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Alice Schwarzer und Barbara Maia waren früher die besten Freundinnen, die alles miteinander teilten und gemeinsam erlebten bis ihre Wege sich plötzlich trennten. Jetzt, 40 Jahre später, lassen sie in ihren Briefen Erinnerungen an ihre Jugend in den 50er- und 60er-Jahren wieder aufleben. Ihre bewegende und reflektierte Korrespondenz ist Biografie, deutsche Zeitgeschichte und das wunderbare Porträt einer Frauenfreundschaft zugleich.

Produktbeschreibung
Alice Schwarzer und Barbara Maia waren früher die besten Freundinnen, die alles miteinander teilten und gemeinsam erlebten bis ihre Wege sich plötzlich trennten. Jetzt, 40 Jahre später, lassen sie in ihren Briefen Erinnerungen an ihre Jugend in den 50er- und 60er-Jahren wieder aufleben. Ihre bewegende und reflektierte Korrespondenz ist Biografie, deutsche Zeitgeschichte und das wunderbare Porträt einer Frauenfreundschaft zugleich.
Autorenporträt
Alice Schwarzer, geboren 1942 in Wuppertal, Herausgeberin der Zeitschrift 'Emma'; Publizistin und Buchautorin, lebt in Berlin.

Barbara Maia, geboren 1943, aufgewachsen in Langenberg, freie Autorin, lebt in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2005

DAS HÖRBUCH
Weißt du noch?
Briefe an die beste Freundin von Alice Schwarzer und Barbara Maia
Als sie fünfzehn waren, entdeckten sie ihre Freundschaft; mit einundzwanzig trennten sich ihre Wege. Gut vierzig Jahre später: Eine von beiden feierte ihren sechzigsten Geburtstag, und Sentimentalität wandelte sie an: sie lud die Jugendfreundin ein. Diese brauchte ein Jahr, um sich der Annäherung zu stellen - brieflich. Eine rege Korrespondenz wird in alte Schreibmaschinen gehackt und die Erinnerung zum Sprechen gebracht. Es korrespondieren: Alice Schwarzer und Barbara Maia. Sie beginnen sich zu erzählen, wie sie das erste Mal in der Schulklasse aufeinander aufmerksam geworden sind, wie sie Seelenverwandtschaft entdeckten. Und sie enden mit der Geschichte ihrer Trennung, die eine der gegenseitigen Verletzungen aus Missverständnissen ist.
Alice Schwarzer spricht in der Lesung ruhiger als in Interviews über Frauenrechte, das liegt in der Natur der Sache. Sie hat eine nuancenreiche Lesestimme wie eine Schauspielerin, sie kann scharf klingen und beinahe schnurren. Manche Wörter nuschelt sie, weil sie diese schon sehr oft benutzt haben muss. So wie Politiker das Wort Bundesrepublik zu „Bunzreplick” oder den Sozialismus in der Rede zu „Sozlisms” abschliffen, so zermümmelt Schwarzer das Wort Sexualität. Für eine Feministin ist das ein oft benutzter Begriff des beruflichen Alltages. Es ist freilich ein gekonntes Nuscheln und gut zu verstehen.
Barbara Maia spricht mit sehr tiefer Stimme, aus der ein zunächst befremdlicher Ironie-Sound geradezu dröhnt. Hat man sich aber daran gewöhnt, dröhnt es zum Vergnügen, wie überhaupt diese Lesung ergrauter Damen mit Erinnerungen an Schulmädchen-Zeiten recht spaßig ist: Im ersten Teil erinnern sich die beiden ans flaschengrüne Poesiealbum, an die erste Party im Friseurladen der Eltern von Manfred, die sauren Gurken im Kino, die Tanzschule, die Konflikte mit den Erwachsenen.
Wer ist die kritischste im Land?
Der zweite Teil ist weniger lustig: Jetzt machen sich die beiden daran, die Kränkungen von damals zu erforschen, als Männer in ihre Leben traten und sie in Verwirrung stürzten und die Freundschaft bis zum fast wortlosen Bruch strapazierten. Auch die Demütigung und der Schmerz einer versuchten Vergewaltigung kommen zur Sprache und bedrücken den Hörer. Die Frauwerdung war in den sechziger Jahren offenbar ein anstrengender und schmerzhafter Prozess, zumal für Freigeister. Frauen wurden damals von den meisten Männern als minderwertige Menschen angesehen und behandelt, auch von Frauen selbst: Alice Schwarzer schildert eine Untersuchung in einer gynäkologischen Praxis, in der sie von einer Ärztin und den Schwestern als gefühl- und würdeloses Untersuchungsobjekt abgefertigt wird.
Die Lesung hat gegenüber dem Buch den Vorteil, dass zwei interpretationsfreudige Leserinnen ihre eigenen Worte vortragen. Je intensiver die Suche nach den Gründen für den damaligen Bruch wird, und je deutlicher hervortritt, dass die Erinnerungen voneinander abweichen und eine objektive Wahrheit nicht besteht, desto stärker präsentieren sie sich der jeweils anderen und dem Zuhörer als verständnisvoll, zugeneigt, nachsichtig. Das klingt nicht immer ehrlich. Ist es nun ein trügerischer und/oder ein sympathischer Konkurrenzkampf, verständnisvoller und selbstkritischer zu sein als die jeweils andere? Diese beiden Frauen wissen, dass der Hörer aus der Art, wie sie übereinander sprechen, mehr erfährt als aus ihren Worten.
Zumindest erwähnt werden sollte, dass dieses Hörbuch nicht ideologisch nervt. Denn diesem Verdacht werden Bestrebungen zur Gleichberechtigung von Frau und Mann gern ausgesetzt. Vielmehr wird an Beispielen wie der gynäkologischen Praxis der sechziger Jahre deutlich, welche hilfreichen Wirkungen die Frauenbewegung zeitigte, woran mutige Menschen wie Alice Schwarzer großen Anteil hatten. Wer sehen und hören kann, weiß ohnehin, dass Frauen in unserer Gesellschaft noch nicht die Positionen erkämpft haben, die ihnen zustehen. Dass die Erinnerungen von emanzipierten Frauen so selbstironisch wie auf dieser Platte klingen können, spricht für den Humor der Frauenbewegung.
MARTIN Z. SCHRÖDER
ALICE SCHWARZER, BARBARA MAIA: Liebe Alice! Liebe Barbara! Briefe an die beste Freundin. Gesprochen von den Autorinnen. 259 min. Hoffmann und Campe Verlag, 2005. 3 CD, 24 Euro.
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