Untergänge ängstigen und faszinieren gleichermaßen, ob sich an sie Heilserwartungen anschließen oder nicht. Die Geschichten von der Auslöschung einzelner Völker, der gesamten Gattung Mensch oder gar des Planeten eignen sich außerdem, historische Prozesse auf eine einzige Linie zu verkürzen: die des Verfalls. Das Abendland, die Zivilisation, die Ausformung von Rationalität oder technologische Entwicklungen werden dann beschrieben als Dekadenz mit dem finalen Ziel der völligen Zerstörung. Die deutschsprachigen Literaturen haben an der Bebilderung solcher Letzten Welten ihren Anteil, wenngleich mit unterschiedlichen Funktionszuweisungen. Für die DDR gab gerade die forcierte Zivilisationskritik noch einmal den Rahmen ab, die sozialistische Idee und deren real existierende Staatsform zu legitimieren. In der Postmoderne westlicher Prägung hingegen löst sich das Schreckbild des Untergangs auf in die Pluralität seiner Varianten. Das Ende ist kein Ende mehr; es perpetuiert sich.