Unter den Städten Lettlands hat Libau (Liepâja) einen besonderen Platz. Es liegt abseits an der Küste des Meeres und hat einiges von seinem Geheimnis bewahrt, als erinnere es sich an die Zeiten, als die Masten der Segelschiffe hinter den Hausdächern vorbeiglitten und Warenberge in die schwarzen Speicher wanderten und sie wieder verließen. Die dynamische Stadt Libau war immer bestrebt, sich im wirtschaftlichen als auch im kulturellen Leben zu behaupten, und stand in ihrer Geschäftigkeit Riga näher als den anderen Städten in Kurland. Obgleich 1941 stark zerstört, fehlt es ihr auch heute nicht an Zeugnissen der Vergangenheit. Ein Teil der Kunstwerke ist unerwartet prächtig, ein anderer ebenso unerwartet karg und einfach. Manche wie die Dreifaltigkeitskirche und der Altar der Annenkirche gehören zu den Höhepunkten der Barockkunst Lettlands. Doch bedarf es der bewussten Hinwendung zu dieser bedeutenden und aufregenden Stadt, die in ihrer architektonischen Pracht kaum hinter Riga zurückstehen muss. Imants Lancmanis, der die Geschichte ihrer Kunst- und Baudenkmäler - vor dem Hintergrund der europäischen Kunstgeschichte - nachzeichnet, lädt den Leser auf anschauliche und kurzweilige Weise ein, die Stadt Libau kennen zu lernen.