Das große Sach- und Personenlexikon zur Geschichte und Gegenwart der Christlichen Demokratie in Deutschland beginnt mit einem ausführlichen 'historischen Überblick' über die Entwicklung in der Zeit von 1870 bis 2000. Die Geschichte der Christlichen Demokratie in SBZ und DDR erfährt dabei eine eigene Würdigung. Der anschließende 'biographische Teil' von Konrad Adenauer über Heinrich Brüning, Helmut Kohl, Angela Merkel und Edmund Stoiber bis zu Ludwig Windthorst und Friedrich Zimmermann.
Ein Anhang informiert u. a. über Wahrergebnisse und Regierungsbildungen auf Reichs-, Bundes- und Länderebene von 1871 bis 2002.
Ein Anhang informiert u. a. über Wahrergebnisse und Regierungsbildungen auf Reichs-, Bundes- und Länderebene von 1871 bis 2002.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.07.2002C im Zentrum
UNIONSPARTEIEN. Ihrem Selbstverständnis nach verkörpern CDU und CSU die "Christliche Demokratie in Deutschland". Eine "Standortbestimmung" will das Nachschlagewerk geben - durch einen historischen Überblick von 1870 bis 2000, eine Zeittafel über die Entwicklung der Vorläufer- und der Unionsparteien, ein biographisches Lexikon von Adenauer bis Zimmermann, ein Sachlexikon von Abendland bis Zukunft und einen Anhang über Parteitage, Mitgliederentwicklung, Vorsitzende und Generalsekretäre, Wahlen und Regierungsbildungen. Lebende Personen werden mit Grunddaten berücksichtigt. Eine Ausnahme bildet Helmut Kohl, dessen Wirken von Theo Schwarzmüller gewürdigt wird, einem der Ghostwriter für die im Frühjahr 2003 zu erwartenden Altkanzler-Memoiren. Obwohl Kohl in der "CDU-Spendenaffäre" eigene Fehler eingeräumt habe, sei er "in das Kreuzfeuer einer teilweise berechtigten, teilweise aber maßlosen Kritik geraten", heißt es da. An anderer Stelle - im Beitrag über die CDU/CSU-Fraktion - ist demgegenüber von "der sog. Parteispendenaffäre" die Rede. Nicht ersichtlich wird dabei, ob es sich um unterschiedliche Sichtweisen der Autoren oder einfach um Abstimmungsmängel in der Schlußredaktion handelt. Viele der lebensgeschichtlichen Miniaturen verbinden Kürze und Würze angemessen miteinander - so Anselm Doering-Manteuffel über Gustav Heinemann, der als CDU-Mitglied bis 1950 Bundesinnenminister war, 1957 in die SPD eintrat und von 1969 bis 1974 das Amt des Bundespräsidenten bekleidete: Als Gegenspieler des auf Einbindung in die westliche Allianz drängenden Kanzlers Adenauer forderte Heinemann "von der Politik, daß sie sich den Wirkungen des Nationalsozialismus zu stellen, die Schuld der Deutschen zu bekennen sowie den Willen zur Umkehr zu artikulieren habe. Das lief auf die Ablehnung jeglicher Form von Machtpolitik und auf die Bereitschaft zur Toleranz auch gegenüber dem ideologischen Gegner hinaus." Das von 230 Mitarbeitern aus Politik und Wissenschaft erstellte hochinformative Lexikon ist als Pflichtkompendium für Unionsmandatsträger und als Kürlektüre für Parteifreunde zu empfehlen - zur Standortbestimmung und Standortbesinnung: Ein bei einem Unionswahlsieg nicht mehr ganz auszuschließendes "Bundesministerium für Familie und Lebenspartnerschaften" lag wohl noch außerhalb der Vorstellungskraft der Herausgeber. (Lexikon der Christlichen Demokratie in Deutschland. Herausgegeben von Winfried Becker, Günter Buchstab, Anselm Doering-Manteuffel und Rudolf Morsey. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2002. 809 Seiten, 50,- Euro.)
rab.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
UNIONSPARTEIEN. Ihrem Selbstverständnis nach verkörpern CDU und CSU die "Christliche Demokratie in Deutschland". Eine "Standortbestimmung" will das Nachschlagewerk geben - durch einen historischen Überblick von 1870 bis 2000, eine Zeittafel über die Entwicklung der Vorläufer- und der Unionsparteien, ein biographisches Lexikon von Adenauer bis Zimmermann, ein Sachlexikon von Abendland bis Zukunft und einen Anhang über Parteitage, Mitgliederentwicklung, Vorsitzende und Generalsekretäre, Wahlen und Regierungsbildungen. Lebende Personen werden mit Grunddaten berücksichtigt. Eine Ausnahme bildet Helmut Kohl, dessen Wirken von Theo Schwarzmüller gewürdigt wird, einem der Ghostwriter für die im Frühjahr 2003 zu erwartenden Altkanzler-Memoiren. Obwohl Kohl in der "CDU-Spendenaffäre" eigene Fehler eingeräumt habe, sei er "in das Kreuzfeuer einer teilweise berechtigten, teilweise aber maßlosen Kritik geraten", heißt es da. An anderer Stelle - im Beitrag über die CDU/CSU-Fraktion - ist demgegenüber von "der sog. Parteispendenaffäre" die Rede. Nicht ersichtlich wird dabei, ob es sich um unterschiedliche Sichtweisen der Autoren oder einfach um Abstimmungsmängel in der Schlußredaktion handelt. Viele der lebensgeschichtlichen Miniaturen verbinden Kürze und Würze angemessen miteinander - so Anselm Doering-Manteuffel über Gustav Heinemann, der als CDU-Mitglied bis 1950 Bundesinnenminister war, 1957 in die SPD eintrat und von 1969 bis 1974 das Amt des Bundespräsidenten bekleidete: Als Gegenspieler des auf Einbindung in die westliche Allianz drängenden Kanzlers Adenauer forderte Heinemann "von der Politik, daß sie sich den Wirkungen des Nationalsozialismus zu stellen, die Schuld der Deutschen zu bekennen sowie den Willen zur Umkehr zu artikulieren habe. Das lief auf die Ablehnung jeglicher Form von Machtpolitik und auf die Bereitschaft zur Toleranz auch gegenüber dem ideologischen Gegner hinaus." Das von 230 Mitarbeitern aus Politik und Wissenschaft erstellte hochinformative Lexikon ist als Pflichtkompendium für Unionsmandatsträger und als Kürlektüre für Parteifreunde zu empfehlen - zur Standortbestimmung und Standortbesinnung: Ein bei einem Unionswahlsieg nicht mehr ganz auszuschließendes "Bundesministerium für Familie und Lebenspartnerschaften" lag wohl noch außerhalb der Vorstellungskraft der Herausgeber. (Lexikon der Christlichen Demokratie in Deutschland. Herausgegeben von Winfried Becker, Günter Buchstab, Anselm Doering-Manteuffel und Rudolf Morsey. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2002. 809 Seiten, 50,- Euro.)
rab.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der mit RAB. zeichnende Rezensent zeigt sich in seiner kurzen Besprechung alles in allem recht angetan von diesem Nachschlagewerk über die CDU und CSU. Die Kurzbiografen von Parteimitgliedern kombinieren "Kürze und Würze angemessen", lobt RAB.. Er will das Lexikon für christdemokratische Mandatsträger gar zur "Pflichtlektüre" erheben und für "Parteifreunde" immerhin zur "Kürlektüre". Nur über eines wundert er sich: wird Kohls Rolle in der Parteispendenaffäre an einer Stelle kritisiert, ist an anderer Stelle von der "sog. Parteispendenaffäre" die Rede. Der Rezensent hält hier eine "mangelnde Schlussredaktion" für denkbar.
© Perlentaucher Medien GmbH
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