Der kleine Erich träumt seit langem von einem eigenen, selbst gebauten Radio. Jede freie Minute bastelt er an dem Gerät, bis daraus ein erstes zaghaftes Knistern ertönt und bald wunderschöne Orchestermusik ertönt, die Erich in ihren Bann zieht. Es ist eine Ouvertüre des jüdischen Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy. Als ihn Tags darauf ein Freund fragt, ob er mit dem Radio voran komme, behauptet Erich, es sei kaputt. Beide tragen die Uniform der Hitler-Jugend...
In ihrem Erstlingswerk verdichtet Line Hoven Bruchstücke von Erinnerungen ihrer Familie behutsam zu einer konzentrierten Rückblende auf die eigenen Wurzeln. Aufwändig aus Schabkarton gekratzt, erzählt die Tochter einer Amerikanerin und eines Deutschen über zwei Kontinente und drei Generationen hinweg in geschickt miteinander verwobenenen Episoden, wie aus den beiden Familien ihrer Eltern ihre eigene wurde. "Liebe schaut weg" ist eine stille und anrührende Familienchronik, in der sich private und historische Ereignisse zu spannenden Momentaufnahmen der Zeitgeschichte verbinden.
In ihrem Erstlingswerk verdichtet Line Hoven Bruchstücke von Erinnerungen ihrer Familie behutsam zu einer konzentrierten Rückblende auf die eigenen Wurzeln. Aufwändig aus Schabkarton gekratzt, erzählt die Tochter einer Amerikanerin und eines Deutschen über zwei Kontinente und drei Generationen hinweg in geschickt miteinander verwobenenen Episoden, wie aus den beiden Familien ihrer Eltern ihre eigene wurde. "Liebe schaut weg" ist eine stille und anrührende Familienchronik, in der sich private und historische Ereignisse zu spannenden Momentaufnahmen der Zeitgeschichte verbinden.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Fasziniert begibt sich Rezensent Thomas von Steinacker in die auf Karton geritzte Welt der Comic-Künstlerin Line Hoven. Die Absolventin der HAW-Hamburg, die an ihrem Debüt drei Jahre gearbeitet hat, erzählt in schwarzer Tusche und weißer Kreide die Geschichte ihrer deutsch-amerikanischen Familie. Aufgemacht ist "Liebe schaut weg" als Album der Erinnerungen, da finden sich Fotos oder Rechnungen, Fragmente des Lebens von Erich Hoven, der Hitlerjunge war, oder von dessen Sohn Reinhard, der für eine Amerikanerin in die USA zieht und später mit der Familie zurück nach Deutschland kommt. Line Hoven stelle damit den Begriff Heimat infrage und veranschauliche die Unvollständigkeit der Erinnerung, meint der Rezensent anerkennend. Das manchmal klischeehafte der Darstellung wird für ihn durch die intelligente Erzählweise und Line Hovens Gespür für "das zeitgeschichtliche Detail und die leisen poetischen Momente des Lebens" wett gemacht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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