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"Ohne Eitelkeit und Selbststilisierung wird da erzählt ... Mit großer Lust am Episodischen entfaltet er die Welt der Filmemacher, Künstler und sonstigen Zeitgenossen." -- Die Zeit
Das Drehbuch eines bewegten Lebens Er hat mit seinen Werken Filmgeschichte geschrieben. Volker Schlöndorff gehört zu den wenigen deutschen Regisseuren, die Weltgeltung haben. Sehr anschaulich erzählt er von seiner Kindheit im Nachkriegsdeutschland, von Schuljahren in Frankreich, von seinem politischen Engagement und seinem Werdegang als Regisseur. Er war und ist mit Heinrich Böll, Günter Grass, Max Frisch und…mehr

Produktbeschreibung
"Ohne Eitelkeit und Selbststilisierung wird da erzählt ... Mit großer Lust am Episodischen entfaltet er die Welt der Filmemacher, Künstler und sonstigen Zeitgenossen." -- Die Zeit
Das Drehbuch eines bewegten Lebens
Er hat mit seinen Werken Filmgeschichte geschrieben. Volker Schlöndorff gehört zu den wenigen deutschen Regisseuren, die Weltgeltung haben. Sehr anschaulich erzählt er von seiner Kindheit im Nachkriegsdeutschland, von Schuljahren in Frankreich, von seinem politischen Engagement und seinem Werdegang als Regisseur. Er war und ist mit Heinrich Böll, Günter Grass, Max Frisch und Arthur Miller befreundet, deren Werke er verfilmte; für die 'Blechtrommel' erhielt er den Oscar.

Schlöndorff erzählt freimütig von seinen Liebesaffären, gibt sehr lebendige Einblicke in die Arbeit an seinen Filmen und zeichnet farbige Porträts von Regiekollegen wie Rainer Werner Fassbinder oder Werner Herzog und Schauspielern wie Alain Delon, Jeanne Moreau oder Mario Adorf.
Autorenporträt
Volker Schlöndorff, geboren 1939 in Wiesbaden, besuchte eine Schule in Paris, wo er die Regisseure der Novelle Vague kennenlernte. Durch diese Kontakte arbeitet er 1960 als Regieassistent an seinem ersten Film mit. 1963/64 schrieb er sein erstes Drehbuch: Der junge Törless . Der Film erhielt mehrere Auszeichnungen und gilt als der erste internationale Erfolg des jungen deutschen Films. Es folgten zahlreiche weitere erfolgreiche Literaturverfilmungen, unter anderem seine Adaption von Die Blechtrommel , die 1980 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Bis heute ist Schlöndorff als Regisseur tätig und unterrichtet außerdem als Dozent an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2008

Dem Leben bei der Arbeit zusehen
Von der Liebe zu Wahlverwandtschaften: Volker Schlöndorff erinnert sich an "Licht, Schatten und Bewegung"

Wir wissen nicht, ob der Film "Die Päpstin", den Volker Schlöndorff sieben Jahre lang vorbereitet hatte, um dann kurz vor Drehbeginn vom Produzenten gefeuert zu werden, ein besonders großer Wurf geworden wäre. Jetzt arbeitet Sönke Wortmann daran. Schlöndorff aber hat die Zeit, die ihm mit seiner Kündigung plötzlich zufiel, genutzt, um seine Erinnerungen zu sortieren. Und das Buch, das er unter dem Titel "Licht, Schatten und Bewegung" über sein Leben und seine Filme geschrieben hat, ist den Verlust der "Päpstin" allemal wert.

Denn Schlöndorffs Leben ist nicht nur ungewöhnlich reich an Ortsveränderungen und Begegnungen, sondern der Regisseur war auch aktiver und akkurat beobachtender Teil von Geschichte wie von Filmgeschichte - so dass wir in seinem Buch Christoph Wackernagel, Lech Walesa und Angela Merkel einerseits begegnen und Billy Wilder und Fritz Lang andererseits. Von alldem kann er ohne allzu große Eitelkeit erzählen, kann Menschen beschreiben, mit denen er gearbeitet oder die er geliebt hat, kann Anekdoten abrufen, wobei ihm sein zeitweise geführtes Tagebuch behilflich war - und er hat beim Schreiben, was ihm beim Filmemachen manchmal fehlt, ein ganz gutes Gespür dafür, wann er uns mal zum Lachen bringen sollte. Er gibt uns - weshalb wir solche Bücher ja auch lesen - hier und da Klatsch über Stars und ihre Allüren, aber weder brüstet er sich mit illustren Namen, was er durchaus könnte, noch entblößt er irgendjemanden. Über private Krisen schreibt er ohne Weinerlichkeit und gerade mit so viel Abstand, dass uns nicht unbehaglich wird, und nur manchmal, etwa wenn er von Arthur Millers verleugnetem Sohn oder von Alain Delon erzählt, bekommt sein Ton eine gewisse Schärfe. Aber er setzt sie dosiert ein, so dass wir nicht den Eindruck bekommen, hier würden alte Rechnungen beglichen.

Schlöndorff, Jahrgang 1939, verließ seine hessische Heimat bereits als Schüler, um in Frankreich in einem Jesuiteninternat erzogen zu werden. Nach einer Kindheit im Krieg, dem schrecklichen Tod der Mutter, die beim Bohnerwachskochen verbrannte, und der Begegnung mit den amerikanischen Besatzern war er da schon reich an Erfahrungen und hatte bereits die Literatur für sich entdeckt, die später zur Grundlage fast aller seiner Filme wurde. Er suchte in Büchern nach Figuren, die sein Lebensgefühl teilten, nach Gefühlen, die seinen entsprachen, nach einer Vergewisserung, dass er nicht allein sei. Verbunden mit der Neugierde darauf, wie andere leben, wie sie arbeiten, wie sie mit Frauen umgehen, wie sie mit der Welt zu Rande kommen, wurde diese Suche nach Wahlverwandtschaften in der Literatur zur treibenden Kraft seines Lebens und seiner Arbeit. Auch in seinem Buch ist sie spürbar. Schlöndorff zieht nicht Bilanz und urteilt selten. Er sucht auch im Rückblick nach Verbindungen, nach einem Ort für sich in der Geschichte wie im eigenen Leben. Die Liebe zum Kino kam später als die zu den Büchern, aber immer noch früh genug, gefördert vom Filmclub der Jesuiten und dem in Frankreich selbstverständlichen Rang des Films als nationalem Kulturgut, so dass Schlöndorff nie daran zweifelte, was er werden wollte, nämlich Regisseur.

Dass jemand von sich selbst absehen kann, ist im Filmgeschäft keine weitverbreitete (und oft auch nicht die angemessene) Haltung. Für Autoren ihrer eigenen Erinnerungen, zumal in dieser Branche, gilt das verstärkt. Es ist ein nicht geringer Teil des Vergnügens beim Lesen dieses Buchs, dass Schlöndorff sich immer wieder einmal selbst zurücknimmt. Und die Kunst von anderen beschreibt, etwa von Sven Nykvist, der einzig mit Tageslicht arbeitete, dessen Richtung er nie veränderte, und "mit fast religiöser Demut" ganz auf "Gottes eigenes Licht" vertraute. Mit dem Kameramann, dessen Name lange Zeit einzig mit Ingmar Bergman verbunden war, hat Schlöndorff "Strohfeuer" (1972) gedreht und "Eine Liebe von Swann" (1984).

Von den Regisseuren, die den "Neuen Deutschen Film" ausmachten, ist Schlöndorff nicht nur der Einzige, der einen Oscar gewann - den ersten für Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg (bei dessen Vergabe er sich in einer verschwurbelten Dankesrede ziemlich blamierte) -, er ist auch der Einzige, der vorher Erfahrungen bei der Nouvelle Vague sammeln konnte. Die Berichte seiner Zusammenarbeit mit Louis Malle (etwa am "Irrlicht" und "Viva Maria") oder Alain Resnais ("Letztes Jahr in Marienbad") und natürlich mit Jean-Pierre Melville ("Léon Morin, prêtre" und "Le doulos") sind eine kleine Filmgeschichte in sich, an der ein junger Deutscher ohne jede Erfahrung teilhat, als Mädchen für alles, als Assistent und als Freund. Malle und Melville nennt Schlöndorff seine beiden Meister dieser frühen Jahre. Vom einen lernte er die Lust am verschwenderischen Überfluss und dass der vielleicht nicht seine Sache sei. Vom anderen lernte er die Kunst der Kargheit, der er sich dann auch nicht völlig verschrieb. Von beiden lernte er, allerdings erst später, dass er selbst für Genrefilme kein Talent hat. Aber er liebte sie, und seine Beobachtung, dass Melville Filme machte, wie ein Killer einen Auftrag ausführt, ist in ihrer Kürze vielleicht eine der treffendsten über dessen Werk. Schade, dass die deutschen Filmtitel nicht immer stimmen. "L'armée des ombres" hieß bei uns "Armee im Schatten", nicht "Schattenarmee" (und "Les enfants du Paradis", an anderer Stelle erwähnt, waren immer die "Kinder des Olymp", nicht "des Paradieses").

Dass das, was auf die Leinwand kommt, nur eine Möglichkeit unter mehreren ist (und nicht immer die beste), wissen wir alle - wie es hätte anders kommen können, meistens nur die Beteiligten. Manches darüber erzählt uns Schlöndorff, und er hält sich gerade lange genug dabei auf, unsere Phantasie anzuheizen. Wie sähe "Die Fälschung" aus, hätte Romy Schneider die Rolle von Hannah Schygulla bekommen? Hätte Michael Lonsdale "Eine Liebe von Swann" gerettet, wenn er statt Alain Delon den perversen Baron gespielt hätte? Wie hätte eine transparente Musik von Ron Carter statt der sentimentalen Flöten und Streicher von Alex North den "Tod eines Handlungsreisenden" verändert? Und wäre aus der "Geschichte der Dienerin" nach einem von Schlöndorff präzise als betulich eingeschätzten Roman von Margaret Atwood ein prickelndes Ereignis geworden, hätten in Nebenrollen Sting und Madonna gespielt, wie sie es so dringend wollten? Das sind keine Glasperlenspiele, sondern Fragen, die uns daran erinnern, wovon wichtige Entscheidungen beim Film abhängen. Romy Schneiders Entourage war zu groß für Dreharbeiten in Beirut während des Bürgerkriegs; Dustin Hoffman fand Ron Carter unerträglich; und bei der "Dienerin" fehlte Schlöndorff, obwohl er wusste, wie wichtig stark besetzte Nebenrollen sind, schlicht der Mut, zwei Popstars zu besetzen. Dass Greta Scacchi nicht die Titelrolle bekam, die dann Natasha Richardson spielte, lag außerhalb seiner Verantwortung. Aber einen Film in der Besetzung, die niemals wurde, hätte man sehr gern gesehen.

Natürlich nehmen die "Blechtrommel", die Begegnung mit Günter Grass und die Freundschaft mit Max Frisch, die über Schlöndorffs Verfilmung des "Homo Faber" zustande kam, einen großen Raum in diesen Erinnerungen ein. Und im Rückblick auf die letzten Treffen mit dem todkranken Frisch wird noch einmal deutlich, was Schlöndorff immer angetrieben hat: zu schauen, wie andere es machen. Bei der Arbeit, mit den Frauen, mit dem Altwerden - und irgendwann beim Sterben.

VERENA LUEKEN

Volker Schlöndorff: "Licht, Schatten und Bewegung". Mein Leben und meine Filme. Hanser Verlag, München 2008. Geb., 470 S. mit Abb., 24,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nachdem ihn die Constantin wegen kritischer Worte über die seit Jahren von ihm geplante Bestseller-Inszenierung "Die Päpstin" gefeuert hatte, setzte sich Volker Schlöndorff hin und schrieb seine Autobiografie. Im nachhinein war diese unschöne Geschichte fast ein Segen, findet Verena Lueken, denn das Ergebnis, den Band "Licht, Schatten und Bewegung" hat sie ganz ausgesprochen gerne gelesen. Was einerseits daran liegt, dass Schlöndorffs Leben hoch interessant war, von seinen beruflichen Anfängen als Regieassistent von Louis Malle und Jean-Pierre Melville in Paris bis zur späteren Zusammenarbeit mit Arthur Miller oder Max Frisch. Darüber hinaus verstehe Schlöndorff, diese Einblicke in eine vergangene Zeit "ohne allzugroße Eitelkeit" zu vermitteln. Auch den Ton, der nur ganz selten, etwa da, wo es um Alain Delon geht, schärfer werde, empfindet Lueken als angenehm. Und einen langen letzten Absatz lang bringen Hintergrundinformationen des Buchs die Rezensentin ins Phantasieren über mögliche Variationen zu Schlöndorff-Filmen: Wie wäre das geworden mit Romy Schneider statt Hannah Schygulla in "Die Fälschung" oder Madonna und Sting in Nebenrollen der "Geschichte der Dienerin"?

© Perlentaucher Medien GmbH
"Volker Schlöndorff ist als Regisseur eine feste Größe und als Autor eine Entdeckung." Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 10.08.08

"Schlöndorff befeuert das Bedürfnis, sich selbst und dem Publikum darüber Rechenschaft abzulegen, was sein wucherndes, disparates filmisches Oeuvre eigentlich zusammenhält, wie Leben und Werk sich durchdringen. Sie hängen enger zusammen, als man gemeinhin dachte." Eckhard Fuhr, Welt am Sonntag, 17.08.08

"Erinnerungen an die eigenen Filme und vor allem Anekdoten aus dem Leben der anderen, von Lang und Lubitsch und Wilder und Malle. Und irgendwo dazwischen wird natürlich auch Schlöndorff selber sichtbar, auf eine wunderbar uneitle Weise ... Das ist das Schöne an diesem Buch - dass Schlöndorff eben nicht nur um sich selber kreist. Er hat die Filmgeschichte am eigenen Leib erfahren; und es wäre wirklich schade gewesen, hätte er uns an all dem cinephilen Tratsch, der zwischen seinen Tagebüchern auftaucht, nicht teilhaben lassen." Susan Vahabzadeh, Süddeutsche Zeitung, 19.08.08

"Schlöndorff zeigt sich als gewitzter Erzähler der eigenen Lebensgeschichte. ... mit der Ungeduld des Filmemachers verdichtet er sein Leben und rafft es ohne Angst vor harten Schnitten zusammen. ... Mit dem Blick des Regisseurs, der die physische Wirklichkeit zum Sprechen zu bringen versucht, findet er aussagekräftige Details." Der Spiegel, 25.08.08

"Mit großer Lust am Episodischen entfaltet er eine bei aller Weltläufigkeit erstaunlich überschaubare Welt der Filmemacher, Künstler und sonstigen Zeitgenossen von ebenso erstaunlich überschaubarer Seelentiefe, mit einer Neugier, die sich das Leben harmonisch inszeniert." Georg Seesslen, Die Zeit, 06.11.08…mehr