Julien Offray de La Mettrie (1709-1751), Arzt und Philosoph der Aufklärung, floh 1746 aus Paris, nachdem zwei seiner Schriften, die philosophische "Histoire naturelle de l'âme" (1745) und die ärztekritische "Politique du Médecin de Machiavel", per Gerichtsbeschluss verbrannt worden waren. Im niederländischen Exil schrieb La Mettrie das Werk, das ihn berühmt machte: "L'homme machine" (1747) und das bis heute in zahlreichen Auflagen erschienen ist. Von 1748 bis zu seinem frühen Tod 1751 lebte er als Leibarzt und Vorleser Friedrichs II an dessen Hof in Potsdam.La Mettries Bedeutung für die Aufklärung und vor allem für den Materialismus ist unumstritten - nun endlich liegt sein Werk "L'homme plante" auf Deutsch vor. 1748 von einem des Französischen unkundigen Drucker in Potsdam gesetzt, harrte auch der französische Urtext bislang einer sorgfältigen Drucklegung. Mit der zweisprachigen Ausgabe, die dem Erstdruck von 1748 bei Christian Friedrich Voß zeilengenau folgt, wird nun eine philosophische und medizinhistorische Quelle wieder zugänglich.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2009Die Maschine steht wie angewurzelt
De la Mettries "Der Mensch als Pflanze" liegt erstmals auf deutsch vor
Die Heimatstadt gedenkt seiner verschämt, eine einzelne Gasse in St-Malo trägt seinen Namen. Es ist eine Sackgasse. Sein Denken führt in die Irre, das war das Verdikt, das seine Zeit über ihn fällte. Seine Schriften erschienen ihr frivol, ausschweifend, gefährlich, fast jede von ihnen ein Skandal: Seine "Naturgeschichte der Seele" wurde 1746 auf den Treppen des Pariser Parlaments verbrannt, weil sie den Dualismus von Geist und Körper verwarf. Seine moralphilosophischen Schriften, die einen Hedonismus bis hin zur Aufgabe aller Schuldgefühle vertraten, würden, wie Diderot ihm vorhielt, in letzter Konsequenz "die Gesetzgebung umstoßen, die Eltern von der Erziehung ihrer Kinder entbinden und dem bösen Menschen die Unsterblichkeit sichern, wenn er sich seinen Neigungen ohne Gewissensbisse überließe". Wo er hintrat, hinterließ sein Denken eine Feuerspur: der Mediziner und Philosoph Julien Offray de la Mettrie.
Die Gegner kamen von allen Seiten: Auch den Aufklärern war er suspekt, weil er ihren Vernunftkult ironisierte und gegenüber dem alles durchrechnenden Denken den Wert der Sinnlichkeit und der Phantasie betonte. Von der Zensur verfolgt und von einer unermüdlichen intellektuellen Einbildungskraft fortgetrieben, floh er über Holland an den Hof Friedrichs des Großen, wo er die Stelle des königlichen Leibarztes und Vorlesers bekleidete. Passend zu seiner genussfreudigen Lebensphilosophie, starb er 1751 an einem von übermäßigem Pastetengenuss verdorbenen Magen. Der Mechanist hatte die Belastbarkeit seines Organismus überreizt. Viele waren froh, ihn los zu sein.
In Erinnerung bleibt La Mettrie als reduktionistischer Materialist, sein Name untrennbar mit seinem bekanntesten Werk, dem "L'homme machine" von 1748, verbunden. Obwohl die Maschinenmetapher sich schon länger durch die Philosophiegeschichte zog und La Mettrie sie eher als heuristisches Instrument denn als Modell dachte, genügte seinen Kritikern die Dämonie des Titels, um das abschließende und vernichtende Urteil über den Autor zu fällen. La Mettrie wurde zum Monsieur Machine. Näher besehen, lag die Provokation der Schrift vor allem darin, die Seele nicht als freischwebende, von den körperlichen Bezügen unabhängige Instanz zu denken, sondern sie in ständige Wechselwirkung mit den physischen Organen zu setzen; sie dabei tendenziell, aber unausgesprochen zu einer Art Maschine innerhalb der Maschine des menschlichen Körpers herabzustufen. Ungeachtet der Tatsache, dass La Mettrie die Maschinenanalogie später aufweichte und allem, was lebt und fühlt, also Pflanzen, Tieren und Menschen, ein Sein jenseits der Maschine zusprach, bestimmte das Stigma des Maschinisten seine Rezeption.
Erst die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts versuchte eine Rehabilitierung. Panajotis Kondylis würdigte La Mettrie in seiner großen Aufklärungsschrift als den konsequentesten aller Nihilisten. Kurz vor der Jahrtausendwende feierte ihn schließlich die monumentale Studie von Ursula Pia Jauch als Vorbereiter all dessen, was dem avancierten Denken der Gegenwart teuer war: als Entdecker des Unbewussten und einer ironisch maskierten Rhetorik, die poststrukturalistische Rationalismuskritik vorwegnimmt; als Denker der weichen Übergänge und als Vorausdenker der Evolutionstheorie bis hin zum Paradigma der Selbstorganisation der Materie. Kaum etwas, dem La Mettrie nicht vorausgedacht hätte, kaum aber auch etwas, das er zu Ende gedacht hätte. Systematik war seine Sache nicht.
La Mettries Biographie ist auch eine der Publikationsschwierigkeiten. War er selbst als Mitglied der Akademie der Wissenschaften von der Zensur ausgenommen, so blieb es für seine Verleger ein Risiko, die skandalösen Schriften zu veröffentlichen. Die auf den "L'homme machine" folgende Schrift, der "L'homme plante", liegt erst jetzt in deutscher Übersetzung vor. Das schmale Werk schreibt einen Gedanken fort, der schon im "L'homme machine" zentral war, den des nur graduellen Unterschieds von Mensch, Tier und Pflanze und den der Gleichursprünglichkeit aller Lebewesen.
Die in leuchtender Rhetorik vorgetragenen Gedanken sind Zeugnis eines naturholistischen Denkens, das alle festgezogenen Grenzen zwischen den Lebewesen auflöst, um sie hinterher wieder in feinerer Abstufung aufzubauen: Die Natur macht keine Sprünge, sie lässt auf der Leiter von der anorganischen Materie über die Pflanze bis hin zum Tier und Menschen keine Stufe aus. La Mettrie ging von der Entdeckung des Schweizer Naturforschers Abraham Trembley aus. Dieser war auf einen Polypen gestoßen, der sich weder eindeutig dem Tier- noch dem Pflanzenreich zuordnen ließ und der sich, als er ihn in Stücke schnitt, aus jedem einzelnen Teil zu einem Ganzen regenerieren konnte, sich also gleichsam pflanzlich vermehrte. La Mettrie nahm dies als Argument für die Teilbarkeit der Seele und für die Selbstorganisation und Selbsterhaltung der Lebewesen. Einzig der physiologische Organisationsgrad macht die Unterschiede zwischen den Lebewesen aus. Die Übergänge zwischen Pflanzen-, Tier- und Menschenreich sind gradueller, nicht prinzipieller Natur.
Die zahllosen Analogien, die La Mettrie zwischen den Funktionen und Organen von Pflanzen und Menschen sieht, entdeckt der "L'homme plante" mit erotischem Anspielungsreichtum vor allem bei den Geschlechtsorganen: Wie die Blumen und Blüten der Blätter unseren Armen und Beinen entsprächen, so gleiche die Nektardrüse der weiblichen Milchdrüse. Auch Gebärmutter, Vagina und Vulva finden im Stempel, dem botanischen Terminus für alle weiblichen Teile der Pflanze, ihr botanisches Gegenstück. Von hier ist es nicht mehr weit, die Frau eine Blume und Blüte zu nennen, deren Brust der Knospe des Weinstocks entspricht, und den pflanzlichen Befruchtungsvorgang als Abbild des Geschlechtsakts zu nehmen, bis hin zur pflanzlichen Ejakulation und geistigen Benommenheit der Pflanze nach dem "Akt".
Vom Rausch dieser Vorstellung selbst nicht ganz unbenommen, ging La Mettrie hier einen Schritt über seine eigene theoretische Grenzmarkierung hinaus. Aus einem einfachen Grund kann die Pflanze für ihn nicht Geist, Instinkt und Seele haben: Sie bewegt sich nicht fort, sie ist in der Erde verwurzelt und kennt nicht die Bedürfnisse der Tiere und Menschen. Erst mit der Beweglichkeit wachsen für La Mettrie jedoch die Bedürfnisse und erst mit den Bedürfnissen Seele und Geist. Auf eine Gleichung gebracht: je mehr Bedürfnisse, desto größer der Scharfsinn, der Geist und die Seele.
Es lässt sich leicht erkennen, dass La Mettrie eine genaue Bestimmung dessen, was er unter Seele versteht, umgeht. Der Feind aller Metaphysik zielt mit dem Begriff auf das pragmatisch orientierte intellektuelle Vermögen. Über das Wesen der Seele könne man nur schweigen. Doch das Immanenzprinzip des als Mechanismus gedachten Organismus hat seine Tücken, das muss La Mettrie auch im "L'homme plante" erkennen. So orientierungsstiftend es auch sein mag, die Unbeweglichkeit zum hauptsächlichen Unterscheidungskriterium zu machen - zu Ende gedacht, führt der Gedanke in einen unendlichen Regress: Ist es ihre organische Struktur, die Pflanzen daran hindert, beweglich zu werden, oder ihre prinzipielle Unbeweglichkeit, die sie davon abhält, eine an bewegliche Belange angepasste Struktur zu entwickeln?
Der Metaphysikkritiker des "L'homme machine" hätte über diese Fragen wieder metaphysikverdächtige Elemente in seinen Apparat integrieren müssen, der im Jahrhundert vor der Entfaltung des Entwicklungsgedankens noch mehr von der Konstruktion als von der Evolution her gedacht war. Die Reduktion, das Absehen von der Metaphysik, bringt zwar das dynamische, evolutive Denken auf den Weg. Bei La Mettrie zeigt sich jedoch auch die Not eines Mannes, der sich noch nicht auf eine institutionalisierte Arbeitsteilung von Geistes- und Naturwissenschaftlern verlassen konnte und das, was er ausgeschlossen hatte, durch die Hintertür wieder in sein Denken einschmuggeln musste.
THOMAS THIEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
De la Mettries "Der Mensch als Pflanze" liegt erstmals auf deutsch vor
Die Heimatstadt gedenkt seiner verschämt, eine einzelne Gasse in St-Malo trägt seinen Namen. Es ist eine Sackgasse. Sein Denken führt in die Irre, das war das Verdikt, das seine Zeit über ihn fällte. Seine Schriften erschienen ihr frivol, ausschweifend, gefährlich, fast jede von ihnen ein Skandal: Seine "Naturgeschichte der Seele" wurde 1746 auf den Treppen des Pariser Parlaments verbrannt, weil sie den Dualismus von Geist und Körper verwarf. Seine moralphilosophischen Schriften, die einen Hedonismus bis hin zur Aufgabe aller Schuldgefühle vertraten, würden, wie Diderot ihm vorhielt, in letzter Konsequenz "die Gesetzgebung umstoßen, die Eltern von der Erziehung ihrer Kinder entbinden und dem bösen Menschen die Unsterblichkeit sichern, wenn er sich seinen Neigungen ohne Gewissensbisse überließe". Wo er hintrat, hinterließ sein Denken eine Feuerspur: der Mediziner und Philosoph Julien Offray de la Mettrie.
Die Gegner kamen von allen Seiten: Auch den Aufklärern war er suspekt, weil er ihren Vernunftkult ironisierte und gegenüber dem alles durchrechnenden Denken den Wert der Sinnlichkeit und der Phantasie betonte. Von der Zensur verfolgt und von einer unermüdlichen intellektuellen Einbildungskraft fortgetrieben, floh er über Holland an den Hof Friedrichs des Großen, wo er die Stelle des königlichen Leibarztes und Vorlesers bekleidete. Passend zu seiner genussfreudigen Lebensphilosophie, starb er 1751 an einem von übermäßigem Pastetengenuss verdorbenen Magen. Der Mechanist hatte die Belastbarkeit seines Organismus überreizt. Viele waren froh, ihn los zu sein.
In Erinnerung bleibt La Mettrie als reduktionistischer Materialist, sein Name untrennbar mit seinem bekanntesten Werk, dem "L'homme machine" von 1748, verbunden. Obwohl die Maschinenmetapher sich schon länger durch die Philosophiegeschichte zog und La Mettrie sie eher als heuristisches Instrument denn als Modell dachte, genügte seinen Kritikern die Dämonie des Titels, um das abschließende und vernichtende Urteil über den Autor zu fällen. La Mettrie wurde zum Monsieur Machine. Näher besehen, lag die Provokation der Schrift vor allem darin, die Seele nicht als freischwebende, von den körperlichen Bezügen unabhängige Instanz zu denken, sondern sie in ständige Wechselwirkung mit den physischen Organen zu setzen; sie dabei tendenziell, aber unausgesprochen zu einer Art Maschine innerhalb der Maschine des menschlichen Körpers herabzustufen. Ungeachtet der Tatsache, dass La Mettrie die Maschinenanalogie später aufweichte und allem, was lebt und fühlt, also Pflanzen, Tieren und Menschen, ein Sein jenseits der Maschine zusprach, bestimmte das Stigma des Maschinisten seine Rezeption.
Erst die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts versuchte eine Rehabilitierung. Panajotis Kondylis würdigte La Mettrie in seiner großen Aufklärungsschrift als den konsequentesten aller Nihilisten. Kurz vor der Jahrtausendwende feierte ihn schließlich die monumentale Studie von Ursula Pia Jauch als Vorbereiter all dessen, was dem avancierten Denken der Gegenwart teuer war: als Entdecker des Unbewussten und einer ironisch maskierten Rhetorik, die poststrukturalistische Rationalismuskritik vorwegnimmt; als Denker der weichen Übergänge und als Vorausdenker der Evolutionstheorie bis hin zum Paradigma der Selbstorganisation der Materie. Kaum etwas, dem La Mettrie nicht vorausgedacht hätte, kaum aber auch etwas, das er zu Ende gedacht hätte. Systematik war seine Sache nicht.
La Mettries Biographie ist auch eine der Publikationsschwierigkeiten. War er selbst als Mitglied der Akademie der Wissenschaften von der Zensur ausgenommen, so blieb es für seine Verleger ein Risiko, die skandalösen Schriften zu veröffentlichen. Die auf den "L'homme machine" folgende Schrift, der "L'homme plante", liegt erst jetzt in deutscher Übersetzung vor. Das schmale Werk schreibt einen Gedanken fort, der schon im "L'homme machine" zentral war, den des nur graduellen Unterschieds von Mensch, Tier und Pflanze und den der Gleichursprünglichkeit aller Lebewesen.
Die in leuchtender Rhetorik vorgetragenen Gedanken sind Zeugnis eines naturholistischen Denkens, das alle festgezogenen Grenzen zwischen den Lebewesen auflöst, um sie hinterher wieder in feinerer Abstufung aufzubauen: Die Natur macht keine Sprünge, sie lässt auf der Leiter von der anorganischen Materie über die Pflanze bis hin zum Tier und Menschen keine Stufe aus. La Mettrie ging von der Entdeckung des Schweizer Naturforschers Abraham Trembley aus. Dieser war auf einen Polypen gestoßen, der sich weder eindeutig dem Tier- noch dem Pflanzenreich zuordnen ließ und der sich, als er ihn in Stücke schnitt, aus jedem einzelnen Teil zu einem Ganzen regenerieren konnte, sich also gleichsam pflanzlich vermehrte. La Mettrie nahm dies als Argument für die Teilbarkeit der Seele und für die Selbstorganisation und Selbsterhaltung der Lebewesen. Einzig der physiologische Organisationsgrad macht die Unterschiede zwischen den Lebewesen aus. Die Übergänge zwischen Pflanzen-, Tier- und Menschenreich sind gradueller, nicht prinzipieller Natur.
Die zahllosen Analogien, die La Mettrie zwischen den Funktionen und Organen von Pflanzen und Menschen sieht, entdeckt der "L'homme plante" mit erotischem Anspielungsreichtum vor allem bei den Geschlechtsorganen: Wie die Blumen und Blüten der Blätter unseren Armen und Beinen entsprächen, so gleiche die Nektardrüse der weiblichen Milchdrüse. Auch Gebärmutter, Vagina und Vulva finden im Stempel, dem botanischen Terminus für alle weiblichen Teile der Pflanze, ihr botanisches Gegenstück. Von hier ist es nicht mehr weit, die Frau eine Blume und Blüte zu nennen, deren Brust der Knospe des Weinstocks entspricht, und den pflanzlichen Befruchtungsvorgang als Abbild des Geschlechtsakts zu nehmen, bis hin zur pflanzlichen Ejakulation und geistigen Benommenheit der Pflanze nach dem "Akt".
Vom Rausch dieser Vorstellung selbst nicht ganz unbenommen, ging La Mettrie hier einen Schritt über seine eigene theoretische Grenzmarkierung hinaus. Aus einem einfachen Grund kann die Pflanze für ihn nicht Geist, Instinkt und Seele haben: Sie bewegt sich nicht fort, sie ist in der Erde verwurzelt und kennt nicht die Bedürfnisse der Tiere und Menschen. Erst mit der Beweglichkeit wachsen für La Mettrie jedoch die Bedürfnisse und erst mit den Bedürfnissen Seele und Geist. Auf eine Gleichung gebracht: je mehr Bedürfnisse, desto größer der Scharfsinn, der Geist und die Seele.
Es lässt sich leicht erkennen, dass La Mettrie eine genaue Bestimmung dessen, was er unter Seele versteht, umgeht. Der Feind aller Metaphysik zielt mit dem Begriff auf das pragmatisch orientierte intellektuelle Vermögen. Über das Wesen der Seele könne man nur schweigen. Doch das Immanenzprinzip des als Mechanismus gedachten Organismus hat seine Tücken, das muss La Mettrie auch im "L'homme plante" erkennen. So orientierungsstiftend es auch sein mag, die Unbeweglichkeit zum hauptsächlichen Unterscheidungskriterium zu machen - zu Ende gedacht, führt der Gedanke in einen unendlichen Regress: Ist es ihre organische Struktur, die Pflanzen daran hindert, beweglich zu werden, oder ihre prinzipielle Unbeweglichkeit, die sie davon abhält, eine an bewegliche Belange angepasste Struktur zu entwickeln?
Der Metaphysikkritiker des "L'homme machine" hätte über diese Fragen wieder metaphysikverdächtige Elemente in seinen Apparat integrieren müssen, der im Jahrhundert vor der Entfaltung des Entwicklungsgedankens noch mehr von der Konstruktion als von der Evolution her gedacht war. Die Reduktion, das Absehen von der Metaphysik, bringt zwar das dynamische, evolutive Denken auf den Weg. Bei La Mettrie zeigt sich jedoch auch die Not eines Mannes, der sich noch nicht auf eine institutionalisierte Arbeitsteilung von Geistes- und Naturwissenschaftlern verlassen konnte und das, was er ausgeschlossen hatte, durch die Hintertür wieder in sein Denken einschmuggeln musste.
THOMAS THIEL
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