies gelingt Schmelz, weil er nach hartem Ringen mit sich selbst zum Mörder an zwei sowjetischen Kriegsgefangenen wird: Er beweist mit dem Prinzip der Ausschließlichkeit persönlich motivierte Morde - mit Mord.Mit diesem atemberaubenden und erschütternden historischen Roman, wird der Staffelstab des Erzählens über die Verbrechen des Nationalsozialismus an die Enkelgeneration übergeben.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Volker Harry Altwasser, 1969 in Greifswald geboren, war nach einer Asubildung zum Elektronikfacharbeiter u.a. tätig als Heizer in der Reichsbahndirektion, Matrose in der NVA, Gefreiter auf der Fregatte »Bremen«, wo er nicht zum Obergefreiten befördert wurde, weil er auf Las Palmas das Auslaufen des Schiffes »verpasste«. 1998 bis 2002 studierte er am Deutschen Literaturinstitut der Uni Leipzig. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter 2003 seinen Debutroman Wie ich vom Ausschneiden loskam. 2011 wurde er mit dem Italo Svevo Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.03.2009

Was Unrecht ist, muss Unrecht bleiben

Volker Harry Altwasser macht einen Richter aus den Reihen der SS zur Knallcharge. Sein Roman "Letzte Haut" liest sich wie eine geschmacklose Parodie auf den Holocaust.

Der Richter Kurt Schmelz ist Mitglied der Waffen-SS und gilt als harter Gegner der Korruption in den eigenen Reihen. Im Jahre 1943 bekommt er den Auftrag, "Unregelmäßigkeiten" im Konzentrationslager Buchenwald zu untersuchen. Ein Lagerkommandant soll Geld, konfiszierte Wertgegenstände und "die Goldzähne der toten Häftlinge" unterschlagen haben. Schmelz ahnt, dass es bei der Untersuchung nicht um die "Ehre" einer "reinen und sauberen" SS geht, sondern um eine Intrige in den Führungskreisen des "Dritten Reichs". Das hält ihn nicht davon ab, den Auftrag anzunehmen. Er verbringt mehrere Wochen in Buchenwald. Während "neben ihm gefoltert, gemordet und misshandelt" wird, träumt er von einer Beförderung ins Justizministerium und trägt pedantisch Akten und Zeugenaussagen zusammen: "Was Recht ist, muss Recht bleiben."

Die Geschichte beruht auf einem wahren Fall. Das historische Vorbild für die Hauptfigur in Volker Harry Altwassers Roman "Letzte Haut" ist der "SS-Richter" Konrad Morgen, dessen Biographie zumindest in groben Zügen bekannt ist. Morgen hatte sich bereits zu Beginn des Zweiten Weltkriegs als "Korruptionsjäger" profiliert, machte sich damit bei seinen Vorgesetzten zunächst allerdings unbeliebt. Nachdem er im besetzten Krakau belastendes Material gegen die berüchtigte "SS-Sondereinheit Dirlewanger" zusammengetragen hatte, wurde er degradiert und 1941 an die Ostfront versetzt. Erst zwei Jahre später kehrte er zurück, um als Beamter des Reichskriminalpolizeiamtes gegen Karl Otto Koch zu ermitteln, den ehemaligen Kommandanten des Konzentrationslagers Buchenwald. Morgen hatte Erfolg. Koch wurde zusammen mit einer ganzen Reihe von Komplizen von einem "SS- und Polizeigericht" in Kassel zum Tode verurteilt und noch im April 1945 in Buchenwald hingerichtet.

Volker Harry Altwasser hat "Letzte Haut" eng an diese Lebensgeschichte angelehnt. Offenbar konnte der Autor sogar einige bisher unbekannte biographische Details einarbeiten. Der Verlag teilte auf Nachfrage mit, dass der Autor sich auf die Recherchen eines Historikers namens Karsten Raabe gestützt, auf ein erklärendes Nachwort jedoch "bewusst" verzichtet habe. Der 1969 geborene Schriftsteller, der vor einigen Jahren mit seinem Wende-Roman "Wie ich vom Ausschneiden loskam" bekannt wurde, scheint sich selbst mit den Fakten nicht ganz wohl zu fühlen. Zumindest legt er sich mächtig ins Zeug, um aus dem Fall Konrad Morgen "Literatur" zu machen. So gibt er seiner Hauptfigur nicht nur einen neuen Namen, sondern verordnet ihr auch eine fiktive und hochsymbolische Rahmenhandlung: Kurt Schmelz hält im hohen Alter Rückschau auf sein Leben und kratzt sich dabei "aus Ekel" vor der Vergangenheit mit seinen Fingernägeln buchstäblich die Haut vom Leib. Hier wird keine Zwiebel geschält, sondern gleich ein Mensch geflenst: Die Erinnerung ist eben ein schmerzhafter Prozess.

Das ist allerdings noch ein vergleichsweise harmloses Klischee. Altwassers rührende Bemühungen um sprachliche Authentizität führen dazu, dass Schmelz gern in den Jargon der nationalsozialistischen Propaganda verfällt und sich unter anderem wünscht, "hart wie Kruppstahl" zu sein. Darüber hinaus verfügen sämtliche Protagonisten über ein geradezu unerschöpfliches Reservoir an hemdsärmligen Redewendungen, so dass einzelne Dialoge an einen aus der Spur gelaufenen Heinz-Rühmann-Film erinnern: "Kommen Sie ruhig hereinspaziert", wird Schmelz bei seiner Ankunft in Buchenwald vom amtierenden Kommandanten mit einer Art KZ-Gag begrüßt: "Komm' Se rin, könn' Se rauskieken."

In dieser Tonlage geht es weiter, und der leicht naive Kurt Schmelz gerät zu einer Knallcharge, die die nationalsozialistischen Verbrechen mit flotten Sprüchen kommentieren darf: "Also, meine Herren, halten Sie sich fest!", wendet er sich nach seinen ersten Tagen in Buchenwald bei einem Glas Bier an seine erstaunten Mitarbeiter: "Die Juden kommen alle in diese Konzentrationslager! Das ist äußerst geheim. Und dort werden sie nicht etwa zu Umsiedlung vorbereitet, sie werden, in diesen Lagern, vor unseren Nasen, sie werden alle, alle!, umgebracht. Systematisch!"

"Letzte Haut" wirkt über weite Strecken wie eine geschmacklose Parodie auf den Holocaust. Es ist ein gründlich misslungenes Buch, und das Problem ist, dass man es wegen der Brisanz seines Stoffes auch noch ernst nehmen muss. Nach knapp vierhundert Seiten Schund und einem in bester Landser-Prosa verfassten Kapitel über Schmelz' Erlebnisse an der Ostfront gelangt man zum Kern der Geschichte: Es sind nicht die Erinnerungen an die Leichenberge im Krematorium von Buchenwald, die Kurt Schmelz fünfzig Jahre später dazu bringen werden, sich die Haut in Fetzen zu reißen und an den Wunden zu verbluten. Schmelz hat ganz persönlich Schuld auf sich geladen. Denn nachdem ein wichtiger Zeuge im Konzentrationslager mit einer Giftspritze umgebracht worden war, hatte er ein grausames Experiment angeordnet. Er tötete mehrere Häftlinge mit der gleichen Substanz und reichte eine Liste der Symptome bei Gericht als Beweismittel ein.

Auch diese Schilderungen entsprechen den historischen Tatsachen. Das ist der Skandal: Konrad Morgen soll im Rahmen seiner Ermittlungen vier sowjetische Kriegsgefangene ermordet haben. Belangt wurde er dafür nie. Nach dem Krieg wurde er entnazifiziert, sagte als Zeuge und selbsternannter "Spezialist für Konzentrationslagerverbrechen" im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess aus und ließ sich in Frankfurt am Main als Notar nieder. 1982 starb er eines natürlichen Todes. Ob seine Erinnerungen ihn gequält haben, ist nicht bekannt.

KOLJA MENSING.

Volker Harry Altwasser: "Letzte Haut". Roman. Matthes & Seitz, Berlin 2009. 475 S., geb., 21,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ausdrücklich geht der Rezensent Christopher Schmidt auf die in der FAZ erschienene Kritik dieses Romans ein, die ihn als "geschmacklosen Schund" abgeurteilt habe. Dagegen nimmt Schmidt das Werk ausdrücklich in Schutz. Die fiktionalisierte wahre Geschichte des SS-Richters, der den Lagerkommandanten von Buchenwald (natürlich) nicht wegen Mordes, sondern wegen Korruption verurteilte, ist an sich schon eine so "aberwitzige" wie lehrreiche Angelegenheit. Aber auch was Altwasser daraus mache, sei immer wieder sehr interessant. Verschweigen will allerdings auch Schmidt die Schwächen nicht, etwa den Hang zur symbolischen Überdeutlichkeit. Was aber auf jeden Fall Lob verdiene, sei das Bemühen des Autors, als Nachgeborener die Geschichte des Dritten Reichs aus der Perspektive "eines typischen Opportunisten" zu erzählen.

© Perlentaucher Medien GmbH