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"Das neue Buch von Aleksandar Hemon erzählt in brillanter Lakonik Geschichten der Unrast, des ewigen Exils, Melancholisch-Bitteres über die Aberwitzigkeit der Existenz und den Versuch, "unsere flüchtige Präsenz in der Welt" mittels der Literatur zu bestätigen und zu begreifen." -- Neue Zürcher Zeitung
Hemons Stories lesen sich wie ein Entwicklungsroman und sind voller Poesie, unprätentiöser Lebensweisheiten, mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Und das alles in einer Sprache, die süchtig macht. Bogdan, der jugendliche Held in den Geschichten von Aleksandar Hemon, lässt sich schon mit
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Produktbeschreibung
"Das neue Buch von Aleksandar Hemon erzählt in brillanter Lakonik Geschichten der Unrast, des ewigen Exils, Melancholisch-Bitteres über die Aberwitzigkeit der Existenz und den Versuch, "unsere flüchtige Präsenz in der Welt" mittels der Literatur zu bestätigen und zu begreifen." -- Neue Zürcher Zeitung
Hemons Stories lesen sich wie ein Entwicklungsroman und sind voller Poesie, unprätentiöser Lebensweisheiten, mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Und das alles in einer Sprache, die süchtig macht.
Bogdan, der jugendliche Held in den Geschichten von Aleksandar Hemon, lässt sich schon mit sechzehn nicht von sinnlosen Sprüchen irritieren. Auch wenn ein Aufenthalt in Afrika ihm zeigt, dass er noch nicht einmal ahnt, was er alles nicht weiß, auch wenn der bosnische Krieg ihn heimatlos macht und ein Pulitzer-Preisträger sein Selbstbewußtsein als Schriftsteller hart auf die Probe stellt. Wie unwegsam und steil die Straße des Lebens auch sein mag, eines hat er verstanden: Es gibt keinen Weg zurück ins Paradies, aber wir können wenigstens versuchen, so hoch wie möglich zu steigen. Frech, herrlich schräg und voller hintergründigem Humor erzählt Aleksandar Hemon die Geschichten Bogdans, der sich durch nichts und niemanden am Erwachsenwerden und am Dichten hindern lässt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2010

Was der Duschvorhang erzählt

Lakonische Geschichten der Unrast: Nach seinem Romanerfolg "Lazarus" wandert der aus Bosnien stammende Schriftsteller Aleksandar Hemon in den Fußstapfen Joseph Conrads und erzählt vom Unbehaustsein im amerikanischen Exil.

Es war eine vollkommene afrikanische Nacht, wie bei Joseph Conrad: Die Luft war teigig und reglos vor Feuchtigkeit ..." Für seinen neuen Erzählband wählt der 1964 in Sarajewo geborene Aleksandar Hemon Conrads "Herz der Finsternis" als narrativen point of departure. Nicht zufällig: Mit gut zwanzig kam Hemon 1992 als Stipendiat nach Chicago, nach Ausbruch des Bosnien-Krieges blieb er als Exilant in der windigen Stadt am Michigansee, ein translated man, dem ähnlich seinem großen aus Polen stammenden Vorbild die englische - besser die amerikanische - Sprache mehr als eine vorübergehende Zuflucht bot.

In acht Erzählungen begleiten wir Hemons literarisches Alter Ego durch zahlreiche Stationen der Unbehaustheit. Alles beginnt 1983 im Kongo, wo der sechzehnjährige Erzähler mit Conrad unterm Arm seinen Vater, einen subalternen jugoslawischen Diplomaten, besucht und fasziniert ist von einem gewissen Spinelli, einem philosophierenden Lebemann und Abenteurer. In einer anderen Geschichte wird eine Hamsterreise im Vorkriegsjugoslawien - es geht um eine aus einer weit entfernten Stadt zu erstehende Tiefkühltruhe - zum enttäuschenden Initiationserlebnis auf dem Weg ins Erwachsenwerden, und in Chicago treffen wir den Erzähler wieder, als Flüchtling, dessen Einzimmerwohnung mit zerschlissener Matratze und stockfleckigem Duschvorhang einem "Mahnmal für die Mühsal des Immigrantenlebens" gleicht.

Zwischen der alten und der neuen Welt geht es hin und her, Kindheitserinnerungen an die Zeit, als der bosnische Junge in unzähligen Spielplatzkriegen den amerikanischen Elitesoldaten mimt, und Begegnungen im Sarajewo von heute, wo sich der aus Chicago angereiste Exilschriftsteller auf Heimaturlaub im bescheidenen Wohnzimmer seiner Eltern gemeinsam mit einem Pulitzerpreisträger eine tonlose Nachrichtensendung über den Irak-Krieg anschaut. Jahre später wird er bei einer Lesung seines prominenten amerikanischen Kollegen diese Szenerie in dessen Roman wiedererkennen. Die Grenzen zwischen gestern und heute, Erzähltem und Erlebtem, Tragödie und Komödie, Sarajewo und dem Mittleren Westen lösen sich auf - während der Krieg in Bosnien tobt, versucht der Erzähler in Chicago mit dem Verkauf von Zeitschriftenabos an der Haustür sein Überleben zu sichern und wird dabei Zeuge so mancher amerikanischen Tragödie.

Aleksandar Hemons Roman "Lazarus" wurde im vergangenen Jahr auch in Deutschland begeistert aufgenommen. Wie der Roman erzählt der neue Band in brillanter Lakonik Geschichten der Unrast, des ewigen Exils, Melancholisch-Bitteres über die Aberwitzigkeit der Existenz und den Versuch, "unsere flüchtige Präsenz in der Welt" mittels der Literatur zu bestätigen und zu begreifen.

So sehr seinen Helden in der ungeliebten neuen Heimat der american way of life auf die Nerven geht - College-Football und fehlende Straßencafés, der Puritanismus und der koffeinfreie Kaffee, die Sitte, Verabredungen Wochen im Voraus treffen zu müssen, oder die Jesus-Freaks - so sehr bewundern sie die Demokratie, den amerikanischen Traum und die englische Sprache, in der eben auch Conrad, Hemingway und die Rockballaden-Dichter schrieben. Die Fremde ist kein "Stairway to Heaven", doch sie liefert ganz im Sinne Buddhas "noble Weisheiten des Leidens". Hemon macht daraus schöne Geschichten.

SABINE BERKING

Aleksandar Hemon: "Liebe und Hindernisse". Stories. Aus dem Englischen übersetzt von Rudolf Hermstein. Albrecht Knaus Verlag, München 2010. 256 S., geb., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Glaubt man Sabine Berking, sind nach seinem gefeierten Roman "Lazarus" auch Aleksandar Hemons neue Erzählungen glänzend erzählte "Geschichten der Unrast", die vom Leben in der Fremde, Kindheitserinnerungen und der bitteren Melancholie des Exils handeln. Der 1964 in Sarajewo geborene Autor, der bei Ausbruch des Bosnienkrieges als Stipendiat in Chicago war und nicht in seine Heimat zurückkehrte, nimmt diesmal Joseph Conrad zum Ausgangspunkt - auch ein osteuropäischer Exilant, der in der amerikanischen Sprache heimisch wurde - um von einem Kongobesuch beim Vater des Ich-Erzählers zu berichten, verrät die Rezensentin. Und so kann man in diesen Erzählungen, in denen es ein stetes Hin und Her zwischen Europa und der Neuen Welt gibt, zwar durchaus den Überdruss, der die Exilhelden angesichts so mancher Facette des "american way of life" ergreift, ablesen, genauso aber würdigen sie in "schönen Geschichten" die Errungenschaften der neuen Heimat, die Demokratie, den american dream und nicht zuletzt die Sprache, so Porombka sehr eingenommen.

© Perlentaucher Medien GmbH