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Stephen King: "Wenn jemals ein Buch über das Gute im Menschen geschrieben wurde, dann ist es dieses."
Ein grauer Winterabend Ende Dezember. Ein riesiger Parkplatz, den der Schnee wie ein weißes Tuch bedeckt, hier und da von Bulldozern zusammengeschoben: Eisberge, die in der Leere treiben. Unweit der Auffahrt zum Highway ein dunkler Kasten mit einer roten Leuchtreklame ein Hummerrestaurant der Red-Lobster-Kette. Morgen wird dieses Restaurant geschlossen. Zum letzten Mal öffnet der Leiter der Filiale die Tür, kontrolliert die Fritteuse, den Grill und die Eismaschine. Zum letzten Mal kommen…mehr

Produktbeschreibung
Stephen King:
"Wenn jemals ein Buch über das Gute im Menschen geschrieben wurde, dann ist es dieses."

Ein grauer Winterabend Ende Dezember. Ein riesiger Parkplatz, den der Schnee wie ein weißes Tuch bedeckt, hier und da von Bulldozern zusammengeschoben: Eisberge, die in der Leere treiben. Unweit der Auffahrt zum Highway ein dunkler Kasten mit einer roten Leuchtreklame ein Hummerrestaurant der Red-Lobster-Kette. Morgen wird dieses Restaurant geschlossen. Zum letzten Mal öffnet der Leiter der Filiale die Tür, kontrolliert die Fritteuse, den Grill und die Eismaschine. Zum letzten Mal kommen die Angestellten zur Arbeit und binden sich ihre Schürzen um. Zum letzten Mal geht das Leben der Menschen im Red Lobster seinen gewohnten Gang, bevor es sich für immer verändern wird.
Stewart O Nan legt mit Letzte Nacht ein Meisterstück der Erzählkunst vor, in dem ein kleines Restaurant zu einem Universum erloschener Träume und unbesiegbarer Hoffnung wird: "Ein zutiefst bewegender Roman darüber,wie wir arbeiten, wie wir leben und wie wir den nächsten Tag erreichen, ohne den Verstand zu verlieren" (Stephen King).
Autorenporträt
Thomas Gunkel, geb 1956 in Treysa, Erzieher, studierte Germanistik und Geographie und ist als Übersetzer tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.06.2008

Die Illusion der Ewigkeit
Stewart O'Nans Allegorie auf die verpasste Liebe

Stephen King mag schon recht haben, wenn er diesen Roman von Stewart O'Nan - es ist der zehnte in knapp fünfzehn Jahren - "ein Buch über das Gute im Menschen" nennt, aber es lässt sich doch noch genauer sagen. Denn was es von dieser "Letzten Nacht" des Restaurants "Red Lobster" in einem mittelstädtischen Einkaufszentrum des Staates Connecticut zu erzählen gibt, ist vor allen Dingen, von der zweiten oder dritten Seite bis zum Schluss, eine herzbewegende, traurige Liebesgeschichte. Alles Weitere an dieser Winternacht vom 19. auf den 20. Dezember - der Schnee, die nörgeligen oder dankbaren Gäste, das Personal, kooperativ oder wütend - bildet im Grunde nur die Szenerie für die alte, immer wieder neue Geschichte von zwei Menschen, die einander lieben und dennoch aneinander vorübergehen. Allerdings ist die Kulisse so passend gewählt und so präzise gezeichnet, dass man sie vielfach schon für das Ganze des Buches genommen hat.

Das unrentable "Red Lobster", Filiale einer Restaurant-Kette, wird von der Geschäftsleitung geschlossen. Manny DeLeon, der Manager, und vier andere werden von einer anderen Filiale übernommen, der Rest - in den besten Zeiten waren es mehr als vierzig Angestellte - wird arbeitslos. Nun gilt es, vor den Gästen die Fassade von Qualität, Freundlichkeit und Tüchtigkeit einen letzten Tag lang aufrechtzuerhalten. Aber der Elan ist so verschlissen wie das Dekor: es ist eben die letzte Nacht.

Mr. Kashynski, der Stammgast, wird seine Mahlzeit erhalten, als sei man auch morgen noch da. Die Mutter mit dem quengeligen Sohn wird ebenso höflich ertragen, wie auch die Launen anderer Gäste hinzunehmen sind. Draußen fällt der Schnee, aber drinnen wird Ty, der "Fels in der Küche", seinem Chef als letztes Abendessen Scampi servieren, und zwar so perfekt, als sei es "für einen Restaurantkritiker, die kopflosen Hälse der Shrimps in die Mitte des Tellers zeigend, die Körper spiralförmig angeordnet, die Schwänze am Rand nach links gebogen, mit Petersilienröschen verziert". O'Nan ist ein Meister detailversessenen Erzählens, bei dem nichts überflüssig ist - ein Stillleben, von dem kein Stück fehlen darf, soll das Ganze nicht unvollkommen wirken.

Aber alle diese Details bereiten letztlich nur die Bühne für jene letzte Nacht zweier Liebender: Es geht um Manny, den Manager, und Jacquie, beide braunhäutig und Amerikaner aus Puerto Rico. Im Frühjahr noch waren sie ein Paar; jetzt hat Jacquie Rodney, den großen, starken Schwarzen, und Manny hat Deena, die von ihm ein Kind erwartet. Und beide wissen eigentlich nicht, warum es so ist, wie es ist. "Du hast mich glücklich gemacht", sagt er am Schluss, und sie antwortet ihm: "Ach, du mich auch. Wenn's mit uns anders wäre . . ." Die endgültige Trennung ist vorprogrammiert. Jacquie gehört nicht zu den vieren, die Manny in die neue Filiale mitnimmt, wo er auch nur stellvertretender Geschäftsleiter sein wird. Einen vollen letzten Tag und einen vollen letzten Abend aber sind die beiden sich noch einmal nahe, im Gastraum, in der Küche oder im Lager, dort, wo ihre Liebe einst begonnen hat, wie wir erfahren. O'Nans sparsame Erzählkunst spürt den letzten Berührungen der beiden Personen vorsichtig und feinfühlig nach. Freilich stellt sich die Frage, warum es denn so gekommen ist, wie es gekommen ist. War es die Bindungsangst des Mannes? Manny ist inzwischen fünfunddreißig. Aber als er Jacquie bat, ihn zu heiraten, hat sie nur gelacht. Eine Woche später, als sie miteinander schliefen, hat sie dann plötzlich geweint. Ist er tatsächlich so hilflos und dumm, wie es ihm vorkommt? Es mag nun aber auch sein, dass Jacquie einfach zu stolz oder zu zaghaft ist, ihn darum zu bitten, sie mitzunehmen in die neue Filiale, in das neue Leben. O'Nans Allegorie handelt so von der alltäglichen Tragödie der verpassten Chancen, der ungewollten Abschiede. Mit teilnehmender Genauigkeit beschreibt der Autor nicht nur das Gute im Menschen, sondern auch das Wankelmütige, Unsichere, Schwache.

GERHARD SCHULZ

Stewart O'Nan: "Letzte Nacht". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Gunkel. Marebuchverlag, Hamburg 2007. 160 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Begeistert ist Ulrich Rüdenauer von Stewart O'Nans neuem Roman "Letzte Nacht", einer typisch amerikanischen Chronik der Schwermut, wie Rüdenauer findet. Es geht um die Schließung des Restaurants "Red-Lobster" und dessen Inhaber Manny, der am letzten Abend über vergangene Momente und unerfüllte Träume nachdenkt und sich trotz allem weigert, die Sehnsucht nach "einer den Moment überdauernden Liebe" aufzugeben. Die langsam erzählte Darstellung sei charakteristisch für eine, wie er meint, einzigartige US-amerikanische Tradition: "Bilder zu produzieren, die etwas Allgemeingültiges haben" und die Wahrhaftigkeit menschlicher Sehnsucht vermitteln. Dies sei ferner auch noch die "größte Kunst Amerikas selbst". Deutsche Autoren kämen ganz schwer an die "melancholischsten, traurigsten, lebensdüstersten" Schriftsteller der USA heran, was er auf einen unaufdringlichen US-amerikanischen Schreibstil zurückführt.

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