Vier Autorinnen haben sich in dieser Anthologie zusammengefunden. Nicht, um mit einer einzigen Stimme zu sprechen, sondern um in ihrer jeweiligen Andersart der Welt nachzuspüren und ihrer Wahrnehmung, ihrem Erleben dichterisch Gestalt zu verleihen. Ihre Auswahl will still sein, soll Raum lassen zwischen Zeile und Zeile, Bild und Wort, Lesen und Verstehen. Die Autorinnen haben ihren Fundus an lyrischen Texten gesichtet, ausgewählt und stellen hier ihre Fundstücke aus dem Dunkel des Zeitarchivs ans Licht. So behutsam wie ihre Vorgehensweise, so behutsam die Texte. So wenig wie Frauen, die einen Grossteil ihres Lebens gelebt haben, sich noch etwas vormachen lassen, so unbestechlich und manchmal kühn kommen ihre Sprachbilder daher. So oft in ihrem Frauenleben Wichtiges von Überflüssigem hat unterschieden werden müssen, so dicht, so sparsam und gleichzeitig sinnlich muten diese Zeilen an. Naturbilder dienen nicht der Verherrlichung, sondern tragen eine Bedeutung, die knapper und präziser, auch schöner nicht anders gesagt werden könnte. Nicht Abbild der Erscheinung, sondern Sinnbilder. Sie zeigen den zeitgenössischen Menschen als Fremdling in einem Kosmos, dessen Zeit ins Unendliche gespannt ist und dessen Sinn übers Nachdenken nicht erfasst werden kann, wohl aber im Aufglänzen eines Augenblicks – in Momenten der Gnade. Die hier versammelten Gedichte vermögen es, solche Momente zu schenken: auftauchende Lichtungen im Gestrüpp einer Zeit, die uns nur allzu oft mit Überfülle quält. Sprachflächen für das staunende Innewerden. Sprachflächen für Berührung und Fremdheit, Sprachflächen für Entwurf und Schönheit, für Spur und Destillat, für Behauptung und Ahnung. (Richard Butz, Herausgeber)