Über 680 einmalige Farbfotos dokumentieren in diesem hochwertigen Bildband Geschichte, Technik und Bedeutung der atlantischen Leuchttürme. Einst nur offene Holz- und Kohlefeuer, entwickelten sich mit der Zunahme des Schiffsverkehrs ganz eigene Bauformen für diese Navigationshilfen. Kerzengerade und himmelhoch, gedrungen und mächtig, rund oder achteckig, tiefschwarz oder auffällig wie eine große Zuckerstange - auch tagsüber sind die Türme eindeutig zu erkennen. Nachts weisen sie den Seefahrern mit unverkennbaren Signalen den Weg. Die Technik der Linsen, Brenner und Birnen wird anhand zahlreicher Fotos und anschaulicher Texte erläutert. Der schwere, oft gefährliche Dienst der Leuchtturmwärter wird mit vielen Beispielen beschrieben.Der liebevoll gestaltete Band stellt sowohl den romantischen Aspekt als auch die raue Wirklichkeit des Themas umfassend dar.
Für den Tisch. Sie erinnern an Zuckerstangen, Marzipanfiguren, Espressokannen, Minarette oder Trutzburgen. Für Ingenieure und Optiker sind sie Realität gewordene Visionen, für Dichter Symbole der Einsamkeit, für Seeleute Willkommensgrüße des nahen Hafens - Leuchttürme faszinieren den Menschen, seit der erste um 300 vor Christus auf Pharos gebaut wurde (die griechische Insel gab dann auch der Pharologie ihren Namen). Das große Revier für Leuchtturmforscher ist allerdings längst nicht mehr das Mittelmeer, sondern der Atlantik. An seinen Küsten waren die Fotografen Philip und Guillaume Plisson unterwegs; in Schottland, Irland, England, Frankreich, Spanien und Portugal. Ihre Luftaufnahmen porträtieren beispielsweise den Torre de Hércules, der seit mehr als 19 Jahrhunderten vor La Coruña Lichter übers Wasser schickt, den nordfranzösischen Roches Douvres, der mehr als 40 Kilometer vom Land entfernt steht, und den Rathlin O'Birne vor Irland, der als einziger Leuchtturm der Welt seinen Strom aus dem leuchtturmeigenen Kernkraftwerk bezog. Inzwischen ist er aber ans örtliche Stromnetz angeschlossen.
Fast alle Bilder sind Luftaufnahmen, wohl die einzige Art, so nah an wellenumtoste Türme heranzukommen. Aber da sich die Sujets dann doch irgendwie ähneln und die Gestaltung der Seiten nicht wirklich variiert, tritt irgendwann der Gewöhnungseffekt ein. Einen langen Atem erfordern auch die Texte des Journalisten Daniel Charles. Er erzählt die Geschichte der Pharologie fast ein bißchen zu detailverliebt, für alle, die nicht wie er Schiffbauingenieur und Museumsexperte sind. Eine Lektüre für echte Pharologen.
iane.
Philip und Guillaume Plisson, Daniel Charles: "Lichter über dem Meer". Verlag Delius Klasing Bielefeld, 240 S., 98 Mark.
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