Die organisatorischen Defizite der Honoratiorenpartei gelten seit langem als Ursache für den Niedergang des deutschen Liberalismus im Kaiserreich. Dagegen wird der Erfolg des britischen Liberalismus im späten 19. Jahrhundert vielfach der Existenz einer schlagfertigen Parteimaschine zugeschrieben. Aber stimmt diese Erklärung wirklich? Im Rahmen eines Mikrovergleichs, der auf Quellen aus mehreren deutschen und britischen Regionen beruht, wird diese These kritisch hinterfragt. Mark Willocks Studie zeigt, wie sich die Liberalen den organisatorischen Herausforderungen einer Massenwählerschaft in Großbritannien und Deutschland zwischen 1867 und dem Ersten Weltkrieg stellten, und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur vergleichenden Parteiengeschichte und zu Debatten über die politische Kultur in beiden Ländern im späten 19. Jahrhundert.