Produktdetails
- Verlag: Goldmann Verlag
- ISBN-13: 9783442760787
- ISBN-10: 344276078X
- Artikelnr.: 21372187
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.02.2000Er war Habakuk
Der zweite Band von Theodor
Eschenburgs Erinnerungen
Helmut Kohl wäre gern sein Schüler gewesen. In den Fünfzigern besuchte er eine von Theodor Eschenburgs Übungen. Später sprach er den Politologen einmal darauf an: „Kennen Sie mich noch von ihrem Seminar über Parteienfinanzierung?” „Und ob”, bekam er zu hören, „Sie haben leider nichts daraus gelernt. ” Das war in den achtziger Jahren zur Zeit der Flickaffäre. Im Rückblick tun Eschenburg seine Worte leid: „Der erste Teil der Antwort stimmte nicht, der zweite war eine Laune des Augenblicks und nicht fair. ”
Im Umgang mit Würdenträgern war er nie feige. Er schalt Adenauer, widersprach dem südwürttembergischen Staatspräsidenten Müller, ja, als Universitätsrektor wies er selbst Theologieprofessoren zurecht, was diese „grausam” fanden. Seine Frau nannte ihn, nach dem alttestamentlichen Propheten, Habakuk. Er selbst sah sich als Fahrlehrer und wollte der Demokratie Geisterfahrer ersparen, wollte in den Köpfen das erzeugen, was er bei Carlo Schmid bewunderte: „öffentlich-rechtliche Phantasie”.
Wer diese Existenz auf den Nenner bringen will, scheitert. Das zwanzigste Jahrhundert, das Eschenburg fast ganz durchlebte, nötigte ihm Entscheidungen und Verhaltensweisen ab, die paradoxerweise besser in Kategorien der Antike als der Moderne zu fassen sind. Ein wenig wie Cicero ist er Instanz über den Instanzen. Seine Loyalität gilt den Institutionen, nicht den amtshandelnden Personen oder gar den Parteien. Durch seine öffentliche Rolle lässt er sich zum Understatement zwingen, aber nicht nur, weil er Stilfragen beachtet. Wer die Fotos studiert, entdeckt den Habitus des staatstragenden Insiders wie des einzelgängerischen Outsiders. Einen Sonderling mag den lässig-spontanen Mann gar nennen, wer sein Erscheinungsbild in Beziehung setzt zum Jahrhundert des Sports und der Uniformierung.
Im Dickicht der Diktatur
Wie schon im ersten Band („Also hören Sie mal zu”, 1995), schont Eschenburg eher andere als sich selbst – auch wenn er von seiner Mitgliedschaft in einer motorisierten SS-Einheit berichten muss. Durch sie glaubte er dem größeren Übel einer Mitgliedschaft in NSDAP oder SA zu entgehen. Nur „zum eigenen Schutz” sei er zu Beginn des Regimes kurz dieser Einheit beigetreten, sagte Eschenburg 1988, als er von Franz Schönhuber in einem Leserbrief an die SZ in einer Reihe von Prominenten genannt worden war, die in der Waffen-SS dienten.
Zu den überzeugendsten Teilen seines Buchs gehören die über das Dritte Reich, das er als Funktionär eines Wirtschaftsdachverbands überdauerte. Vom Krieg wurde er als unverzichtbarer Devisenbeschaffer freigestellt. Sein Denken blieb unbeeindruckt von der herrschenden Ideologie, aber seine Arbeit war dem Staat nützlich. Ungeschönt erzählt er von schleichender Anpassung durch Gewohnheit, Selbsttäuschung, Angst. Zugleich von den Versuchen, die neue Wirklichkeit rational zu erfassen. Es ist aufregend, Eschenburgs politischem Verstand bei der Arbeit im Dickicht der Diktatur zuzuschauen. Oder wie er Zeitgenossen abschätzend umkreist. Die besten Porträts sind Ludwig Erhard im Bombenkeller sowie dem „Pan-Chaotiker” Ernst Rowohlt gewidmet.
Nur einmal geht Eschenburg seinem Rationalismus selbst in die Falle: wenn er schildert, wie er nach dem Krieg Flüchtlingskommissar in Tübingen wurde. Mit echter oder gespielter Bonhomie gibt er wieder, welcher seiner Vorschläge zur Behandlung der deutschen Flüchtlinge aus Tschechien ihn für dieses Amt qualifizierte. Er empfahl, aufzupassen, dass sich die Bayern an der Grenze „nicht die besten aussuchten und die übrigen nach Württemberg weiterschickten”. Ist ihm der Zynismus entgangen? Oder bleibt er hier nur seinem perspektivischen Erzählen treu, auch wenn es gegen ihn zeugt?
Eschenburg konnte sein Buch nicht vollenden, er starb 94-jährig im vergangenen Sommer. Von allem, was er über die Jahre nach 1952 berichten wollte, hinterließ er nur Fragmente und Tonbandmitschnitte. Um den Lesern dennoch „die Gestalt Eschenburgs nahezubringen”, so der Editor, „wurde versucht, die jeweils prägnanteste Ausdrucksform zu finden”. Andere haben den Text also Eschenburg-like zu Ende geschrieben – das ist misslungen. Zu oft kommt der Pseudo-Eschenburg mit vorschnellen Urteilen auf den Punkt, wo der Original-Eschenburg seine Geschichte vieldeutig in der Schwebe gelassen hätte. Das Buch ist auch schlecht lektoriert, enthält (zu) viele Namensverballhornungen: Ex-Bundestagspräsident Gerstenmaier heißt mal Eugen, mal Egon. Auch biografische Fußnoten täten diesem Band gut, um der jüngeren Leser willen, die Viktor Agartz oder Rudolf Stadelmann nicht kennen.
Die seltsamste Stelle findet sich auf Seite 145, gegen Ende der Passage, in der Eschenburg von der Gründung des Bundeslands Baden-Württemberg erzählt. Wer ihn kannte, weiß, wie dramatisch er das inszenieren konnte, der Klimax entgegen, der Volksabstimmung vom Dezember 1951. Ein „turbulenter Schlußakt” – doch ohne dass die Turbulenz episch werden dürfte. Der demokratische Höhepunkt bleibt aus. Unvorstellbar, dass Eschenburg für diese Lücke verantwortlich gewesen sein könnte. Zumal er überzeugt war, die staaatliche Einigung im Südwesten sei seine wichtigste Lebensleistung!
KURT OESTERLE
THEODOR ESCHENBURG: Letzten Endes meine ich doch. Erinnerungen 1933- 1999. Siedler Verlag, Berlin 2000. 286 Seiten, Abbildungen, 39,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Der zweite Band von Theodor
Eschenburgs Erinnerungen
Helmut Kohl wäre gern sein Schüler gewesen. In den Fünfzigern besuchte er eine von Theodor Eschenburgs Übungen. Später sprach er den Politologen einmal darauf an: „Kennen Sie mich noch von ihrem Seminar über Parteienfinanzierung?” „Und ob”, bekam er zu hören, „Sie haben leider nichts daraus gelernt. ” Das war in den achtziger Jahren zur Zeit der Flickaffäre. Im Rückblick tun Eschenburg seine Worte leid: „Der erste Teil der Antwort stimmte nicht, der zweite war eine Laune des Augenblicks und nicht fair. ”
Im Umgang mit Würdenträgern war er nie feige. Er schalt Adenauer, widersprach dem südwürttembergischen Staatspräsidenten Müller, ja, als Universitätsrektor wies er selbst Theologieprofessoren zurecht, was diese „grausam” fanden. Seine Frau nannte ihn, nach dem alttestamentlichen Propheten, Habakuk. Er selbst sah sich als Fahrlehrer und wollte der Demokratie Geisterfahrer ersparen, wollte in den Köpfen das erzeugen, was er bei Carlo Schmid bewunderte: „öffentlich-rechtliche Phantasie”.
Wer diese Existenz auf den Nenner bringen will, scheitert. Das zwanzigste Jahrhundert, das Eschenburg fast ganz durchlebte, nötigte ihm Entscheidungen und Verhaltensweisen ab, die paradoxerweise besser in Kategorien der Antike als der Moderne zu fassen sind. Ein wenig wie Cicero ist er Instanz über den Instanzen. Seine Loyalität gilt den Institutionen, nicht den amtshandelnden Personen oder gar den Parteien. Durch seine öffentliche Rolle lässt er sich zum Understatement zwingen, aber nicht nur, weil er Stilfragen beachtet. Wer die Fotos studiert, entdeckt den Habitus des staatstragenden Insiders wie des einzelgängerischen Outsiders. Einen Sonderling mag den lässig-spontanen Mann gar nennen, wer sein Erscheinungsbild in Beziehung setzt zum Jahrhundert des Sports und der Uniformierung.
Im Dickicht der Diktatur
Wie schon im ersten Band („Also hören Sie mal zu”, 1995), schont Eschenburg eher andere als sich selbst – auch wenn er von seiner Mitgliedschaft in einer motorisierten SS-Einheit berichten muss. Durch sie glaubte er dem größeren Übel einer Mitgliedschaft in NSDAP oder SA zu entgehen. Nur „zum eigenen Schutz” sei er zu Beginn des Regimes kurz dieser Einheit beigetreten, sagte Eschenburg 1988, als er von Franz Schönhuber in einem Leserbrief an die SZ in einer Reihe von Prominenten genannt worden war, die in der Waffen-SS dienten.
Zu den überzeugendsten Teilen seines Buchs gehören die über das Dritte Reich, das er als Funktionär eines Wirtschaftsdachverbands überdauerte. Vom Krieg wurde er als unverzichtbarer Devisenbeschaffer freigestellt. Sein Denken blieb unbeeindruckt von der herrschenden Ideologie, aber seine Arbeit war dem Staat nützlich. Ungeschönt erzählt er von schleichender Anpassung durch Gewohnheit, Selbsttäuschung, Angst. Zugleich von den Versuchen, die neue Wirklichkeit rational zu erfassen. Es ist aufregend, Eschenburgs politischem Verstand bei der Arbeit im Dickicht der Diktatur zuzuschauen. Oder wie er Zeitgenossen abschätzend umkreist. Die besten Porträts sind Ludwig Erhard im Bombenkeller sowie dem „Pan-Chaotiker” Ernst Rowohlt gewidmet.
Nur einmal geht Eschenburg seinem Rationalismus selbst in die Falle: wenn er schildert, wie er nach dem Krieg Flüchtlingskommissar in Tübingen wurde. Mit echter oder gespielter Bonhomie gibt er wieder, welcher seiner Vorschläge zur Behandlung der deutschen Flüchtlinge aus Tschechien ihn für dieses Amt qualifizierte. Er empfahl, aufzupassen, dass sich die Bayern an der Grenze „nicht die besten aussuchten und die übrigen nach Württemberg weiterschickten”. Ist ihm der Zynismus entgangen? Oder bleibt er hier nur seinem perspektivischen Erzählen treu, auch wenn es gegen ihn zeugt?
Eschenburg konnte sein Buch nicht vollenden, er starb 94-jährig im vergangenen Sommer. Von allem, was er über die Jahre nach 1952 berichten wollte, hinterließ er nur Fragmente und Tonbandmitschnitte. Um den Lesern dennoch „die Gestalt Eschenburgs nahezubringen”, so der Editor, „wurde versucht, die jeweils prägnanteste Ausdrucksform zu finden”. Andere haben den Text also Eschenburg-like zu Ende geschrieben – das ist misslungen. Zu oft kommt der Pseudo-Eschenburg mit vorschnellen Urteilen auf den Punkt, wo der Original-Eschenburg seine Geschichte vieldeutig in der Schwebe gelassen hätte. Das Buch ist auch schlecht lektoriert, enthält (zu) viele Namensverballhornungen: Ex-Bundestagspräsident Gerstenmaier heißt mal Eugen, mal Egon. Auch biografische Fußnoten täten diesem Band gut, um der jüngeren Leser willen, die Viktor Agartz oder Rudolf Stadelmann nicht kennen.
Die seltsamste Stelle findet sich auf Seite 145, gegen Ende der Passage, in der Eschenburg von der Gründung des Bundeslands Baden-Württemberg erzählt. Wer ihn kannte, weiß, wie dramatisch er das inszenieren konnte, der Klimax entgegen, der Volksabstimmung vom Dezember 1951. Ein „turbulenter Schlußakt” – doch ohne dass die Turbulenz episch werden dürfte. Der demokratische Höhepunkt bleibt aus. Unvorstellbar, dass Eschenburg für diese Lücke verantwortlich gewesen sein könnte. Zumal er überzeugt war, die staaatliche Einigung im Südwesten sei seine wichtigste Lebensleistung!
KURT OESTERLE
THEODOR ESCHENBURG: Letzten Endes meine ich doch. Erinnerungen 1933- 1999. Siedler Verlag, Berlin 2000. 286 Seiten, Abbildungen, 39,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2000Letzten Endes
Im Vorabdruck: Theodor Eschenburgs zweiter Erinnerungsband
In seinen besten Jahren war der 1904 geborene Theodor Eschenburg eine öffentliche Person. Eine Weile lang tat er als Staatskommissar für das Flüchtlingswesen Dienst am Gemeinwesen, wurde später Staatsrat und Stellvertreter des Innenministers im Land Württemberg-Hohenzollern, dessen Auflösung er beherzt betrieb. Wichtiger als die Regierungsämter aber war stets sein Einfluss als Ratgeber und Aufklärer. Spät zum Professor der wissenschaftlichen Politik berufen, glänzend als Publizist agierend, nötigte er seine Studenten und Mitbürger mit beharrlichem Druck, zu Demokraten zu werden. Eschenburg prägte die politischen Debatten der jungen Republik. Von ihm stammen Begriffe wie "Kanzlerdemokratie" und "Gefälligkeitsstaat", er schrieb so hellsichtig über Korruption und Parteienfinanzierung, dass seine Texte heute von geradezu bizarrer Aktualität sind.
Der enorme Erfolg seiner Erinnerungen, 1995 unter dem Titel "Nun hören Sie mal zu" vorgelegt, war also alles andere als eine Überraschung, wohl aber eine gewisse Genugtuung, galt doch Eschenburgs nüchterne, ganz unideologische Staatsbürgerkunde in den unruhigen Jahren der Studentenbewegung gelegentlich als zu wenig moralisch, zu wenig kämpferisch. Vordergründig zeichnete Eschenburgs temperamentvoller Lebensbericht den Weg eines jungen Mannes aus bestem, kaisertreuen Lübecker Hause zum Vernunftrepublikaner nach. In seiner Autobiografie verborgen, fanden sich aber auch hinreißende Skizzen zu einer Kulturgeschichte des hanseatischen Patriziats und atmosphärisch dichte Beobachtungen über den Niedergang der Weimarer Republik.
Fast bis zum letzten Tag hat Theodor Eschenburg am zweiten Band seiner Erinnerungen geschrieben. Als er am 10. Juli 1999 in Tübingen starb, hinterließ er ein umfangreiches Manuskript, zweihundert Seiten stark. "Letzten Endes meine ich doch" beginnt dort, wo der erste Band endete, am 31. Januar 1933, und reicht bis in die Amtszeit Helmut Schmidts. So wie Eschenburg seinen Tübinger Studenten Geschichte vor allem in Geschichten erzählte, in wunderbar lebensprallen Miniaturen, so blickt der mit Charme gesegnete Zivilist auch auf sein Leben zurück. In zahllosen Anekdoten und Erlebnissen gerinnt eine genau beobachtete Zeitgenossenschaft zur Chronik von Untergang und Neubeginn, zumal im Südwesten Deutschlands. In elegantem Parlando erinnert sich Eschenburg an Carlo Schmid, an Adenauer und dessen Sinn für repräsentative Türen, an Willy Brandts Vorliebe für Bordeaux und die Reformeuphorie der sozialliberalen Koalition; er bekennt sich aber auch zu seiner episodischen Mitgliedschaft in der SS.
Heute beginnen wir den Vorabdruck von "Letzten Endes meine ich doch", des zweiten Bandes der Erinnerungen von Eschenburg.
HEINRICH WEFING
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Vorabdruck: Theodor Eschenburgs zweiter Erinnerungsband
In seinen besten Jahren war der 1904 geborene Theodor Eschenburg eine öffentliche Person. Eine Weile lang tat er als Staatskommissar für das Flüchtlingswesen Dienst am Gemeinwesen, wurde später Staatsrat und Stellvertreter des Innenministers im Land Württemberg-Hohenzollern, dessen Auflösung er beherzt betrieb. Wichtiger als die Regierungsämter aber war stets sein Einfluss als Ratgeber und Aufklärer. Spät zum Professor der wissenschaftlichen Politik berufen, glänzend als Publizist agierend, nötigte er seine Studenten und Mitbürger mit beharrlichem Druck, zu Demokraten zu werden. Eschenburg prägte die politischen Debatten der jungen Republik. Von ihm stammen Begriffe wie "Kanzlerdemokratie" und "Gefälligkeitsstaat", er schrieb so hellsichtig über Korruption und Parteienfinanzierung, dass seine Texte heute von geradezu bizarrer Aktualität sind.
Der enorme Erfolg seiner Erinnerungen, 1995 unter dem Titel "Nun hören Sie mal zu" vorgelegt, war also alles andere als eine Überraschung, wohl aber eine gewisse Genugtuung, galt doch Eschenburgs nüchterne, ganz unideologische Staatsbürgerkunde in den unruhigen Jahren der Studentenbewegung gelegentlich als zu wenig moralisch, zu wenig kämpferisch. Vordergründig zeichnete Eschenburgs temperamentvoller Lebensbericht den Weg eines jungen Mannes aus bestem, kaisertreuen Lübecker Hause zum Vernunftrepublikaner nach. In seiner Autobiografie verborgen, fanden sich aber auch hinreißende Skizzen zu einer Kulturgeschichte des hanseatischen Patriziats und atmosphärisch dichte Beobachtungen über den Niedergang der Weimarer Republik.
Fast bis zum letzten Tag hat Theodor Eschenburg am zweiten Band seiner Erinnerungen geschrieben. Als er am 10. Juli 1999 in Tübingen starb, hinterließ er ein umfangreiches Manuskript, zweihundert Seiten stark. "Letzten Endes meine ich doch" beginnt dort, wo der erste Band endete, am 31. Januar 1933, und reicht bis in die Amtszeit Helmut Schmidts. So wie Eschenburg seinen Tübinger Studenten Geschichte vor allem in Geschichten erzählte, in wunderbar lebensprallen Miniaturen, so blickt der mit Charme gesegnete Zivilist auch auf sein Leben zurück. In zahllosen Anekdoten und Erlebnissen gerinnt eine genau beobachtete Zeitgenossenschaft zur Chronik von Untergang und Neubeginn, zumal im Südwesten Deutschlands. In elegantem Parlando erinnert sich Eschenburg an Carlo Schmid, an Adenauer und dessen Sinn für repräsentative Türen, an Willy Brandts Vorliebe für Bordeaux und die Reformeuphorie der sozialliberalen Koalition; er bekennt sich aber auch zu seiner episodischen Mitgliedschaft in der SS.
Heute beginnen wir den Vorabdruck von "Letzten Endes meine ich doch", des zweiten Bandes der Erinnerungen von Eschenburg.
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