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Die Wissenschaftsjournalistin und Neurobiologin Lone Frank hat die Kräfte der Liebe und die Erschütterung der Trauer erlebt. In ihrem Buch forscht die Autorin nach dem unerwarteten Tod ihres Lebensgefährten, warum sie das Wesen der Liebe nie ganz verstanden hat. Plötzlich auf sich allein gestellt, ohne enge Bindungen, weil sie ihr Leben zuvor hauptsächlich einer symbiotischen Partnerschaft gewidmet hatte, fragt sie nach den Ursachen und Bedingungen, warum einige Menschen liebevolle Verbindungen eingehen und andere daran scheitern. Warum es manchen gelingt, zu lieben und geliebt zu werden, und…mehr

Produktbeschreibung
Die Wissenschaftsjournalistin und Neurobiologin Lone Frank hat die Kräfte der Liebe und die Erschütterung der Trauer erlebt. In ihrem Buch forscht die Autorin nach dem unerwarteten Tod ihres Lebensgefährten, warum sie das Wesen der Liebe nie ganz verstanden hat. Plötzlich auf sich allein gestellt, ohne enge Bindungen, weil sie ihr Leben zuvor hauptsächlich einer symbiotischen Partnerschaft gewidmet hatte, fragt sie nach den Ursachen und Bedingungen, warum einige Menschen liebevolle Verbindungen eingehen und andere daran scheitern. Warum es manchen gelingt, zu lieben und geliebt zu werden, und anderen nicht. Sie verknüpft ihre eigene Familiengeschichte mit Erkenntnissen der Neurobiologie, Psychologie und Soziologie und zeichnet so ein mehrdimensionales Bild des am meisten trivialisierten und mystifizierten Gefühls - der Liebe.
Autorenporträt
Lone Frank, geboren 1966, ist Neurobiologin und Dänemarks führende Wissenschaftsjournalistin. Sie schreibt für »Science«, »Nature« und die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« und ist Autorin von fünf Büchern. »Mindfield. How Brain Science is changing our world« wurde hoch gelobt und in fünf Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien »Mein wundervolles Genom: Ein Selbstversuch im Zeitalter der persönlichen Genforschung«. Lone Frank lebt in Kopenhagen.

Kerstin Schöps ist Übersetzerin aus den skandinavischen Sprachen. Sie hat u.a. Arne Dahl, Johan Theorin, Jesper Juul und Pia Callesen ins Deutsche übertragen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Was Rezensentin Elena Witzeck angeregt plaudernd über dieses Buch berichtet, liest sich, als betrachte sie es als ein nützliches Vademecum durch aktuelle Theorien über die Liebe. Die Wissenschaft spielt dabei in diesem Buch eine wichtige Rolle, berichtet die Rezensentin, denn die Buchautorin ist Wissenschaftsjournalistin und Biologin. Hormone spielen also ganz klar eine wichtige Rolle, und dies sowohl bei den Präriewühlmäusen (eine der wenigen Säugetierarten, die in festen Beziehungen leben, so die Rezensentin), als auch bei den Menschen. Aber was hilft's - man kann der Autorin und der mit ihr sympathisierenden Rezensentin mit allen möglichen Konzepten von Liebe kommen, von der Polyamorie bis hin zur "confluent love": Es bleibt doch die Sehnsucht nach der romantischen Liebe und der festen Beziehung. Allen, denen es ähnlich geht und die dennoch reflektieren wollen, empfiehlt Witzeck die Lektüre dieses Buchs.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.04.2023

Präriewühlmäuse sind uns gar nicht so unähnlich

Alles eine Frage der Hormone und des kulturellen Kontexts:

Lone Frank spürt den Ursachen der Liebe nach und plädiert dafür, romantische Unwägbarkeiten zuzulassen. Ihr Fazit fällt dann aber doch recht gediegen aus.

Von Elena Witzeck

Bei Menschen, die ihre persönliche Lebenserfahrung zum Thema eines Sachbuches machen, muss man auf der Hut sein. Vorsicht geboten ist auch bei Büchern, die einem die Liebe erklären wollen, die Liebe im Namen tragen, wissenschaftliche Erkenntnisse über sie versprechen oder behaupten, ihr mit "Spezialisten auf dem Gebiet des menschlichen Liebeslebens" auf den Grund zu gehen. All diese Warnsignale sendet das neue Buch der dänischen Wissenschaftsjournalistin und Neurobiologin Lone Frank aus, von der bereits der Titel "Mein wundervolles Genom" auf Deutsch erschienen ist, das als "Selbstversuch im Zeitalter der persönlichen Genforschung" beworben wird.

Lone Frank verlor sehr früh erst ihre Mutter, dann ihren Vater und schließlich, vor ungefähr fünf Jahren, ihren Mann. Zu diesem Zeitpunkt will sie erkannt haben, dass ihre Liebe für ihn viel größer gewesen sei, als sie es sich eingestanden hatte. Sie habe die Liebe in Ermangelung eines tieferen Verständnisses zu lange als etwas Selbstverständliches betrachtet. Daher der Versuch einer wissenschaftlichen Annäherung: "Warum sollten wir das Feld Philosophen und Poeten überlassen?"

Neben dem Porträt einer Frau, die eine ungewöhnliche Karriere gemacht hat und gern von ihren Männerbegegnungen auf Wissenschaftskongressen berichtet, liegt hier also eine Analyse der Liebe vor, von den historischen Bedingungen über die kulturellen Grundlagen bis zum Datingverhalten der Neuzeit, von Eva Illouz bis Esther Perel. Manches darf angesichts der Allgegenwärtigkeit des Sujets als bekannt vorausgesetzt werden. Frank erinnert an die Überzeugung der Existenzialisten, die authentische Liebe allein in der seltenen Beziehung zwischen zwei gleichberechtigten Partnern zu finden, an den Standpunkt der Philosophin bell hooks, dass Liebe nichts mit Gefühlen zu tun habe, sondern ausschließlich mit Handlungen: die Liebe als bewusste Entscheidung, die bewusste Handlungen nach sich zieht.

Für die verhaltensbiologischen Grundlagen wendet sich Frank, selbst kinderlos, den Studien des britischen Psychiaters John Bowlby zu, der früh und unter dem Hohn seiner Kollegen beschrieb, wie Säuglinge, deren Suche nach Bindung zu anderen Lebewesen keinen Erfolg hat, den Rest ihres Lebens mit kognitiven und emotionalen Schwierigkeiten kämpfen. Bowlby sprach vom intuitiven Bedürfnis, in der Nähe der primären Bezugsperson zu sein, und stellte später in "Can I Leave My Baby?" fest, dass "man die Liebe und Aufmerksamkeit, die ein Säugling braucht, aber nicht bekommt, niemals ersetzen kann". Auch der Verhaltensforscher Harry Harlow, der die Natur menschlicher Zuneigung in Experimenten mit dem Nachwuchs von Tieren untersuchte, sprach von Liebe.

Nehmen wir das Beziehungsverhalten der Präriewühlmaus. Im Gegensatz zu etwa 97 Prozent aller anderen Säugetiere und nahezu aller Nagetiere lebt die Präriewühlmaus in festen Beziehungen, in denen sich Männchen und Weibchen die Pflege der Nachkommen teilen. Beide Partner nutzen zwar die Gelegenheit für einen Seitensprung, wenn sie sich ergibt, bleiben aber lebenslang in ihrer bestehenden Partnerschaft.

Frank beschreibt, was während der ersten Paarungsspiele der Präriewühlmäuse passiert und welche Rolle das Bindungshormon Oxytocin dabei spielt. Was die promiske Wühlmaus von der treuen unterscheide, sei reine Neurochemie. Den Junggesellen fehlt ein Stück der DNA, die steuert, wie viele Vasopressinrezeptoren in einer Zelle gebildet werden. Diese Rezeptoren regulieren die Hormone, die bei der Paarung ausgeschüttet werden. Die "Singles" verfügen also über sehr viel weniger Rezeptoren und reagieren deshalb weniger stark auf die Hormone. "Wie bei den Mäusen, so stellt es sich - zumindest teilweise - bei den Menschen dar."

Während Verliebtheit vom Ansteigen des Dopaminspiegels und der Ausschüttung des Stresshormons Cortisol bis zum Absinken des Botenstoffes Serotonin einem Fahrplan folgt, was einerseits zu ekstatischen Gefühlen führt und andererseits zu einem, wie Frank schreibt, "Hauch von Besessenheit", während sich also die Verliebtheit als Trieb- und Motivationssystem in tief liegenden Hirnarealen vollzieht, ist die Liebe konsequenter: Wir fühlen uns von Personen angezogen, die uns Geborgenheit im Vertrauten versprechen, von solchen, mit denen der Austausch wertvoller emotionaler und physischer Ressourcen ein Gleichgewicht erzeugt.

Die westliche, idealerweise von materiellen Erwägungen losgelöste Vorstellung von Liebe hat ihren Ursprung in der christlichen Tradition. In Asien stehen moderne Liebe und materielle Realität weniger im Widerspruch, und in Russland werden die chaotischen, uns übermannenden Seiten der Liebe mehr betont. Liebe ist also auch Prägung und Kultur.

Es überrascht nicht, dass Frank für die Remystifizierung der Liebe plädiert, das Sich-Fallen-Lassen ins Unbekannte. Sie betont die psychologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau, pflegt eine kritische Haltung zum Onlinedating, mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht hat. Ungeklärt bleibt, warum die Entscheidung, sich auf ein Blind Date aus dem Netz und damit auf alle denkbaren Ausgänge eines ersten gemeinsamen Abends einzulassen, so konträr zur Vorstellung vom Sich-Fallen-Lassen ins Unbekannte sein muss. Und warum "vorläufige Studien", die bezeugen, dass sich Männer von Datingapps eher schnellen Sex versprechen als Frauen, die Perversion eines Systems bezeugen sollen, das genauso auf evolutionären Mustern beruht und am Ende doch in übereinstimmende Interessen münden kann.

Polyamorie ist für Lone Frank ein Medienhype, ein schwaches "Schild gegen den Liebesschmerz". "Die romantische Liebe scheint eine unwiderstehliche Neigung zu Exklusivität zu haben", zitiert Lone Frank den Anthropologen William Jankowiak. Und damit schließt sich der Kreis ihrer Sehnsucht nach dem verlorenen Partner. Diese Sehnsucht nach der klassischen, romantischen, exklusiven Idee der Liebe besteht auch in Zeiten der "confluent love", in der eine Beziehung die andere ablöst, fort. Und Lone Frank gelingt es, dem Buch der Liebesforschung ein lesenswertes Kapitel hinzuzufügen, über das man sich hier und da aufregen kann, mit dessen Hilfe aber auch wenig Licht ins Dickicht unserer Gefühle kommt.

Lone Frank: "Liebe".

Vom Höchsten der Gefühle.

Aus dem Dänischen von Kerstin Schöps.

Kein & Aber Verlag, Zürich 2023. 272 S., geb., 25,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Frank versucht, die Liebe, die so viel Macht über den Menschen hat, zu entzaubern. Und es gehört zu den wunderbaren Ergebnissen dieses Buches, dass ihr das letztlich nicht gelingt.« Tobias Becker, Der Spiegel Der SPIEGEL 20230114