In seinem neuen Roman schildert der preisgekrönte schottische Autor und zweifache Booker Prize-Nominee Andrew O'Hagan die Geschichte zweier Menschen zwischen Erinnerung und Vergessen - ein brisanter Aufschrei gegen den Krieg und die Gesellschaften, die ihn begünstigt haben, und eine vielschichtige, virtuose Erzählung über Familie, Verlust, Geheimnisse und Vergebung.
In jungen Jahren war Anne Quirk eine außergewöhnliche Fotografin, heute bleiben ihr nur noch Lichtblitze von der Vergangenheit. Die fortschreitende Demenz scheint sie jedoch auch vor allzu unliebsamen Erinnerungen zu schützen. Als ihr geliebter Enkel Luke, Captain in der britischen Armee, aus Afghanistan nach Schottland zurückkehrt, reisen beide nach Blackpool - an den Ort, wo Anne einst ihre Dunkelkammer hatte. Und es ist dort, wo lang verborgene Geheimnisse allmählich ihren Weg ans Licht finden.
In jungen Jahren war Anne Quirk eine außergewöhnliche Fotografin, heute bleiben ihr nur noch Lichtblitze von der Vergangenheit. Die fortschreitende Demenz scheint sie jedoch auch vor allzu unliebsamen Erinnerungen zu schützen. Als ihr geliebter Enkel Luke, Captain in der britischen Armee, aus Afghanistan nach Schottland zurückkehrt, reisen beide nach Blackpool - an den Ort, wo Anne einst ihre Dunkelkammer hatte. Und es ist dort, wo lang verborgene Geheimnisse allmählich ihren Weg ans Licht finden.
buecher-magazin.deEs beginnt mit einem weißen Hasen. Anne ist darauf bedacht, ihn stets zu füttern; der Hase aber besteht aus Keramik. Eine Nachbarin bemerkt, wie Anne abbaut, immer vergesslicher wird: Die einst talentierte Fotografin nimmt schon lange keine Bilder mehr auf. Annes Verhältnis zu ihrer Tochter ist nicht sehr herzlich und ihr geliebter Enkel Luke ist im Kriegseinsatz in Afghanistan. Er erscheint teils als Beobachter, unsicher, was ihn dorthin verschlagen hat. Nach einem Unglücksfall kehrt Luke mehr oder minder freiwillig dem Militär den Rücken. Sich über seinen Weg danach noch nicht im Klaren reist er mit Anne nach Blackpool. Annes Sehnsuchtsort wird gleichsam der Ort, an dem Luke den Grund für das schwierige Verhältnis zwischen seiner Mutter und Großmutter erfährt. Fotografien halten Erinnerungen und frühere Versionen des eigenen Selbst fest, jedoch nie objektiv. Der Bildausschnitt ist bereits initial vom Fotografen gewählt, Retuschen erlauben Veränderungen. Der Roman ist lesbar als Metapher auf das Verhältnis von Fotografie und Realität: Anne bestimmt den Bildausschnitt, den sie mit ihren Mitmenschen teilt. Im Alter verliert sie die Kontrolle über diesen Ausschnitt und, wichtiger noch, über die Retusche - Luke sieht erstmals die zugrundeliegenden Negative.
© BÜCHERmagazin, Melanie Schippling
© BÜCHERmagazin, Melanie Schippling
Der Grundton von Menschenfreundlichkeit und die völlige Absenz von Zynismus machen den Roman sympathisch und lesenswert. Sigrid Löffler Deutschlandfunk Kultur 20180802