Diese Lyrik bewegt sich immer wieder an der Grenze zum Gebet. Aus dieser Grenzerfahrung ist die Lyrik geschichtlich erwachsen, aus den Hymnen, den Bitten und Rufen menschlicher Not und Dankbarkeit. Gebete sind Dichtung, wenden sich freilich nicht an den Leser, sondern an Gott und laden den Leser ein, diese Bewegung mit zu vollziehen. Diese Verschränkung von Lyrik und Gebet findet ihren überzeugenden Ausdruck in einem Gedicht, das überschrieben ist: In der Krypta -S. 18.Die Krypta ist ein verborgener Raum in der Unterwelt eines Kirchenhauses. Oft birgt er den geschichtlichen Ursprung der Kirche. Märtyrer und Heilige ruhen hier. Durchdrungen ist dieser Raum von Gebeten aller Zeiten. Sie schweben in den Hallen, sind Worte der Seele. Gegenwart und Vergangenheit zerfließen, verlieren ihre trennenden Konturen. Lichtkreuze tanzen in der Dämmerung, geformt aus Ängsten und Freuden. Die Wände haben uralte Gebete aufgesogen, sind durchdrungen von Angst und Freude. In der Krypta, dem verborgenen Raum schweben die Worte der Seele. Die Lyrik von Annegrete Feckler lässt den verborgenen Raum der Seele hörbar werden.(Zitat: Prälat Josef SauerbornKünstlerseelsorger im Erzbistum Köln)