Im frühen Bismarckreich vollzog sich eine der großen Reformphasen in der neueren deutschen Geschichte, an deren inhaltlichen Ausgestaltung die Nationalliberalen an der Seite des Reichskanzlers großen Anteil hatten. Ihre Wirkungen und Ergebnisse reichen bis in die heutige Zeit. Getragen wurde das liberale Modernisierungsprogramm von einem Sprach- und Politikstil, einem 'politischen Code', der von weiten Teilen des Bürgertums gelesen und verstanden werden konnte. Das verschaffte den Liberalen die Deutungshoheit in den anstehenden Fragen zur Lösung der großen Herausforderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nach der Reichsgründung. Doch warum verlor das vielversprechende Konzept der Erneuerung schon keine zehn Jahre später seine Überzeugungskraft? Die vorliegende Studie untersucht auf einem genau markierten Beobachtungsfeld, wie Zukunftsversprechen eine Partei großmachen können, wie schnell aber auch der Einfluss auf Deutungshoheit in der Politik verloren gehen kann.
»Lauterbach legt eine überzeugende Studie zur politischen Performanz, den Handlungsspielräumen der Nationalliberalen und deren auf lange Sicht betriebenen Versuch zur Errichtung einer parlamentarischen Monarchie und dessen Scheitern vor. Es bleibt zu wünschen, dass die Arbeit den Anstoß für weitere Publikationen im Bereich der Liberalismusforschung im Kaiserreich, so beispielsweise für eine umfangreichere Arbeit zu den Nationalliberalen 1878 bis 1918 oder zum Liberalismus in zahlreichen deutschen Bundesstaaten, gibt.« Michael Kitzing, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 2/2024