Der Klang der LiebeEine junge Frau, die ein rätselhaftes Ohrenleiden hat, lernt einen Stenographen kennen. Sie fühlt sich auf geheimnisvolle Weise zu ihm hingezogen fühlt, und da das Reden mit ihm ihre Ohren zu heilen scheint, bittet sie ihn, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Dank seiner Aufzeichnungen beginnt sie die Rätsel ihrer Vergangenheit zu verstehen. Doch schon bald muss sie erkennen, dass der Stenograph nur eine begrenzte Menge Papier zur Verfügung hat ..."Tauchen Sie ein in Ogawas Welt!" The New York Times Book ReviewEine junge Frau mit einer rätselhaften Ohrenkrankheit lernt einen Stenographen kennen. Die beiden kommen sich näher, und er berichtet ihr von der dunklen Vergangenheit des Hauses, in dem sie sich getroffen haben. Es gehörte einer Fürstenfamilie, deren kleiner Sohn einst vom Balkon stürzte. Jahrelang lag das Kind schwerverletzt in einem der Zimmer, in das der Fürst unzählige Blumen pflanzen ließ, da der Duft der Blüten das Leid des Jungen linderte. Auch die Frau meint den Duft des längst verblühten Jasmins wahrzunehmen. Sie bittet den Stenographen, fortan ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben, wobei das Reden mit ihm ihre kranken Ohren zu heilen scheint. Mit seiner Hilfe vermag sie, ihre Erinnerungen zu entwirren. Doch schon bald erkennt sie, dass sie ihn zu verlieren droht ...Ein zauberhafter Roman über eine außergewöhnliche Liebe und die Macht unserer Erinnerungen."Yoko Ogawa verfügt über eine wunderbare Sprache." FAZ"Sinnlich und kurios wie Murakami. Wunderbar!" Stern"Das Universum der Yoko Ogawa ist voller einzigartiger Sätze, so sanft, als streichelte man den Rücken einer Katze." Libération
» Einfach nur schön. « Delmenhorster Kreisblatt 20160118
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.01.2005Schneelandsleute
Verirrt im Labyrinth der Erinnerung: Yoko Ogawas Roman
Nichts in diesem Roman scheint ohne Bedeutung. Doch die Rätsel dieser verhaltenen fernöstlichen Liebesgeschichte lassen sich auch am Schluß nicht vollständig lösen. Wer ist der junge Mann, von Beruf Stenograph, mit den anmutigen Fingern, in die sich die Ich-Erzählerin verliebt? Ein einziger Buchstabe ist sein Name: Y. Er taucht auf, wenn die junge Frau, die an einem Gehörverlust leidet, ihn braucht, und er verschwindet, nachdem sie zurückgefunden hat in die Wirklichkeit.
Ausgelöst hat ihre tiefe Verstörung oder nüchterner ihren Hörsturz ihre Ehescheidung. Ganz nebenbei erfährt der Leser dies sowie weitere Mitteilungen, die sachlich über Medikamente, Untersuchungen oder eine Klinik informieren. Wichtiger als die Klinik ist das geheimnisvolle Hotel daneben, ein ehemaliges Adelspalais, denn dort beginnt schon wieder die Mystifizierung, die Gegenstände, Geräusche oder Bewegungen geheimnisvoll werden läßt. In dem alten Gebäude hat sich nämlich einst ein tragischer Unfall ereignet. Sein Opfer, der dreizehnjährige Sohn des Hauses, taucht in den Erinnerungen der jungen Frau als Doppelgänger ihres gleichaltrigen alten Kinderfreundes auf, der Geige spielte. Mit ihm zusammen hat sie in einem Museum Beethovens Hörrohr auf einem Samtkissen besichtigt. Von ihm hat sie sich verstanden gefühlt wie jetzt von ihrem ebenso alten Neffen Hiro, dem einzigen, der ihr außer Y in ihrer Verwirrung hilft.
Die in Japan mit Preisen ausgezeichnete Yoko Ogawa verfügt über eine wunderbare Sprache (die die beiden Übersetzerinnen offensichtlich zuweilen überfordert. Wie ist zum Beispiel ein Akkordeon zu verstehen, "das sich in einer Saftpresse dreht"?). Die Sprache hält das Labyrinth der Erinnerungen in ständiger Spannung, zudem in einem seltsamen Schwebezustand, in dem sich verblaßte Bilder aus der Vergangenheit mit den übergenauen aus der Gegenwart vermengen. Als Kontrast bleibt die abstrakte Schneelandschaft im Gedächtnis des Lesers, in der schmerzliche Töne versinken und Geschichten scheinbar ohne Sinn enden. Die Schriftzeichen des Stenographen, zart wie blaue Spitze, oder das harte Klicken des ungetreuen Ehemanns beim Haareschneiden sind Symbole, vielleicht auch der süße Jasminduft aus einem Parfumflakon, der wiederum eine Beziehung zum tragischen Geschehen im Adelspalais hat. Fühlen, nicht denken scheint Yoko Okawa zu fordern. Nur so führt die Spur hinaus aus den verworrenen Windungen der Erinnerung.
MARIA FRISÉ
Yoko Ogawa: "Liebe am Papierrand". Roman. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe und Kimiko Nakayama-Ziegler. Verlagsbuchhandlung Liebeskind, München 2004. 255 S., geb., 19,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Verirrt im Labyrinth der Erinnerung: Yoko Ogawas Roman
Nichts in diesem Roman scheint ohne Bedeutung. Doch die Rätsel dieser verhaltenen fernöstlichen Liebesgeschichte lassen sich auch am Schluß nicht vollständig lösen. Wer ist der junge Mann, von Beruf Stenograph, mit den anmutigen Fingern, in die sich die Ich-Erzählerin verliebt? Ein einziger Buchstabe ist sein Name: Y. Er taucht auf, wenn die junge Frau, die an einem Gehörverlust leidet, ihn braucht, und er verschwindet, nachdem sie zurückgefunden hat in die Wirklichkeit.
Ausgelöst hat ihre tiefe Verstörung oder nüchterner ihren Hörsturz ihre Ehescheidung. Ganz nebenbei erfährt der Leser dies sowie weitere Mitteilungen, die sachlich über Medikamente, Untersuchungen oder eine Klinik informieren. Wichtiger als die Klinik ist das geheimnisvolle Hotel daneben, ein ehemaliges Adelspalais, denn dort beginnt schon wieder die Mystifizierung, die Gegenstände, Geräusche oder Bewegungen geheimnisvoll werden läßt. In dem alten Gebäude hat sich nämlich einst ein tragischer Unfall ereignet. Sein Opfer, der dreizehnjährige Sohn des Hauses, taucht in den Erinnerungen der jungen Frau als Doppelgänger ihres gleichaltrigen alten Kinderfreundes auf, der Geige spielte. Mit ihm zusammen hat sie in einem Museum Beethovens Hörrohr auf einem Samtkissen besichtigt. Von ihm hat sie sich verstanden gefühlt wie jetzt von ihrem ebenso alten Neffen Hiro, dem einzigen, der ihr außer Y in ihrer Verwirrung hilft.
Die in Japan mit Preisen ausgezeichnete Yoko Ogawa verfügt über eine wunderbare Sprache (die die beiden Übersetzerinnen offensichtlich zuweilen überfordert. Wie ist zum Beispiel ein Akkordeon zu verstehen, "das sich in einer Saftpresse dreht"?). Die Sprache hält das Labyrinth der Erinnerungen in ständiger Spannung, zudem in einem seltsamen Schwebezustand, in dem sich verblaßte Bilder aus der Vergangenheit mit den übergenauen aus der Gegenwart vermengen. Als Kontrast bleibt die abstrakte Schneelandschaft im Gedächtnis des Lesers, in der schmerzliche Töne versinken und Geschichten scheinbar ohne Sinn enden. Die Schriftzeichen des Stenographen, zart wie blaue Spitze, oder das harte Klicken des ungetreuen Ehemanns beim Haareschneiden sind Symbole, vielleicht auch der süße Jasminduft aus einem Parfumflakon, der wiederum eine Beziehung zum tragischen Geschehen im Adelspalais hat. Fühlen, nicht denken scheint Yoko Okawa zu fordern. Nur so führt die Spur hinaus aus den verworrenen Windungen der Erinnerung.
MARIA FRISÉ
Yoko Ogawa: "Liebe am Papierrand". Roman. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe und Kimiko Nakayama-Ziegler. Verlagsbuchhandlung Liebeskind, München 2004. 255 S., geb., 19,80 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ein wenig Einfühlungsvermögen ist für die Lektüre von Yoko Ogawas Roman schon vonnöten, findet Rezensent Leopold Federmair. Anderenfalls könnte einen das "erzählerische Umschwänzeln des Nichts" zu sehr "nerven". Weder die Heldin der Geschichte noch die Ereignisse weisen nämlich augenfällige Besonderheiten auf; im Mittelpunkt steht vielmehr die "große Leere", kleine "Irritationen" des Alltags und Ogawas Versuche, "gewöhnliche Dinge" in einem anderen Licht zu zeigen. Auch wenn der Leser dadurch mitunter in eine andere Welt geführt wird, in der "Geräusche musikalisch" zu klingen beginnen, zeigt sich der Rezensent dennoch nicht völlig überzeugt. Er wird den Verdacht nicht los, dass der Roman am Ende vielleicht doch nur eine "bescheidene Krankengeschichte" ist, versehen mit den "Kunstblüten der Entfremdung".
© Perlentaucher Medien GmbH
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