Masterarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Französische Philologie - Linguistik, Note: 1,3, Ludwig-Maximilians-Universität München (Romanische Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Lew Tolstois 1867 erschienenes Werk "Krieg und Frieden" zählt zu den größten Werken der Weltliteratur und ist umso wichtiger für die russische Literatur. In seinem Werk, in dem schon im Titel die Universalität anklingt, zeichnet Tolstoi ein weit angelegtes Porträt der russischen Gesellschaft zur Zeit der Napoleonischen Kriege, vom einfachen Volk über den Landadel in der Provinz bis zur Aristokratie in den St. Petersburger und Moskauer Salons. Dabei nimmt er die historischen Ereignisse in Europa und Russland zu dieser Zeit ebenso in den Blick wie die grausame Erfahrung des Krieges und die schöne Erfahrung der Liebe. In "krieg und Frieden" klingt vor allem Tolstois Liebe zu Russland und zur russischen Nation an. Doch wer eine Ausgabe des russischen Originals aufschlägt, der liest zuerst Zeilen auf Französisch, die im weiteren Verlauf des Romans nicht weniger werden. Tolstoi konfrontiert seine Leser mit vielen französischen Wörtern, Sätzen und ganzen Textpassagen. Damit stellt Tolstoi die Frankophonie der russischen Aristokratie nach, die im 18. und 19. Jahrhundert in Russland vorherrschte. Tolstoi selbst sprach fließend Französisch, doch hinderten ihn seine Frankophonie und seine aristokratische Herkunft nicht daran, in Krieg und Frieden Kritik am frankophonen Adel Russlands zu üben. Sprache ist eng verbunden mit der Identitätsbildung und die russische Aristokratie sprach Französisch, während sie sich immer weiter vom einfachen russischen Volk und der eigenen russischen Kultur entfernte. Diese Umstände wollte Tolstoi darstellen und kritisieren. Dafür schien es ihm selbstverständlich, seine Romanfiguren Französisch sprechen zu lassen, so, wie es der Realität entsprach.
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