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Wie verändern sich soziale Beziehungen in der Welt von heute? Nach gängiger Meinung verwandeln sie sich mehr und mehr von angeborenen in selbstgewählte Bindungen. Daß die Menschen so schlicht zur Freiheit fortschreiten, gehört in den Bereich der modernen Mythen. Anders als wir annehmen, streben Herkunftsbindungen keineswegs ab. Im Gegenteil, ihre Macht wird größer, je schneller sich die Gesellschaft verändert. So bindet etwa, als paradoxes Beispiel, die hohe Zahl an Scheidungen, also die Auflösung von individuellen Wahlbeziehungen, die Menschen wieder vermehrt an ihre nichtgewählten…mehr

Produktbeschreibung
Wie verändern sich soziale Beziehungen in der Welt von heute? Nach gängiger Meinung verwandeln sie sich mehr und mehr von angeborenen in selbstgewählte Bindungen. Daß die Menschen so schlicht zur Freiheit fortschreiten, gehört in den Bereich der modernen Mythen. Anders als wir annehmen, streben Herkunftsbindungen keineswegs ab. Im Gegenteil, ihre Macht wird größer, je schneller sich die Gesellschaft verändert. So bindet etwa, als paradoxes Beispiel, die hohe Zahl an Scheidungen, also die Auflösung von individuellen Wahlbeziehungen, die Menschen wieder vermehrt an ihre nichtgewählten Herkunftsgruppen. Die Institution der Ehe wird durch die vielen Scheidungen ebenfalls nicht geschwächt. Eher wird der einzelne, unzureichende Partner individuell aufgegeben als die kollektive Idee von Liebe und Gemeinschaft. Warum tun wir uns denn so schwer, die Wirklichkeit und Wirkungsmacht der Gefühle zu akzeptieren? Dieser Frage geht Karl Otto Hondrich in den acht Essays dieses Bandes nach. Implizit wird dabei eine zentrale theoretische Botschaft anschaulich: Allen Individualisierungen, Rationalisierungen und Trennungen zum Trotz - kollektive Emotionen sind das Herzstück und die bewegende Kraft allen, also auch des rational gezügelten sozialen Lebens.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Auch wenn die Liebe insgesamt zum Scheitern verurteilt scheint, soll es Hoffnung geben. Das jedenfalls glaubt der "upj." zeichnende Rezensent nach der Lektüre von Karl Otto Hondrichs "Liebe in den Zeiten der Weltgesellschaft". Nicht mit Sozialstatistik und Scheidungsziffern, sondern im Plauderton des erzählten Lebens nähere sich der Soziologe dem fühlenden Menschen, berichtet der Rezensent. Er charakterisiert Hondrich als einen "klugen Beobachter" sowie als einen - trotz aller Wissenschaft - für die "weichen Formen der Existenz zugänglich gebliebenen Spätromantiker". Die gegenwärtige Weltgesellschaft drehe sich auch weiterhin um das Gefühl, referiert er den Autor, die Formen der Liebe mögen sich ändern, das Herzstück - die bewegende Kraft der Emotion - aber bleibe bestehen.

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