Spätestens seit der Veröffentlichung der für die Schweiz ernüchternden Pisa-Resultate ist das Bildungssystem wieder zu einem beliebten Thema für zahlreiche Bildungsfachleute, die Politik aber auch für eine breite Öffentlichkeit geworden. Oft wird bei der Frage nach Reformen darauf hingewiesen, dass das schweizerische Bildungssystem Ergebnis eines historischen Prozesses sei, der in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück reiche. Das Buch von Marius Gränicher wirft einen Blick auf die Volksschulbildung der damaligen Zeit. Es zeigt anhand einer Berner Landschule auf, wie die Schule des Ancien Régimes durch die Einflüsse des Liberalismus im 19. Jahrhundert transformiert worden ist. Der Innovationsprozess von pädagogischen Idealen liberaler Bildungsreformer bis zur Implementierung in den Schulstuben wird anhand der Schulstrukturelemente Schulobligatorium und Schulzeit, Fächerkanon und Lehrmittel, Lehrerausbildung und Lehrerbesoldung, sowie Klassengrösse und Absentismus anschaulich illustriert. Der Blick zurück lässt einen aktuelle Diskussionen um Schulreformen besser verstehen und zeigt, dass Innovationen im Bildungswesen stets Jahrzehnte bis zu ihrer Realisierung benötigten.